Leipziger Buchmesse mit Buchpreis-Verleihung eröffnet

Aufruf zu Meinungsfreiheit und Toleranz

Die Leipziger Buchmesse ist eröffnet: Den Buchpreis zur Europäischen Verständigung bekam die Norwegerin Asne Seierstad. Bis Sonntag präsentieren sich gut 2.600 Aussteller. An rechte Verlage richten die Veranstalter eine Warnung.

Leipziger Buchmesse hat begonnen / © Jan Woitas (dpa)
Leipziger Buchmesse hat begonnen / © Jan Woitas ( dpa )

Mit der Verleihung des Buchpreises zur Europäischen Verständigung ist die Leipziger Buchmesse 2018 eröffnet worden. Die norwegische Autorin und Kriegsreporterin Asne Seierstad nahm die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung am Mittwochabend entgegen. An der Eröffnungsfeier im Leipziger Gewandhaus nahmen auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Buchmesse-Direktor Oliver Zille teil.

Auf der Buchmesse präsentieren sich von Donnerstag bis Sonntag insgesamt 2.635 Aussteller aus 46 Ländern. Im Vorjahr waren es knapp 2.500 Aussteller aus 43 Ländern. Für das parallel stattfindende Lesefest "Leipzig liest" gestalten rund 3.600 Mitwirkende etwa 3.400 Veranstaltungen an 500 Orten in der ganzen Stadt. Gastland der Buchmesse ist Rumänien.

Zunehmender Rechtsextremismus in Europa

Seierstad erhielt den Preis für ihr Werk "Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders". Darin setzt sich die 48-Jährige mit dem Massenmörder Anders Behring Breivik auseinander, der im Juli 2011 in Norwegen 77 Menschen tötete.

In ihrer Dankesrede sagte Seierstad laut Redetext, es sei das schwierigste Buch gewesen, das sie je geschrieben habe. Der Rechtsextremismus in Europa habe seit Breiviks Terrorakt noch zugenommen, betonte die Preisträgerin: "Um ihn zu bekämpfen, müssen wir ihn entblößen."

Die Schriftstellerin und Journalistin Verena Lueken sagte in ihrer Laudatio laut Manuskript, Seierstads Buch sei "Zeugnis einer Trauer immensen Ausmaßes". Seierstads furchtloser Blick und ihre klare Sprache schafften einen Raum von Freiheit, der es ermögliche, über die Frage nachzudenken: "Was haben wir falsch gemacht?", so Lueken.

Diskussion um Präsenz rechter Verlage

Nach den teilweise tumultartigen Protesten auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst 2017 wurde vor Messebeginn auch in Leipzig kontrovers über Meinungsfreiheit und die Präsenz rechter Verlage diskutiert. Ministerpräsident Kretschmer betonte zur Eröffnung Freiheit und Toleranz. "Wir brauchen den wohldurchdachten öffentlichen Diskurs der Ideen, wir leben von ihm", sagte er laut Redetext.

Schreiben und Lesen könnten dabei helfen. Beides weite den Horizont und schaffe neue Perspektiven. "Lesen macht nicht nur schlau, sondern auch stark - zum Beispiel gegen Unfug, Ignoranz oder Intoleranz", so der Ministerpräsident.

Zuvor hatten auch die Organisatoren zur offenen und gewaltfreien Debatte aufgerufen. Messe-Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner sagte, die Messe stehe für Vielfalt, Meinungsfreiheit und Toleranz.

Viele politische Themen

Rassismus und Hetze bildeten eine "ganz klare rote Linie", die Grenze sei das Grundgesetz. Strafrechtlich relevante Äußerungen würden die Messeveranstalter "selbstverständlich zur Anzeige bringen", betonte Buhl-Wagner und warnte: "Ganz klar kann man dafür auch Hausverbote erteilen."

Buchmesse-Direktor Oliver Zille sagte, er wünsche sich, dass der breite Themenkanon, den die Messe biete, auch wahrgenommen werde "und nicht nur einzelne, besonders laute Teilnehmer die Messe dominieren". Insgesamt zögen sich politische Themen "wie ein roter Faden" durch das Programm.

Als eines der Highlights nannte Zille die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse in drei Kategorien. Die Preise werden an diesem Donnerstag übergeben und sind mit insgesamt 60.000 Euro dotiert.


Sachsens Ministerpräsident Kretschmer überreicht der Autorin Asne Seierstad den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung / © Sebastian Willnow (dpa)
Sachsens Ministerpräsident Kretschmer überreicht der Autorin Asne Seierstad den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung / © Sebastian Willnow ( dpa )
Quelle:
epd