Kölner Dommusik führt Messiaens Oratorium "La Transfiguration" auf

Zwischen mystischen Klängen und Vogelkonzert

Beim Acht Brücken-Festival in Köln steht Olivier Messiaens großangelegtes Oratorium auf dem Programm. Domkapellmeister Metternich hat seine Chöre auf das Konzert vorbereitet und erklärt, warum Vogelstimmen in dem komplexen Werk eine wichtige Rolle spielen.

Domkapellmeister Eberhard Metternich (Kölner Dommusik)

domradio.de: Was ist das Besondere am Oratorium von Olivier Messiaen?

Prof. Eberhard Metternich (Kölner Domkapellmeister): Messiaen ist grundsätzlich ein sehr gläubiger Mensch gewesen und hat sich sehr mit seinem eigenen, katholischen Glauben beschäftigt. Von daher ist es auch ein sehr theologisches Werk. Er hat ausführliche Hinweise gegeben, wie er das Werk versteht. Die Verklärung von Jesus Christus auf dem Berg ist ja ein nicht leicht zu begreifendes Mysterium unseres Glaubens - das hat er versucht musikalisch zu beleuchten und in diesem Oratorium auszudrücken.

domradio.de: Normalerweise denkt man bei Oratorien an die Werke von Georg Friedrich Händel oder Johann Sebastian Bach. Da gibt es einen Evangelisten, der die Handlung erzählt und einen Chor, der zum Beispiel das Volk darstellt. Dieses Oratorium ist da ganz anders, oder?

Metternich: Ja, die Besetzung ist schon ganz anders. Der wesentliche Träger ist der Chor, der in allen 14 Teilen zu singen und insgesamt einen großen Anteil hat. Dann gibt es neben einem großen Orchester sieben Soloinstrumente, zum Beispiel das Solo-Cello und das Solo-Klavier. Messiaen hat Texte aus dem Matthäusevangelium über die Verklärung von Jesus Christus auf dem Berg ausgewählt und dazu andere Bibelzitate oder auch Zitate von Thomas von Aquin aus seiner Summa theologica. Der ganze Text ist auf Latein – aber es gibt eine Übersetzung im Programmheft.

domradio.de: Das Werk entstand in den Jahren 1965-1969. Wie klingt die Musik von Messiaen?

Metternich: Also, es klingt sehr modern, das muss man sagen. Die Klänge, die er verwendet, sind zum einen sehr komplex, clusterartig, dann aber auch sehr melodiös.

domradio.de: Und dann kommen da ja noch die Vogelstimmen dazu, nicht wahr?

Metternich: Ja, dazu muss man wissen, dass Messiaen quasi im Nebenberuf Ornithologe war. Also, er hat sich sehr mit Vogelstimmen beschäftigt, hat versucht die aufzuschreiben. Immer wieder hat er die in seiner Musik verwendet – und in diesem Oratorium gibt es Abschnitte, da klingt es wie ein rechtes Vogelkonzert. Messiaen hat die Vogelstimmen in den Instrumentalpart hineinkomponiert.

domradio.de: Wie studiert man ein so ungewöhnliches Werk mit den Chören ein?

Metternich: Wir haben ja als Dommusik schon verschiedene größere Projekte gemacht – aber das war die umfangreichste Probenarbeit bisher. Seit Anfang des Jahres hatten wir mehrere Probenwochenenden. Erstmal haben wir Stimme für Stimme geprobt und dann nach und nach zusammengesetzt. Jetzt war am Ende die Schwierigkeit, jemanden  zu finden, der die komplexe Partitur des Oratoriums auf dem Klavier zu Begleitung darstellen kann. Denn es gibt keinen Klavierauszug wie bei Bach oder Mozart. Man kann also nur aus der Partitur spielen und da sind wir froh, dass wir in Rainer Mühlbach von der Oper Köln einen tollen Pianisten und Kapellmeister gefunden haben, der uns dabei hilft, die musikalischen Zusammenhänge in die Stimmen zu bekommen.

domradio.de: Für wen ist die Aufführung des Oratoriums gedacht?

Metternich: Dieses Konzert am 1. Mai ist das offizielle Eröffnungskonzert des Festivals "Acht Brücken". Es bildet auch den Abschluss eines großen Chortages hier in Köln. An verschiedenen Orten gibt es zahlreiche Chorkonzerte – alle bei freiem Eintritt. Und die Aufführung von "La Transfiguration" ist der "krönende" Abschluss in der Philharmonie. Alle, die sich mit dieser Musik mal beschäftigen wollen, die auch ein so tolles Orchester wie die Junge Deutsche Philharmonie in riesiger Besetzung mit 100 Instrumentalisten erleben wollen, denen kann ich das Konzert nur ans Herz legen.

domradio.de: Das Motto des Festivals lautet "Musik und Glaube". Wie wichtig ist es, dass dann auch Chöre auftreten, die in der christlichen Tradition stehen wie die Dommusik?

Metternich: Für uns ist das sehr wichtig – ich bin sehr froh, dass das Festival für dieses Werk auf uns als Chöre aus dem Erzbistum Köln zugegangen ist. Denn dieses Werk ist ein spezifisches Oratorium, in dem ein gläubiger Christ seine Theologie in Musik umgesetzt hat. Es gibt im Rahmen des Festivals auch deutlich kritischere Werke, die dann von anderen Chören aufgeführt werden. Ich bin aber sehr froh, dass wir diesen Part zugesprochen bekommen haben, auch wenn er der anspruchsvollste ist. Es wird sehr spannend!

Das Interview führte Mathias Peter.


Acht Brücken Festival / © ACHTBRÜCKEN GmbH
Acht Brücken Festival / © ACHTBRÜCKEN GmbH
Quelle:
DR