Auch in Kirchenkreisen war der VW Käfer beliebt

Kardinal und Käfer

Von einer verunglückten Probefahrt bis zur Übergabe des allerletzten Exemplars an den Papst: Auch in der Kirche spielte der VW Käfer eine Rolle. Vor 40 Jahren lief das letzte in Deutschland gebaute Exemplar vom Band.

Autor/in:
Gottfried Bohl
Adolf Bolte, Weihbischof in Fulda, segnet im Jahr 1958 VW-Busse und Käfer / © N.N. (KNA)
Adolf Bolte, Weihbischof in Fulda, segnet im Jahr 1958 VW-Busse und Käfer / © N.N. ( KNA )

Er läuft und läuft und läuft... - und manchmal fährt er auch in den Graben. Einmal saß dabei Reinhard Marx am Steuer, der heutige Kardinal und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Als junger Mann kam er beim verbotenen Probefahren noch ohne Führerschein mit dem Wagen vom rechten Weg ab.

Natürlich war es ein VW Käfer, das Kultauto der Deutschen, dessen letztes in Deutschland gebaute Exemplar vor 40 Jahren, am 19. Januar 1978, im Werk Emden vom Band lief. Danach wurde er noch in Brüssel und später in Mexiko weiter gebaut. Bis am 30. Juli 2003 wirklich Schluss war - mit Nummer 21.529.464. Ein Exemplar aus der allerletzten Serie bekam übrigens Papst Johannes Paul II. überreicht.

Bischof Bode fuhr Käfer

Bessere Erinnerungen als Marx hat sein Stellvertreter an der Spitze der Bischofskonferenz, Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode: "Mein erstes eigenes Auto war ein Käfer 1200. Ich habe ihn 1974 gekauft. Gebraucht, versteht sich." Den Führerschein hatte er schon länger, aber kaum Fahrpraxis, erzählt er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Der Wiedereinstieg ins automobile Leben war also eine Herausforderung, die mich auch in einer etwas engen Situation einen Kotflügel kostete. Das Gute war, dass tatsächlich nur dieses Teil ersetzt werden konnte, weil es einzeln verschraubt war."

"Zuverlässig, günstig, leicht zu reparieren": So beschreibt auch der frühere Kölner Weihbischof Klaus Dick die Vorzüge des legendären "Buckel-Porsche": Seinen ersten kaufte er 1957 als Studentenpfarrer: Baujahr 49, 250.000 Kilometer auf dem Buckel, extrem laut. "Aber 'wenn Sie das nicht stört, können Sie den noch eine Zeit fahren', hieß es in der Werkstatt." Dick fuhr danach "selbstverständlich" noch zwei weitere Käfer. Größere Probleme gab es nie - "außer dass ich mal in den Alpen aus einer Schneewehe gezogen werden musste".

Apropos Schnee: Zwischen Winter und Sommer gab es himmelweite Unterschiede, ergänzt Bischof Bode: "Was ich am Käfer schätzte, war die 'Klimatisierung' durch die seitlichen Ausstellfenster im Sommer. Zur Heizung im Winter fällt mir dagegen nichts Positives ein." Für die bekannte Ordensfrau und Frauenrechtlerin Lea Ackermann dagegen war die Heizung wohl das geringste Problem, als sie 1967 als junge Nonne im Käfer alleine durch Afrika fuhr - mit geladener Pistole im Handschuhfach.

Viel mehr passte auch nicht rein, lästerte der eine oder andere schon mal über das nicht gerade üppige Platzangebot. Aber es gibt auch heute noch Fans, die von Urlaubsfahrten über den Brenner mit Vater, Mutter, drei Kindern und Koffer schwärmen. Schließlich wurde der Käfer nach dem Krieg schnell zum Exportschlager und zum Symbol des Wirtschaftswunders. Zur Popularität trugen auch der Disney-Film "Ein toller Käfer" von 1968 und seine zahlreichen Fortsetzungen bei.

Fahrzeug für jedermann

Begonnen hatte die ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 1934, als der Ingenieur Ferdinand Porsche auf Wunsch der NS-Führung ein "Expose betreffend den Bau eines deutschen Volkswagens" vorlegte und den Auftrag erhielt, das Auto zu bauen. Doch nachdem 1938 das Volkswagenwerk und spätere Wolfsburg aus dem Boden gestampft worden war, wurden statt der geplanten 500.000 jährlich nur wenige Hundert Käfer für die zivile Nutzung gebaut. Vorfahrt genossen stattdessen Kübelwagen - die militärische Version für Wehrmacht und SS.

Nach dem Krieg ließ die britische Besatzungsmacht die Käfer-Produktion wieder anfahren. Das anspruchslose Auto passte in die Zeit. Und das machte sich auch die Kirche schnell zunutze: "Fahrzeuge für Gott" hieß zum Beispiel eine Aktion von "Speckpater" Werenfried van Straaten, dem Gründer der "Ostpriesterhilfe", die später im Hilfswerk "Kirche in Not" aufging.

Er sammelte Geld für fahrbare Untersätze, damit Priester die versprengte "Diasporagemeinde" der Heimatvertriebenen betreuen konnten. Einer der Höhepunkte der Aktion war der 22. April 1952, als der Kölner Kardinal Josef Frings in Königstein im Taunus 14 Sattelschlepper - die "Kapellenwagen" - und 70 VW Käfer für den Einsatz in der Seelsorge segnete. Daran knüpfte sich mutmaßlich auch die Hoffnung, die zehn Jahre später der legendäre Werbespruch zum Ausdruck brachte: "Er läuft und läuft und läuft..."


Papst Johannes Paul II. fährt am 26. Mai 2004 im Vatikan im Papamobil an dem letzten jemals gebauten VW-Käfer vorbei, der ihm zwei Tage vorher überreicht wurde / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Johannes Paul II. fährt am 26. Mai 2004 im Vatikan im Papamobil an dem letzten jemals gebauten VW-Käfer vorbei, der ihm zwei Tage vorher überreicht wurde / © Osservatore Romano ( KNA )

Eine Schwester vom Orden "Kleine Schwestern Jesu" in Ruanda / © Hans Knapp (KNA)
Eine Schwester vom Orden "Kleine Schwestern Jesu" in Ruanda / © Hans Knapp ( KNA )

Segnung von VW Käfern im September 1957 durch Alex Gabriel, Geschäftsführer des Bonifatiuswerkes, in Paderborn / © N.N. (KNA)
Segnung von VW Käfern im September 1957 durch Alex Gabriel, Geschäftsführer des Bonifatiuswerkes, in Paderborn / © N.N. ( KNA )
Quelle:
KNA