Vor 450 Jahren wurde der Komponist Claudio Monteverdi geboren

Im Dienst des Textes

Sein Name ist dem breiten Publikum weniger bekannt als der von Händel oder Mozart. Sein Platz in der Musikgeschichte aber ist unverrückbar: Claudio Monteverdi.

Autor/in:
Andreas Laska
Claudio Monteverdi / © Gemeinfrei
Claudio Monteverdi / © Gemeinfrei

Es mag zugespitzt klingen, aber letztlich ist es wahr: Ohne Claudio Monteverdi gäbe es die Musik, wie wir sie heute kennen, nicht. Er legte die Grundlagen für das harmonische Verständnis, das die westliche Musik, egal welcher Stilrichtung, bis heute prägt. Am 15. Mai 1567, vor 450 Jahren, wurde der Komponist im norditalienischen Cremona getauft. Sein Geburtsdatum liegt, wie so manches Detail seines Lebens, im Dunkeln.

Als Monteverdi, gerade 15-jährig, seine musikalische Ausbildung begann, stand die Renaissance-Musik in voller Blüte. Es war die Hoch-Zeit der Vokalpolyphonie, jener Musik, bei der das harmonische Miteinander der Stimmen durch das Überlagern mehrerer Melodien erzeugt wird. Je erfahrener die Komponisten in dieser Technik wurden, desto kunstvoller die Musik. Einen entscheidenden Nachteil aber brachte das mit sich: Vom gesungenen Text verstand man bald gar nichts mehr.

Statt Mehrstimmigkeit ein Sänger

Und genau daran störte sich der junge Monteverdi. In seinen Augen sollte die Musik aus dem Text heraus entwickelt werden. Statt auf kunstvolle Mehrstimmigkeit setzte er auf die Ausdruckstärke eines Sängers. Das harmonische Gerüst zur Melodie lieferten Begleitinstrumente. Als "Seconda prattica" (zweite Praxis) ging die damals revolutionäre Kompositionstechnik in die Musikgeschichte ein.

Monteverdis Karriere zerfällt in zwei große Abschnitte. Von 1590 bis 1612 wirkte er am herzoglichen Hof von Mantua, von 1613 bis zu seinem Tod 1643 in Venedig. Sein Werkkatalog ist lang. Viele weltliche Madrigale finden sich ebenso wie geistliche Werke, darunter die berühmte Marienvesper. Und eine stattliche Anzahl von Opern, von denen allerdings nur drei erhalten sind.

Chor neu belebt und Monatslöhne

Der Einfluss, den Monteverdi auf die noch junge Gattung Oper hatte, kann dennoch nicht überschätzt werden. Indem er die Musik in den Dienst des Textes stellte, schuf er eine neue Form des dramatischen Ausdrucks, die die Zuschauer noch heute fasziniert. Nicht umsonst zählen "L'Orfeo", "Il ritorno d'Ulisse in Patria" und "L'Incoronazione di Poppea" zum festen Repertoirebestandteil der großen Opernhäuser.

Und nicht nur musikalisch war Monteverdi ein Neuerer. Als Kapellmeister des Markusdoms in Venedig stellte er die Kirchenmusik auch organisatorisch neu auf. Er belebte den Chor neu, griff die Tradition der gesungenen Messen wieder auf und sorgte dafür, dass die Mitglieder des Instrumentalensembles Monatslöhne erhielten, statt wie bis dato auf Tagesbasis bezahlt zu werden.

Schicksalsschläge

So erfolgreich Monteverdi als Komponist war - privat blieben im Schicksalsschläge nicht erspart. 1607 starb, nach 13 Ehejahren, seine Frau. Später raffte eine Pestepidemie einen seiner beiden Söhne dahin. Der zweite bekam es wegen der Lektüre verbotener Bücher mit der Inquisition zu tun und musste von seinem Vater aus dem Gefängnis freigekauft werden. Seinen Glauben verlor Monteverdi darüber nicht. Im Gegenteil: Mit 65 Jahren ließ er sich in Venedig zum Priester weihen, um fortan noch stärker der Kirche zu dienen.

Als Monteverdi 1643 starb, war ganz Venedig auf den Beinen, um ihm Lebewohl zu sagen. Sein Nachruf verblasste dennoch schnell. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden seine Werke neu entdeckt - ein Verdienst, das vor allem auf das Konto des Komponisten Giovanni Malipiero geht. Auf dessen Forschungen bauten die Vertreter der historischen Aufführungspraxis auf, die sich ab den späten 1960er Jahren verstärkt der Musik Monteverdis annahmen. Dieses Interesse hält bis heute an.


Quelle:
KNA