Welttag des Buches will das Lesen wieder attraktiv machen

"Lesen, nicht wischen!"

Gerade die Jüngeren greifen immer seltener zu längeren Texten: Zum "Welttag des Buches" setzten sich Initiativen für Leseförderung ein. Buchgeschenke und Titelempfehlungen sollen das Lesen schmackhaft machen.

Autor/in:
Rainer Nolte
 Ein kleines Mädchen liest in einem Buch / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Ein kleines Mädchen liest in einem Buch / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

"Lesen, nicht wischen!" - ein Slogan, der die Schlüsselrolle der Lesekompetenz gerade im digitalen Zeitalter unterstreichen soll. Bei aller Euphorie über Tablets oder Smartphones im Unterricht müsse der Wert des Lesens immer wieder betont werden, so der Bayerische Philologenverband (bpv) anlässlich des "Welttag des Buches" am Montag. Für eine stärkere Leseförderung in Deutschland plädieren unisono Bildungsexperten, Journalisten und Schriftsteller.

Mediales Angebot richtig nutzen

"Die Digitalisierung und eine nie dagewesene Medienvielfalt prägen das Aufwachsen nahezu aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Um die medialen Angebote selbstbestimmt und verantwortungsbewusst zu nutzen, bedarf es der Fähigkeit zu lesen", erklärt ZDF-Intendant Thomas Bellut. Die Lese- und Rechtschreibleistungen von Schülern ist laut dem Verband Bildung und Erziehung besorgniserregend. Individuelle Förderung von Schülern sei nur möglich, wenn hierfür die erforderlichen finanziellen und personellen Ressourcen bereitgestellt würden.

Lesen von Anfang an fördern

Auch der Verband deutscher Schriftsteller forderte, das Lesen müsse von Kindheit an gefördert werden. "Das Internet darf nicht zur einzigen Plattform der Kommunikation werden", erklärte die Vorsitzende Eva Leipprand. "Unser Leben ist mehr als eine flüchtige Abfolge von Klicks und Tweets, in der wir leicht die Orientierung verlieren."

Leipprand verwies darauf, dass die Zahl der Bücherleser rückläufig sei, insbesondere bei den jüngeren und mittleren Jahrgängen. Als Begründung würden insbesondere Informationsflut und Beschleunigung der digitalen Welt genannt. "Dabei schwindet die Fähigkeit, längere Texte konzentriert zu lesen."

Bücher werden verschenkt

Auf Initiative des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, von Stiftung Lesen, ZDF, Deutsche Post und des cbj Verlags bekommen rund 1,2 Millionen Kinder in Deutschland zum "Welttag des Buches" ein Buch geschenkt. Im Rahmen der Aktion "Ich schenk dir eine Geschichte" erhalten Schüler der Klassenstufen 4 und 5 sowie von Integrations-, Förder- und Willkommensklassen ihr persönliches Exemplar von "Lenny, Melina und die Sache mit dem Skateboard" in einer der 3.500 teilnehmenden Buchhandlungen.

Der Abenteuerroman handelt von den Freunden Melina, Julius und Lenny und einem bevorstehenden Skateboardwettbewerb. Als Lennys neues Super-Board verschwindet, werden nicht nur die Turniervorbereitungen durcheinandergebracht, auch die Freundschaft der drei wird auf die Probe gestellt. Ergänzt wird der Text durch eine 32-seitige Graphic Novel des Illustrators Timo Grubing.

Ursprung des Unesco-Welttages

Die Weltkulturorganisation Unesco hatte 1995 den 23. April zum "Welttag des Buches und des Urheberrechts" ausgerufen. Das Datum geht auf eine Tradition in Katalonien zurück: Zum Namenstag des Schutzheiligen Sankt Georg werden dort Rosen und Bücher verschenkt. Der 23. April ist zugleich der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes.

Laut Börsenverein beteiligen sich Einrichtungen in über 100 Ländern am Unesco-Welttag des Buches und des Urheberrechts. In Deutschland laden Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken und Schulen zum Mitfeiern ein und veranstalten zahlreiche Aktionen und Lesungen. Zum zweiten Mal öffnen rund 80 Verlage ihre Tore für Besucher. Kinder- und Jugendbuchautoren laden zu rund 100 Lesungen in Buchhandlungen ein.

Extra Buchempfehlungen

Die Stiftung Lesen stellte zum Aktionstag eine Liste von neun Büchern zusammen, in denen Bücher die Hauptrolle spielen. So ist "Lest das Buch, Lemminge" für Vier- bis Fünfjährige ein höchst erheiterndes, comicnahes und herrlich unpädagogisches Abenteuer, wie die Initiative erklärt. Das Sachbuch "Johannes Gutenberg und das Werk der Bücher" bringt Neun- bis Zehnjährige die Werkstatt des Meisters und die Erfindung des Buchdrucks näher. Magisches gibt es in "Die Spur der Bücher" für 14-Jährige: "Hier weht einem der besondere Duft von (alten) Büchern nicht nur beim Umblättern entgegen!", so die olfaktorische Empfehlung der Stiftung.


Quelle:
KNA