Festival zu "Musik und Glaube" beginnt am Samstag in Köln

Russisches Vaterunser in der Zentralmoschee

Musikfeste gibt es viele. In Köln startet jetzt das Festival "Acht Brücken" zum Thema Musik und Glaube. Eigenwerbung der Veranstalter: "Über 73 Stunden neue Musik, Jazz, Pop, Weltmusik, alles dazwischen und darüber hinaus."

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Zentralmoschee in Köln / © Oliver Berg (dpa)
Zentralmoschee in Köln / © Oliver Berg ( dpa )

Glockengeläut aus Gullydeckeln, Derwische in der Moschee, nächtliche Orgelklänge im Dom: Das Festival "Acht Brücken. Musik für Köln" bietet auch bei seiner sechsten Auflage Besonderes. Das Motto der rund 60 Veranstaltungen von Samstag bis 10. Mai lautet diesmal "Musik und Glaube". Dabei setzen die Festivalacher um Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort vor allem auf Vielfalt bei Musikstilen, Kulturen, Komponisten und Kooperationspartner. "Über 73 Stunden neue Musik, Jazz, Pop, Weltmusik, alles dazwischen und darüber hinaus."

Russische Komponistin im Fokus

Im Fokus steht diesmal die russische Komponistin Galina Ustwolskaja (1919-2006), von der 21 Stücke zu hören sind. Einige Werke der Schostakowitsch-Schülerin drehen sich um die katholische Liturgie oder biblische Texte. Dennoch verstand sie ihre Musik weniger konfessionell, sondern eher spirituell. Damit passt sie bestens in das Festival, das existenzielle Fragen der Menschheit thematisiert.

Erstmals ist auch die Zentralmoschee Kooperationspartner. Laut Ditib-Generalsekretär Bekir Alboga bietet das Festival für die Zentralmoschee eine sehr gute Gelegenheit, ihre interkulturelle Offenheit und Dialogfähigkeit zu zeigen. "Wir sind über diese Kooperation sehr glücklich, zumal sie die Moschee als Gewinn für Köln erlebbar macht." So fügt es sich, dass das Ditib-Sufi-Ensemble im 750 Besucher fassenden Konferenzsaal unter anderem einen Tanz der Derwische zeigt, aber dort auch Ustwolskajas Vaterunser zu Gehör kommt. "Es ist nicht das erste Mal, dass wir im Konferenzsaal interreligiöse Veranstaltungen machen und zum Beispiel christliche und jüdische Gäste empfangen", so Alboga. "Das ist ein sehr guter Ort."

Musiker der Weltreligionen

Auch der Dom ist neben anderen Kirchen wieder Aufführungsort und Kooperationspartner. "Ich freue mich sehr über die diesjährige Thematik, denn Musik und christlicher Glaube gehören zusammen", erklärt Domdechant Robert Kleine. Ein Reiz des Festivals liege darin, dass Musik der unterschiedlichen Weltreligionen zu hören sei, zum Teil auch in ihren Gotteshäusern. "Gerade in unserer Zeit ist das ein wichtiges Zeichen für das religiöse und kulturelle Miteinander in Köln", so Kleine. "Es wäre schön, wenn solch ein Projekt 'Musik und Glaube' auch in anderen Ländern möglich wäre, in denen es um die Freiheit der Kunst und der Religion nicht so gut bestellt ist." Besonders freut sich Kleine auf den Vorabend von Christi Himmelfahrt:

Dann spielt Domorganist Winfried Bönig ab 23.00 Uhr den Orgelzyklus "Himmelfahrt" von Olivier Messiaen (1908-1992). Musik aus jüdischer Tradition ist unter anderem ein Konzert der New Yorker Jazzband "Zion80" mit Texten des deutsch-amerikanischen Rabbiners Shlomo Carlebach am 8. Mai im Stadtgarten. Weitere interreligiöse Akzente setzt die Klangperformance "Yuen Shan" von Michael Ranta mit Elementen des Taoismus und Hinduismus am 10. Mai im Diözesanmuseum Kolumba oder der Auftritt der indischen Sängerin Bombay Jayashri Ramnath am 5. Mai im Funkhaus Wallrafplatz. Ebenso kommen drei neue Werke des japanischen Komponisten Toshio Hosokawa (9. Mai, Kunst-Station Sankt Peter) zur Aufführung.

Gute Resonanz

Feste Bestandteile sind die Lunchkonzerte täglich um 12.30 Uhr sowie der ebenfalls kostenlose "Freihafen"-Sonntag (1. Mai) mit Chorwerken des 20. und 21. Jahrhunderts an sechs Orten. Das Festival mit seinen 15 Uraufführungen richte sich sowohl an ein Fachpublikum als auch interessierte Neugierige, sagt Sprecherin Nina Buttmann. Die Resonanz sei schon jetzt sehr gut, die Zielmarge von 20.000 verkauften Karten bereits erreicht.

Dazu tragen sicher auch ungewöhnliche Elemente wie die Klanginstallation "Versunkene Glocken" des renommierten Kölner Künstlers Johannes S. Sistermanns bei. Dabei tönen die Glocken nicht aus himmlischen Höhen, sondern aus der Unterwelt des Kölner Kanalsystems. Schlusspunkt des Festivals bildet die "Mass" von Leonard Bernstein am 10. Mai um 20.00 Uhr in der Philharmonie. Die halbszenische Aufführung mit Elementen aus Blues, Jazz, Kirchenmusik und Musical sei noch immer spektakulär - genauso spektakulär wie das Festival, so hoffen die Macher.


Quelle:
KNA