Kölner Domkapellmeister freudig zurück von Südamerikareise

"Völlig begeisterte Zuhörer"

Die Jungen und Männer vom Kölner Domchor sind zurück aus Südamerika. Sie haben auf dem Corcovado in Rio und in der Heimatkathedrale von Papst Franziskus in Buenos Aires gesungen. Sie waren Gast des Chorverbands "Pueri Cantores".

Screenshot: Christusstatue in Rio / © AFP (AFP)
Screenshot: Christusstatue in Rio / © AFP ( AFP )

domradio.de: Ich vermute es war eine aufregende Reise, oder?

Professor Eberhard Metternich (Leiter des Kölner Domchors): Ja, total! So weit weg und eine so lange Zeit unterwegs zu sein, auch mit kleineren Kindern von elf bis 13 Jahren, das ist schon eine große Herausforderung. Aber die Eindrücke, die man mitbringt, entschädigen auch für alle Anstrengungen und Mühen.

domradio.de: Auch von hier aus haben wir tolle Eindrücke mitbekommen. Es gab zum Beispiel ein Spontankonzert auf dem Corcovado. Das davon gemachte Video war im Internet ein großer Erfolg. Wie ist dieses Spontankonzert entstanden?

Metternich:  Der Corcovado ist natürlich ein Punkt, der die Besucher in Rio sehr anzieht, da muss man quasi hoch. Wir hatten Glück, wir waren relativ früh am Morgen da. Da ist dort noch nicht so viel Betrieb, denn das größte Problem ist sich einen Platz zu schaffen, sodass man als Chor zusammenstehen, singen und aufgenommen werden kann. Aber es war herrliches Wetter, die Wolken haben sich gerade verzogen. So entstanden die etwas mystischen Bilder. Hinzu kommt natürlich, dass wir als Kölner in der Partnerstadt Rio ein paar kölsche Töne hinterlassen wollten. 

domradio: Mittelunkt der Reise war das Chortreffen des internationalen Chorverbands "Pueri Cantores" in Rio de Janeiro. Das wird heute von circa 400 katholischen Chören getragen. Wie hat Ihr Chor das erlebt?  

Metternich: Das war der Anlass der ganzen Reise, weil wir 2004 selbst schon mal Gastgeber waren und uns in diesem Chorverband sehr beheimatet fühlen. Wir haben einfach auf den Austausch mit vielen internationalen Chören gehofft. Das waren Chöre, die wir sonst nicht so erleben, aus Kolumbien, aus Mexiko, aus Brasilien, aus Korea und dann auch einige europäische Chöre. Und mit ihnen haben wir uns einen Austausch erhofft. Der kam dann aber leider nicht wirklich zu Stande.

domradio.de: Was ist da schief gegangen?

Metternich: Die Veranstalter haben meiner Meinung nach zu wenig geschaut, dass die Chöre, die da hinreisen, selbst singen und zuhören wollen. Die Möglichkeit andere Chöre zu hören, muss man schaffen. Da kann man nicht zehn Konzerte parallel stattfinden lassen, sodass keiner dem anderen zuhören kann. Der Tag hat ja ein paar Stunden, da hätte man einiges anders machen können.

domradio: Was geklappt hat, war dass Sie zu Gast in der Kathedrale von Buenos Aires in Argentinien waren, der Heimatkirche von Papst Franziskus. Wie hat sich das angefühlt dort in seiner Heimatkirche zu sein und zu singen?

Metternich: Ich persönlich war 2010 schon einmal da mit unserem Mädchenchor. Damals war Franziskus noch Erzbischof von Buenos Aires. Das ist schon ein bisschen was anderes mit dem Bewusstsein, dass aus dieser Kathedrale der aktuelle Papst kommt. Hinzu kommt, dass wir das Hochamt am Nationalfeiertag von Argentinien singen durften. Das war für uns sehr spannend, weil da zog erst die Nationalgarde in Uniform ein, dann wurde die Nationalhymne gesungen. Das vergisst man nicht.

domradio.de: Wie wird man denn aufgenommen als Chor in Argentinien? Ist man dann ein Highlight?

Metternich: Sehr dankbar! Wir haben überall, wo wir gesungen haben, völlig begeisterte und emotional anteilnehmende Menschen erlebt. Sie haben sich so gefreut, auch wenn wir nur unterwegs irgendwo standen und etwas gesungen haben. Das hat sich auf die Chormitglieder übertragen, sodass sie so eine Lust am Singen hatten und es ihnen auch nicht zu viel wurde. Die Reaktionen waren total begeistert. Ich glaube es war eine tolle Erfahrung. Wenn man hier in unserem Lande als Chor anfängt zu singen, erlebt man auch schon mal etwas genervte Menschen.  

Das Interview führte Tobias Fricke.

 

Kölner Domchor bei Proben / © Beatrice Tomasetti (Kölner Dommusik)
Quelle:
DR