Pop-Dandy, Provokateur, Zweifler: Vor 20 Jahren starb Falco

"Muss ich denn sterben, um zu leben?"

"Rock Me Amadeus" machte ihn zum internationalen Superstar. Vor 20 Jahren starb der österreichische Musiker Hans Hölzel, der es als Falco zu Weltruhm brachte. Sein Leben war zerrissen, schwankte zwischen Überschwang, Selbstzweifeln und Exzessen

Autor/in:
Holger Spierig
Der österreichische Popstar Falco / © Herbert Pfarrhofer (dpa)
Der österreichische Popstar Falco / © Herbert Pfarrhofer ( dpa )

"Er war ein Superstar, er war populär. Er war so exaltiert, because er hatte Flair." So wie Falco auf der Höhe seines Erfolges über das Klassik-Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart sang und rappte, sah er sich wohl auch selbst. Mit seiner Bühnenfigur Falco gelang es dem österreichischen Musiker Hans Hölzel, aus einfachen Verhältnissen heraus seinen Traum vom Leben als internationaler Popstar zu verwirklichen. Vor 20 Jahren, am 6. Februar 1998, kam Falco in der Dominikanischen Republik bei einem Autounfall ums Leben. Er wurde 40 Jahre alt.

Falco gilt als einer der ersten Musiker, der US-amerikanischen Rap und Hip-Hop mit deutschen Texten kombinierte. Sein Markenzeichen war der elegante Auftritt mit gegelten Haaren, Anzug und lässigen Bewegungen. "Spiegel Online" bezeichnete Falco einmal als "Amadeus des Pop" und als einen "der letzten Dandys des Popgeschäfts".

Ein deutscher Song war der Hit in den USA

Bereits in der Schule gab er als Berufswunsch an, "Popstar" werden zu wollen - so erinnerte sich sein langjähriger Bandkollege Bernhard Rabitsch in der Film-Dokumentation "Hoch wie nie". Den Namen Falco übernahm er, nachdem er den DDR-Skispringer Falko Weißpflog im Fernsehen bewundert hatte.

Im Sog der "Neuen Deutschen Welle" schoss Falcos Stück "Der Kommissar" Anfang der 80er Jahre in den Hitparaden ganz nach oben. Mit "Rock Me Amadeus" gelang ihm dann 1986, was vor ihm kein deutschsprachiger Künstler geschafft hatte: Mit einem deutschen Text war er mehrere Wochen lang in den USA in den Top Ten, drei Wochen lang sogar auf Platz eins.

"Des schoff i nie wieder"

Als Falcos Manager die sensationelle Nachricht in Wien mit Champagner feiern wollte, war Falco der einzige in der Runde, der am Boden zerstört war. "Des schoff i nie wieder", soll er gesagt haben. "Jetzt is' aus." Falco sei ein Mensch gewesen, der sehr mit sich gekämpft habe, beschreibt ihn der deutsche Rockmusiker Peter Maffay in der Falco-Doku "Hoch wie nie". "Aber auch ein sehr interessanter Mann mit tollen Impulsen."

Am 19. Februar 1957 in Wien geboren, wuchs Johann "Hans" Hölzel in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Als sein Vater die Familie verließ, wurde seine Mutter Maria Hölzel bis zu seinem Lebensende eine seiner wichtigsten Bezugspersonen. Das Gymnasium und auch die spätere Lehre bei einer Pensionsversicherungsanstalt brach er ab.

Ein Duett mit Madonna: Abgelehnt

Der Jugendliche, der zuvor schon durch musikalisches Talent aufgefallen war, schlug sich danach als Bassist in mehreren Bands durch, unter anderem in der Wiener Anarcho-Kunst-Band "Drahdiwaberl". Schon damals experimentierte Hölzel an seinem Stil, eiferte seinem musikalischen Vorbild David Bowie nach. Als er in einer Pausennummer sein eigenes Stück "Ganz Wien" sang, habe man bereits sein Charisma spüren können, sagen Bandkollegen.

Nach seinem Erfolg als Solo-Künstler führte Falco das Leben eines Rockstars: Exzessiv konsumierte er Whisky und Kokain, verwüstete seine Hotelzimmer. Als sein Manager ihm einen äußerst lukrativen Vertrag in den USA ausgehandelt hatte, verschlief er so oft den Flieger, bis das Unternehmen platzte. Ein Angebot, mit dem Star Madonna ein Duett zu singen, wies er entrüstet zurück.

"Ich bin ein Unangepasster"

Seinen Ruf, der von "schwierig" bis zu einem "definitiven Arschloch" reiche, müsse er schließlich verteidigen, sagte er einmal. "Ich bin ein Unangepasster in einem angepassten Geschäft." Im Grunde habe Falco "eine tiefe Sehnsucht nach Bürgerlichkeit, Geborgenheit und einer Beziehung" gehabt, schreibt sein langjähriger Manager Horst Bork in seinen Erinnerungen. Dies habe er jedoch bis zum Lebensende nicht gefunden. Eine 1988 geschlossene Ehe hielt nur ein knappes Jahr. Die Tochter aus dieser Verbindung stammte, wie sich später herausstellte, nicht von ihm.

Wochenlang in den Schlagzeilen war er 1986 mit seinem Skandalhit "Jeanny", sogar in den Hauptnachrichten. Im "heute journal" warf Moderator Dieter Kronzucker dem Musiker vor, Entführung, Vergewaltigung und Ermordung eines jungen Mädchens zu glorifizieren. Der mehrdeutig formulierte Text ließ auch eine solche Deutung zu, viele Radiosender spielten das Lied nicht, das Video wurde verboten. Falco wies die Vorwürfe zurück.

Comeback nach dem Tod

Nach seinen Erfolgen in den 80er Jahren sank Falcos Stern am Pophimmel. Einzig die Techno-Version eines Gassenhauers der 20er Jahre, "Mutter, der Mann mit dem Koks ist da", wurde Mitte der 90er Jahre noch mal ein etwas schräger Hit für die tanzende MTV-Generation. Als Falco am 6. Februar 1998 von einem Parkplatz der "Turist Disco" in der Dominikanischen Republik auf die Straße fuhr, wurde sein Geländewagen von einem Bus gerammt. Der Musiker war sofort tot. Laut Obduktion hatte er große Mengen an Alkohol und Kokain konsumiert.

Sein großes Comeback sollte er nicht mehr erleben. Das Stück "Out of the Dark", an dem er vor seinem Tod gearbeitet hatte, brachte die Kassen wieder zum Klingeln. Textzeilen wie "Muss ich denn sterben, um zu leben?" lassen das Stück wie einen eigenen Nachruf wirken.


Popstar Falco bei einem Auftritt im Jahr 1982 / © Martin Athenstädt (dpa)
Popstar Falco bei einem Auftritt im Jahr 1982 / © Martin Athenstädt ( dpa )
Quelle:
epd