Barockjahr 2018 in Antwerpen

Auf den Spuren von Peter Paul Rubens

Die flämische Stadt Antwerpen widmet das Jahr 2018 dem Barock. Einer der berühmtesten Söhne der Stadt ist der Maler Peter Paul Rubens. Noch heute kann man dort seinen Spuren folgen.

Autor/in:
Franziska Broich
Peter Paul Rubens und seine Frau Isabella / © Gemeinfrei
Peter Paul Rubens und seine Frau Isabella / © Gemeinfrei

In einer Nebengasse, ganz unscheinbar im heutigen Studentenviertel, liegt der Eingang zum Rubenshaus in Antwerpen. Es ist das ehemalige Wohnhaus und die Werkstatt des Barockmalers Peter Paul Rubens (1577-1640). 1610 ließ sich der Künstler in diesem kleinen Palazzo nach einem langjährigen Aufenthalt in Italien nieder. Es war der Beginn eines neuen Kapitels der flämischen Malerei. Kaum ein anderer Künstler beeinflusste die Kunstlandschaft so wie Rubens.

Seltene Einblicke

Wer den prächtigen Innenhof des Gebäudes betritt, kann sich vorstellen, wie seine damalige Frau Isabella Brant, die Tochter des Antwerpener Stadtsekretärs, in samtenen langen Kleidern in den Garten schritt. Anlässlich des Barockjahres können Besucher erstmals nach langen Restaurierungsarbeiten wieder einen Blick in den Gartenpavillon von Rubens werfen und den originalen Torbogen sehen.

Hinter den dicken Holztüren des Wohnhauses befindet sich heute ein Museum über Rubens. Es zeigt Porträts, die er von seiner Tochter malte, und Kunst, die er selbst sammelte. Rubens sprach über acht Sprachen und korrespondierte ausführlich mit den Gelehrten seiner Zeit über archäologische und Kunstfragen.

Verbunden mit dem Glauben und den Gläubigen

In Antwerpen pflegte er besonders zu Regierungsbeamten und Geistlichen einen guten Kontakt. Täglich besuchte er die Messe. Viele seiner Aufträge erhielt er von den Jesuiten in Antwerpen und aus Regierungskreisen. Wie gläubig Rubens selbst war, dafür gebe es keinen Gradmesser, sagt der Direktor des Rubenshauses, Ben van Beneden. Er sei zwar ein fleißiger Kirchgänger gewesen; doch über seine persönliche Überzeugung sei nichts überliefert.

Licht und Farbe

In Italien hatte Rubens seine Leidenschaft für großflächige Gemälde entdeckt. Wie kein anderer Maler seiner Zeit nutzte er Licht und Farbe, um seinen Figuren auf den riesigen Wänden Leben einzuhauchen. Das prädestinierte ihn für Gemälde in Kirchen und Palästen, wie es sonst nicht viele Künstler in den Niederlanden konnten. Seine Vorgänger in Flandern malten meist kleine Bilder.

Das sprach sich schnell herum, und so bekam Rubens Aufträge aus ganz Europa. In seiner Werkstatt beschäftigte er viele Schüler und Assistenten, die ihm dabei halfen, die Gemälde fertigzustellen. Oft waren sie auf besondere Aufgaben spezialisiert wie Jan Brueghel der Ältere auf das Malen von Blumen. Die berühmtesten Assistenten Rubens waren Anthonis van Dyck und Jacob Jordaens, die später selbst zu bekannten Künstlern wurden.

50 Jahre Künstlerleben

In der Werkstatt, die sich im rechten Flügel seines Hauses befindet, sind heute Skizzen von Rubens und großflächige Gemälde ausgestellt. Die riesigen Fenster ringsum lassen erahnen, wie lichtdurchflutet der Raum an Sonnentagen gewesen sein muss. Insgesamt produzierte Rubens während seiner 50-jährigen Schaffenszeit etwa 1.500 Werke.

In dieser Werkstatt entstanden auch zwei der wichtigsten Triptychen – dreigeteilte Gemälde zum Aufklappen – "Kreuzaufrichtung" und "Kreuzabnahme". Sie sind heute in einer der fünf monumentalen Kirchen Antwerpens, der Liebfrauenkathedrale, zu sehen. Es ist die größte gotische Kirche in den Niederlanden, die 1521 vollendet wurde. Die beiden Kunstwerke sind wie viele Gemälde aus der Barockzeit diagonal aufgebaut und von dramatischen Gegensätzen und glühenden Farben geprägt.

Startpunkt für Pilger

Nur 300 Meter von Rubens Wohnhaus steht die St. Jakobskirche. Sie ist Startpunkt für Pilger nach Santiago de Compostela. Die spätgotische Kirche ist mit 23 Altären aus Marmor ausgestattet und Gemälden von Rubens, Jordaens und Van Balen. Zudem sollen die Gebeine von Rubens in der Grabkapelle liegen.

Antwerpen, das um die Wende zum 17. Jahrhundert Zentrum der wirtschaftlichen Entwicklung und eine der reichsten Städte Europas war, war auch Heimat einiger Klöster der verschiedenen Orden.

Darunter auch die Jesuiten, mit denen Rubens einen engen Austausch pflegte. So kam es auch, dass er Maler, Dekorateur und Architekt der St. Carolus Borromäuskirche der Jesuiten wurde. Die beeindruckende Fassade orientiert sich an der Jesuskirche des Ordens in Rom vom italienischen Architekten Giacomo della Porta. Rubens malte für die Kirche 39 Deckengemälde, die jedoch bei einem Brand 1712 vernichtet wurden. Künstlerischer Höhepunkt der Kirche ist der Hochaltar, dessen Bilder entsprechend dem liturgischen Jahr gewechselt werden können.

Zwei der vier Bilder malte Rubens. Sie gehören heute dem Kunsthistorischen Museum in Wien. Das beschäftigt sich in diesem Jahr auch ausführlich mit Rubens in der Ausstellung "Kraft der Verwandlung", die noch bis zum 21. Januar läuft.

Barockjahr 2018 in Antwerpen

2018 verwandelt sich Antwerpen zu einer Barockmetropole wie etwa vor 500 Jahren, als sich die Barockmalerei auf das flämische Kunstzentrum Antwerpen konzentrierte. Die monumentalen Kirchen in Antwerpen zeigen zusammen mit dem Kunstbesitz Flandern Meisterwerke aus der Barockzeit an sieben Orten in der Stadt, und es wird besondere Stadtführungen geben, die zu den Orten führen, die Rubens prägte.

Daneben gibt es die erste Retrospektive über Rubens Zeitgenossin Michaelina Wautier (1614-1689). Die aus dem belgischen Mons stammende Künstlerin ist bisher wenig bekannt, obwohl sie die Maltechnik hervorragend beherrschte und außergewöhnliche Motive für ihre Gemälde wählte. Sie gilt als "aufgehender Stern" auf dem Kunstmarkt.

Und auch zeitgenössische Künstler sind eingebunden ins Barockjahr. Der niederländische Konzeptkünstler Paul Kooiker zeigt zum Beispiel Werke, für die er sich von der Barockmalerei inspirieren ließ.


Quelle:
KNA