Ausstellungseröffnung: Den Wundern Roms auf der Spur

Pilgerziel, Sehnsuchtsort und Inspiration

Im Hohen Dom zu Paderborn ist am Freitagabend die Ausstellung "Wunder Roms" eröffnet worden. 200 Exponaten aus den bedeutendsten europäischen Museen und Sammlungen, widmen sich der besonderen Aura von Italiens Hauptstadt.

Hand der Kolossalstatue Konstantins des Großen / © Friso Gentsch/dpa (dpa)
Hand der Kolossalstatue Konstantins des Großen / © Friso Gentsch/dpa ( dpa )

Was sind die Wunder Roms? Das Paderborner Diözesanmuseum geht in einer aktuellen Ausstellung dieser Frage nach. Für die frühen Christen, die keine Bilderwelten kannten, waren die antiken Skulpturen und Bilderwelten überwältigend, sagt Prof. Christoph Stiegemann, Direktor des Paderborner Diözesanmuseums. Doch zunächst waren es die leuchtenden Gräber der Heiligen wie Petrus, Paulus, Stephanus oder Laurentius, die große Anziehungskraft auf die frühmittelalterlichen Christen ausübten.

Um die Christen des Nordens an das Heilige Rom zu binden, haben die frühen Päpste begonnen, bedeutende Reliquien im Sancta Sanctorum zu sammeln und sie in den Norden zu exportieren. Papst Leo III., der 799 die Reliquien des Heiligen Stephanus nach Paderborn brachte, war ein Vorreiter. "Da geht das schon los, dass die Ruhenden und die Reisenden die Klammer zwischen Rom und dem Norden hergestellt haben."

Asche Cäsars in einer Bronzekugel?

Die legendäre Bronzekugel, die einst die Spitze des vatikanischen Obelisken krönte, macht diese Klammer anschaulich: der Legende nach, von der der britische Gelehrte Magister Gregorius in seiner auch in Paderborn ausgestellten Handschrift "De mirabilibus urbis Romae" (Die Wunder Roms) erstmals berichtet hat, soll darin die Asche Cäsars bewahrt worden sein. Für die Christen war es die Nadel Petri. Auch ein über 150 Kilo schwerer bronzener Pinienzapfen aus der Vorhalle des Aachener Doms, eine vermutlich in ottonischer Zeit um das Jahr 1.000 gegossene Nachbildung eines antiken Pinienzapfens, zeigt die enge Verbindung des Nordens mit Rom. Die Themenschau "Wunder Roms im Blick des Nordens - Von der Antike bis zur Gegenwart" präsentiert diese sakralen Schätze und antiken Meisterwerke bis zum 13. August. Ingesamt werden rund 200 Exponate gezeigt, unter anderem auch aus den Museen des Vatikans.

Die riesige Hand des Kaisers Konstantin

Im Laufe der Jahrhunderte verstanden es die Päpste, in den Fragmenten antiker Kunst auch eine ästhetische Qualität zu entdecken und versammelten diese Überreste der Antike in ihrer Residenz am Lateran. Unter diesen Resten fand man auch die monumentale rechte Hand des römischen Kaisers Konstantin, der die Religionsfreiheit verkündet und dadurch den rasanten Aufstieg des Christentums im Römischen Reich ermöglicht hat. Die Hand des Konstantin ist zum ersten Mal außerhalb Roms in der Paderborner Ausstellung zu sehen.

Immer wieder waren die Pilgerströme nach Rom im Sinkflug, zum Beispiel durch das Avignoner Exil der Päpste. Die Einführung des Heiligen Jahrs im 13. Jahrhundert konnte Abhilfe schaffen. Aber auch die Reformation führte zu einem Einbruch der Pilgerströme. Die Päpste reagierten darauf mit einer Aufwertung der Antike, "um Rom wieder zu einer Attraktion zu machen", so Stiegemann. Die Entdeckung der antiken Figur des Laokoon im Jahr 1506 war ein Glücksfall in einer Zeit, als die Antike zum Ideal erhoben wurde. Die Päpste bauten um diese antiken Skulpturen einen Museumshof, den Cortile de Belvedere. "Er wurde zum Sehnsuchtsziel der Künstler des Nordens", sagt Stiegemann. Davon zeugen in der Paderborner Ausstellung diverse Werke: Reiterstandbilder etwa von Marc Aurel, geschaffen in Dresden im 18. Jahrhundert, Bilder von Peter Paul Rubens der "Heiligen Theresa von Avila" (um 1630) sowie ein gutes Dutzend Bronzegüsse und Tuschskizzen der Laokoon-Gruppe aus den Vatikanischen Museen.

Der moderne Blickwinkel

Den Anstoß für diese zunächst nicht geplante Ausstellung waren die Rom-Bilder des Münchner Fotografen und Videokünstlers Christoph Brech. Der frühere Villa-Massimo-Stipendiat war neben anderen Künstlern 2009 von Papst Benedikt XVI. in den Vatikan eingeladen worden. Er erhielt im Anschluss die Erlaubnis, sich jederzeit frei in den Vatikanischen Museen zu bewegen. Seine dort und in der Stadt Rom entstandenen großformatigen Fotografien sind der abschließende Höhepunkt der Ausstellung. "Sie zeigen nicht die verklärten, idealisierten Skulpturen", betont Stiegemann, "sondern ihre Bedrohung durch den Massentourismus. Also eine ganz moderne, zeitgemäße Wahrnehmung".


Quelle:
DR , KNA , epd