Wolfgang Amadeus Mozart hat Kirchenmusik mitgeprägt

Magische Kompositionen

"Eine kleine Nachtmusik", "Die Zauberflöte", "Requiem": Diese Werke haben Wolfgang Amadeus Mozart zu einem weltbekannten Komponisten gemacht. Dabei hat er auch die Kirchenmusik beeinflusst.

Autor/in:
Wolfgang Bretschneider
 (DR)

.An Wolfgang Amadeus Mozart, dem Kirchenkomponisten (1756-1791), kommt keiner vorbei - weder die Tonsetzer noch die Kirchenmusiker noch die "Wächter der wahren Kirchenmusik". Seine erstaunliche Frühbegabung wurde schon früh erkannt und sprach sich schnell bis an den Wiener Hof herum. So erhielt der Zwölfjährige den Auftrag, für die Einweihung der neuen Kapelle des Waisenhauses am Wiener Rennweg eine große Messe zu komponieren. Am 7. Dezember 1768 wurde sie in Anwesenheit der Kaiserin Maria Theresia uraufgeführt, dirigiert von Wolfgang Amadeus.

Das kirchenmusikalische Werk Mozarts ist überschaubar: Messen, Propriengesänge, Litaneien, Motetten und einiges andere. In jener Zeit gab es Komponisten, die bedeutend mehr schrieben. Aber in den kirchlichen Werken kam Mozart am frühesten zur Meisterschaft; seine Kompositionen üben bis heute eine fast magische Faszination aus.

Glauben an "unsterbliche Seele"

Über Mozarts Frömmigkeit ist viel gestritten worden. Ein Zitat steht für viele andere. Am 5. Dezember 1781 schreibt Mozart aus Wien: "Ich soll denken, dass ich eine unsterbliche Seele habe, nicht allein denk ich das, sondern ich glaube es; - worinn bestünde denn sonst der Unterschied zwischen Menschen und Vieh?"

Im 19. Jahrhundert tauchen immer wieder abfällige Urteile über Kirchenmusik-Komponisten auf. Ihr Stil und ihre Nachahmungen seien nur "die Verniedlichung und Trivialisierung haydnscher und mozartscher Kunstmittel". Solche Urteile zeigen, welchen Vorbildcharakter Mozarts geistliche Werke hatten. Auch die Gründungen von Mozart-Vereinen und Mozart-Stiftungen belegen die Wertschätzung und die Verpflichtung, sein Erbe zu bewahren.

"Bedientenmusik"

Öfters fühlten sich auch die amtierenden Domkapellmeister diesen Neugründungen verpflichtet, indem sie in den Gottesdiensten ihrer Kathedralen Mozarts Werke aufführten. Der junge Franz Liszt schreibt 1835 in Paris: "Kirchenmusik! Doch wir wissen nicht mehr, was das ist: die großen Offenbarungen eines Palestrina, eines Händel, eines Marcello, Haydn, Mozart leben kaum in Bibliotheken ... Wir wissen nicht mehr, was es um eine Kirchenmusik ist."

Es gab allerdings auch ablehnende Stimmen, oft laut und kompromisslos hinausposaunt. Es mag erstaunen, dass zu ihnen auch Felix Mendelssohn-Bartholdy und Richard Wagner zählten. Sie taten Mozarts kirchliche Werke als "Bedientenmusik" ab. Der damals renommierte Komponist und Diplomat Sigismund Ritter von Neukomm, der immerhin bei den Feiern zur Enthüllung des Mozart-Denkmals in Salzburg 1842 dessen Krönungsmesse und das Requiem dirigierte, äußerte sich ebenfalls abfällig: Mozarts Messen seien "größtenteils Gelegenheitsarbeiten".

Für Gottesdienste "nicht geeignet"

Zum Großangriff riefen die "Cäcilianer" auf. Sie waren angetreten, um die Musica Sacra zu erneuern durch eine Rückbesinnung auf den Gregorianischen Choral und die Musik der Renaissance, vor allem auf Palestrina. Mozarts Kirchenwerke wurden zwar gelobt ob ihrer Kunstfertigkeit und erhabenen Größe; als Musik für den Gottesdienst seien sie allerdings nicht geeignet. Der Vorwurf: zu subjektiv, weitschweifig, mit dem Geist der Gregorianik nicht vereinbar, deswegen unliturgisch und unkirchlich.

In der Salzburger Chronik von 1868 war zu lesen: "Der Dommusikverein huldigt entgegen dem weihevollen Ernst des katholischen Gottesdienstes bisher nur einem rücksichtslosen, kunstliebenden Publikum, anstatt sich entsprechend den erfolgreichen Bemühungen vieler deutscher Kirchenchöre aus der Gefangenschaft der klassischen Sirene, der Modekirchenmusik, zu emanzipieren." Eine Kampfansage mit einschneidenden Konsequenzen. An sie hielt man sich, vor allem in Domkirchen zum Teil noch bis in die 1960er Jahre.

Hoffen auf ein Treffen im Himmel

Interessant ist auch ein Blick in die evangelischen Kirchen. Der Theologe Oskar Söhngen (gest. 1983) bemerkt zu Mozart: "Hat das Davonlaufen Mozarts aus dem Dienst des Salzburger Erzbischof nicht das Fanal für die endgültige Emanzipation des Künstlers bedeutet? Von der Kathedrale zur Kunstausstellung, von der Gemeinde zum Publikum, von der Gemeinschaft zum Einzelnen." Vielleicht hat der große Theologe Karl Barth diese "Wende" mitzuverantworten, der sagte: "Wenn ich je in den Himmel kommen sollte, werde ich mich dort zuerst nach Mozart und dann nach Augustin und Thomas, nach Luther, Calvin und Schleiermacher erkundigen."


Quelle:
KNA