Nach Reliquien-Diebstahl: Pater ist ratlos über Motive

"Der Wert alleine kann es nicht sein"

Der Schreck ist groß: Vier Reliquiengefäße sind am Dienstag aus der Andreaskirche der Dominikaner in Düsseldorf gestohlen worden - alle über 200 Jahre alt. Ein domradio.de-Interview mit Pater Johannes.

Drei der vier gestohlenen Reliquiengefäße (DR)
Drei der vier gestohlenen Reliquiengefäße / ( DR )

domradio.de: Haben Sie den Schock verdaut?

Pater Johannes: Das schockiert natürlich im ersten Moment, aber das sind Realitäten, die man schlucken muss. Die Frage steht im Raum: Wer tut sowas?

domradio.de Da ist bei Ihnen wahrscheinlich auch Empörung dabei, dass Diebe auch vor religiösen Gegenständen keinen Halt machen?

Pater Johannes: Es hat in der Geschichte schon immer solche Diebstähle gegeben. Aber trotz alledem ist es Unbegreifliches, weil es auch nicht gut nachvollziehbar ist, warum so etwas gestohlen wird. Der Wert alleine kann es nicht sein.

domradio.de Wir haben in Köln den dritten Diebstahl von Reliquien im Kölner Dom. Sind das Profitäter oder religiöse Eiferer?

Pater Johannes Die Polizei geht von Profitätern aus, die ganz gezielt diese Reliquien gestohlen haben. Es hätten auch andere Gegenstände sein können. Insofern gehen wir eher von Profis als von Eiferern aus.

domradio.de Wie waren die Reaktionen bei ihnen? In Köln wurden sogar Belohnungen ausgesetzt.

Pater Johannes: Ich denke, das hat vor allem damit zu tun, dass es sich hierbei um eine Johannes Paul II-Reliquie handelte, die nochmal eine andere Bedeutung hatte. Diese Reliquien, die bei uns gestohlen wurden, sind zwar auch von namhaften Heiligen, aber es hat sich bis dato noch keiner gemeldet, der eine Belohnung ausgesetzt hat. Es gab Reaktionen von Gläubigen, die gesagt haben: das ist furchtbar. Darüber hinaus haben wir noch nichts gehört.

domradio.de Wie kann man die schützen? Kirche anschließen – ist das eine Option?

Pater Johannes: Das ist für uns keine Option. Es gehört zu unserem Konzept hier in Düsseldorf eine offene Kirche anzubieten. Das gehört zur dominikanischen Tradition. Was heute allerdings stattgefunden hat, war eine Sicherheitsbegehung mit dem Land. Da hat man über weitere Schritte nachgedacht. Bei uns ist vieles alarmgesichert und hinter verschlossenen Türen. Es sind nur wenige Gegenstände, die man nochmal unter die Lupe nehmen muss. Wir sind im Moment dran, einige Verbesserungen vorzunehmen.

domradio.de Die Zahl der Einbrüche in Kirche ist um fast 25 Prozent gestiegen. Ist das ein neuer respektloser Trend?

Pater Johannes: Respektlosigkeit scheint generell ein Trend, auch im Umgang der Menschen untereinander. Wir leben hier in der Düsseldorfer Altstadt und da bekommt man mit, wie Menschen auf der Straße miteinander umgehen. Und da scheint der Respekt voreinander deutlich zu wünschen. Auffällig ist, dass es eine Häufung dieser Vorfälle gibt.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast. 


Quelle:
DR