Zum 85. Geburtstag des Illustrators Janosch

Der Vater von Tiger, Bär und Tigerente

Janosch zählt zu den bekanntesten Kinderbuchautoren - Tiger, Bär und Tigerente kennen Generationen von Kindern. Seine Kindheit war weniger beschaulich - vielleicht ein Grund dafür, dass er viele Ecken und Kanten hat.

Autor/in:
Birgitta Negel-Täuber
Janosch wird 85 / © Roland Weihrauch (dpa)
Janosch wird 85 / © Roland Weihrauch ( dpa )

"Panama! Panama ist das Land meiner Träume", sagt der kleine Tiger zum kleinen Bären. Dieser wunderbare Name steht auf einer Bananenkiste, die die beiden gefunden haben. Bär und Tiger machen sich auf den Weg zu diesem magischen Ziel - und finden es in ihrem eigenen Zuhause. Es gibt wohl kaum jemanden, dem die liebenswerten Figuren des Illustrators und Schriftstellers Janosch noch nicht begegnet sind. Vor allem die Tigerente hat es, nicht zuletzt mit Hilfe der gleichnamigen Fernsehsendung, zu echter Berühmtheit gebracht. Mit "Oh wie schön ist Panama" schaffte Janosch 1978 endgültig den Durchbruch. Am 11. März wird er 85 Jahre alt.

Zu seinem Pseudonym überredete ihn sein erster Verleger, Georg Lentz. Geboren wurde Janosch 1931 als Horst Eckert im oberschlesischen Hindenburg (heute Zabrze). Sein Vater nannte ihn nach dem von den Nazis als Märtyrer verehrten Horst Wessel, aber niemand in der Familie benutzte diesen Namen - eine von zahlreichen Ungereimtheiten in Janoschs Leben.

Schwere Kindheit

Von der Beschaulichkeit seiner Bilderbücher war seine eigene Kindheit weit entfernt: Janosch berichtet von Alkohol, Prügel und ärmlichen, beengten Lebensbedingungen. Zeitweise wuchs er bei seinen Großeltern auf, bei denen die Verhältnisse aber auch nicht besser waren. In "Leben und Kunst" beschreibt er, wie sehr ihn diese frühen Jahre geprägt haben. Sein ambivalentes Verhältnis zu Frauen rührt hierher - die erste Frau in seinem Leben war die Großmutter, und die verprügelte regelmäßig den Großvater. Auch sein Hass auf die katholische Kirche wurde in Oberschlesien grundgelegt. Gott habe man ihm von klein auf "als den ewigen Richter und Henker" begreiflich gemacht.

Bereits mit 13 Jahren begann er eine Lehre als Schmied. 1946 flüchtete Janosch mit seinen Eltern nach Westdeutschland und begann im Raum Oldenburg in verschiedenen Textilfabriken zu arbeiten. Nach dem Besuch einer Textilfachschule in Krefeld hatte er offenbar seine Richtung gefunden. 1953 begann er ein Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste in München, musste aber wegen "mangelnder Begabung" die Akademie nach einigen Semestern verlassen.

Dieses Urteil hat er für sich übernommen. In Interviews bezeichnete er sich selbst als unintelligent, unbegabt, dabei aber "eitel wie ein Mädel". Trotzdem malte er weiter, jetzt als freischaffender Künstler. Ab 1956 begann er in Zeitungs-Feuilletons zu schreiben, 1960 erschien sein erstes Kinderbuch, später auch Romane und Theaterstücke für Erwachsene.

Tiere spielen tragende Rolle in Büchern

In den 1970er Jahren gehörte Janosch zu den originellsten und kreativsten Kinderbuchautoren der Bundesrepublik. Wie kein anderer Grafiker entfaltete er seine Produktivität, verbunden mit überschäumender Lust am Fabulieren. In seinen Bilderbüchern spielen vor allem Tiere tragende Rollen. Günter Kastenfrosch gehört dazu, Emil Grünbär, Tante Gans und natürlich Tiger und Bär.

Die Lust am Nonsens und die Ablehnung von Autoritäten schuf sich vor allem in seinen Verfremdungen von Märchen, Tierfabeln und älteren Kinderbuch-Klassikern Raum. Außenseiter spielten immer wieder eine Rolle, Freundschaft und die Suche nach dem Paradies. Für "Oh wie schön ist Panama" erhielt er 1979 den Deutschen Jugendbuchpreis.

Religiöse Qualitäten?

Der Theologe Hubertus Halbfas bescheinigte den Bär- und Tigerbüchern religiöse Qualitäten. Ob Janosch diese Einschätzung teilt, ist unbekannt. Er sei kein Atheist, sagte er, aber die katholische Kirche überlebe ausschließlich durch Repressalien. Dazu rechnete er vor allem das Bild der Hölle, das in seiner Kinder- und Jugendzeit eine weitaus größere Rolle spielte als heute.

Janosch pflegt seine Feindschaften mit Inbrunst: Verleger und Lektoren sind ihm zuwider. Die Lektoren, weil sie seine Bücher verdorben hätten, die Verleger, weil sie ihn finanziell über den Tisch gezogen hätten. Dagegen prangern Vertreterinnen der Frauenbewegung seine Illustrationen als frauenfeindlich an. In der Öffentlichkeit wird sein Werk überwiegend auf seine Kinderbücher reduziert. Seine melancholische, vor allem aber anarchische Seite wie sie etwa auch in seinen Zeichnungen für das Magazin der "Zeit" zutage tritt, wird dabei oft übersehen.


Quelle:
KNA