Kölner Domchor bei Welttreffen von "Pueri Cantores" in Rio

Kölsche Töne an der Copacabana

Meist sorgen sie mit ihrem Gesang im Kölner Dom für die stimmungsvolle Begleitung der Gottesdienste. Doch nun will der Kölner Domchor die Zuhörer auch in Südamerika verzaubern - beim Weltreffen von "Pueri Cantores" in Rio de Janeiro.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Kölner Domchor bei Proben / © Beatrice Tomasetti (Kölner Dommusik)

Ein ehrgeiziges Programm hat der Kölner Domkapellmeister Eberhard Metternich da zusammengestellt: Acht Konzerte und vier Gottesdienste wird der Kölner Domchor allein in einem Zeitraum von zweieinhalb Wochen stemmen. Und das, nachdem er eine Flugstrecke von mehr als 12.000 Kilometern Luftlinie bewältigt hat.

Pueri Cantores Welttreffen in Rio

Denn am 6. Juli beginnt für 60 Sänger – unter ihnen 40 Knaben zwischen zehn und 14 Jahren – eine Reise nach Südamerika, bei der Stationen in Buenos Aires, Tucumán, Iguazú und Rio de Janeiro vorgesehen sind. "Anlass ist das fünftägige Welttreffen des internationalen Chorverbandes ‚Pueri Cantores’, das in diesem Jahr in Rio de Janeiro stattfindet und dessen wichtige Arbeit wir mit unserer Teilnahme unterstützen wollen", erklärt Chorleiter Metternich. "Schließlich hat auch Köln 2004 als Gastgeber dieses Welttreffens enorm davon profitiert, dass sich in unserer Stadt damals Chöre aus allen Kontinenten begegnet sind und tausende Jugendliche die Welt umfassende Idee gemeinsamen Singens miteinander geteilt haben."

Nun sehe er sich auch seinerseits in der Pflicht, diese internationale Chor-Initiative in Brasilien zu stärken. "Pueri Cantores steht auf drei Säulen, die auch unser Selbstverständnis als Kathedralchor ausmachen: Lob Gottes, Begegnung in Freundschaft und Einsatz für Frieden", erläutert Metternich. "Uns ist wichtig, diese Idee nicht nur vom Grundsatz her zu unterschreiben, sondern sie auch, wenn es darauf ankommt, mit Leben zu füllen. Auch und gerade, wenn es viel Einsatz kostet."

Festival in Buenos Aires

Zusätzlich sorge die Einladung, das Eröffnungskonzert des Festivals "BAires Canta" in Buenos Aires in der dortigen Universität zu bestreiten, bei allen Chorsängern für einen ungemein großen Motivationsschub. Und so hat Metternich beides bei dieser Reise in den südamerikanischen Kontinent miteinander verbunden – auch weil die Kölner Dommusik bereits über einen Aufenthalt des Mädchenchores 2010 in Argentinien gewachsene Beziehungen zu einer Schule mit musikalischem Schwerpunkt, dem Instituto Santa Ana, und darüber hinaus mit einem Kinderheim in San Agustin de San Javier der Diözese Tucumán unterhält.

Schließlich unterstützt sie über eine Vermittlung von Marisa Aramayo, Geigenlehrerin der Dommusik, die gebürtige Argentinierin ist, seit ihrem ersten Kontakt mit dieser Einrichtung die pastoral-soziale Arbeit des Heims mit Waisen aus Erlösen von Kölner Benefizkonzerten.

Auch heimische Klänge im Gepäck

Musikalisch hat der Kölner Domchor eine Mischung aus südamerikanischen und heimischen Klängen im Gepäck: In Buenos Aires wird er zunächst unter Mitwirkung von Orchestermitgliedern des "Teatro Colon" die bei den Chorkindern und -jugendlichen so beliebte Tango-Messe "Misa a Buenos Aires" des Argentiniers Martin Palmeri aufführen, die Metternich zugleich als Hommage an das Gastgeberland verstanden wissen will. Mit ihr hatte der Domchor zuletzt bei seiner Romreise 2013 das Publikum in Anwesenheit des Komponisten in der Innenstadtkirche Sant’ Ignazio begeistert.

In der Catedral Metropolitana wird der Chor dann am Folgetag im Hochamt zu den argentinischen Nationalfeierlichkeiten die a-cappella-Messe "Cantus missae" von Josef Rheinberger für acht Stimmen singen und damit einen typisch deutschen Akzent setzen. Aber natürlich solle es auch eine Bach-Motette sein, wenn schon ein Domchor aus dem Heimatland des Thomas-Kantors den südamerikanischen Kontinent besucht, meint Metternich und hat sich für "Komm, Jesu, komm!" entschieden.

Schließlich sei es für die Südamerikaner schon etwas Besonderes, wenn ein deutscher Chor sehr authentisch etwas von den musikalischen Ursprüngen transportiere, die ab der Barockzeit auch Einfluss auf die Komponisten im eigenen Land genommen haben. Ein gutes Beispiel dafür ist unter anderem der Brasilianer José Mauricio Nunes Garcia, der zwischen 1767 und 1830 in Rio de Janeiro gelebt hat und dessen "Missa en Bi Bemol Maior" allen Pueri Cantores-Teilnehmern für den Schlussgottesdienst mit Bischof Orani Joao Kardinal Tempesta in der Kathedrale San Sebastian vorab als Hausaufgabe aufgegeben wurde. Und die ziemlich viele europäische Elemente hat, wie der Leiter der Kölner Dommusik bei der Einstudierung festgestellt hat.

Wertvolle Erfahrungen sammeln

"Gemeinsam in einem fremden Land unterwegs zu sein ist für die Sänger eine sehr wertvolle Erfahrung. Denn sie macht mit allen Sinnen neugierig und bringt den Chor in seiner Entwicklung weit nach vorne", freut sich Metternich auf die anstehende Fernreise und viele neue Eindrücke am Fuß des Zuckerhuts. "Es geht um das Gemeinschaftserlebnis, die Freude an der Musik, aber eben auch – aktueller denn je – um den Austausch mit fremden Kulturen und eine Völkerverständigung über alle Grenzen hinweg.

In diesem Kontext verstehen wir uns immer auch als Kulturbotschafter unserer Stadt und unseres Landes", betont er. Natürlich wird die Gruppe auch die berühmten Wasserfälle von Iguazú besuchen, die Christus-Statue auf dem Corcovado und den schönsten Strand der Welt. Und selbstverständlich soll bei all dem das reine Vergnügen nicht zu kurz kommen. "’Kölsche Töne’ an der Copacabana mit Hits von den Bläck Fööss", lacht Metternich, "das werden selbst eingefleischte Karnevalisten wie die Brasilianer bestimmt noch nicht gehört haben."