Ausstellung in Köln zeigt alte Zeichnungen der Oasenstadt

So schön war Palmyra

Schon im 18. Jahrhundert dokumentierten Forscher die einzigartige Schönheit der Wüstenstadt Palmyra. Eine Ausstellung in Köln zeigt nun in einem Modell, wie verheerend die Zerstörungen durch die Terrormiliz Islamischer Staat sind.

Autor/in:
Barbara Driessen
Weltkulturerbe Palmyra / © Archiv St.Q. (DR)
Weltkulturerbe Palmyra / © Archiv St.Q. ( DR )

Tiefschwarz ist der Eingang zu einem der Turmgräber von Palmyra. So genau der französische Architekt, Archäologe und Künstler Louis-François Cassas die Baudenkmäler der syrischen Ruinenstadt im 18. Jahrhundert auch wiedergab, einen Einblick ins Innere der Gräber gewährte er dem Betrachter nicht. Thomas Ketelsen, Kurator einer neuen Ausstellung im Kölner Wallraf-Richartz-Museum mit 40 solcher Zeichnungen von Cassas, fühlt sich durch diese Schwärze an das Nichts erinnert. Das Nichts, das die Zerstörungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der Oasenstadt hinterlassen haben. "Der Blick fällt angesichts dieser Schwärze auf sich selbst zurück", meint er.

Bedeutende Bauten vernichtet

Eine Ausstellungseröffnung ist normalerweise ein schönes Ereignis - in diesem Fall aber kann das kaum so sein. Als die Ausstellung geplant wurde, waren die Kulturdenkmäler von Palmyra noch unversehrt.

Inzwischen sind die bedeutendsten Bauten des Unesco-Weltkulturerbes aus dem 1. bis 3. Jahrhundert nach Christus vernichtet. Nacheinander hat der IS sie im Sommer und Herbst 2015 gesprengt: die Statuen, den Baal-Tempel, den Tempel des Baal-Schamin, die am besten erhaltenen Turmgräber, den Monumentalbogen am Eingang zur säulenbestandenen Prachtstraße und schließlich einen großen Teil der Straße selbst.

Restaurierung kaum mehr möglich

Die Schäden zu beheben, hieße mittlerweile wohl, die Baudenkmäler völlig neu aufzubauen. Von Restaurierung könnte man angesichts der Pulverisierung kaum noch sprechen. Das Ausmaß der Zerstörung veranschaulicht in der Ausstellung ein topographisches Modell der archäologischen Stätte mit wechselnden Projektionen von Karten und Satellitenaufnahmen. Das anschauliche Modell wurde vom Lehrstuhl für Denkmalpflege und Historische Bauforschung der RWTH Aachen entwickelt. "Wir hatten das große Glück, alles noch vor den Zerstörungen durch den IS zu sehen", sagt Daniel Lohmann von der RWTH Aachen, der im Jahr 2010 mit Studenten in Palmyra war. Mit dieser Ausstellung wollen sie ein Zeichen setzen für das kulturelle Erbe, das verloren gegangen sei.

Angesichts der Zerstörungen blickt man jetzt ganz anders auf die ausgestellten Zeichnungen, als man es noch vor einem Jahr getan hätte. Die Bilder führen dem Betrachter etwas vor Augen, dass es so nicht mehr gibt. Unglaublich detailliert sind die Darstellungen, die Cassas im Druck verbreitete und die Palmyra unter Europas Elite bekannt machte. Dabei dokumentiert er zum einen das Erhaltene und rekonstruiert zum anderen den ursprünglichen Zustand der Gebäude.

"Und immer ist gut zu erkennen, was der aktuelle Stand ist und was er rekonstruiert", erläutert Christian Raabe von der RWTH Aachen. Die Präzision des Architekten Callas verbindet sich mit archäologischem Sachverstand und einem besonderen Auge fürs Detail. Wie mit einem Zoom holt sich er sich die Gebäude immer näher heran.

Römische, griechische und persische Einflüsse

Drei Jahre, von 1784 bis 1787, reiste Louis-François Cassas durch den Orient. Nach Palmyra kam er als einer der ersten europäischen Wissenschaftler. Dabei beschäftigte ihn bereits dieselbe Frage, die die Forschung bis zuletzt umgetrieben hat: Welches Stilelement stammt aus welcher Kultur? Denn in Palmyra, dem weltläufigen Handelsplatz an der Karawanenstraße, verbanden sich in einzigartiger Weise römische, griechische und persische Einflüsse. Es ist von daher nicht verwunderlich, dass die IS-Extremisten es gerade auf diesen Ort besonders abgesehen hatten. Er steht für alles, was sie bekämpfen - Toleranz und gegenseitige Bereicherung.

"Besonders perfide ist, dass die IS-Milizen das alte Theater Palmyras als Exekutionsplatz für 25 syrische Soldaten nutzten", sagt Thomas Ketelsen. Zuvor habe Palmyra viele Jahrhunderte im Einflussbereich des Islams gelegen, ohne dadurch Schaden zu nehmen, betont Ketelsen, nämlich schon seit dem 7. Jahrhundert. Syrische Archäologen arbeiteten seit langem Hand in Hand mit europäischen und amerikanischen Experten zusammen. Eines der ersten Opfer des IS war denn auch der ehemalige Chefarchäologe von Palmyra, Khaled Assad. 40 Jahre lang hatte sich der international angesehene Experte um die Bewahrung seines Geburtsortes verdient gemacht.

Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie jeden ersten und dritten Donnerstag von 10 bis 22 Uhr geöffnet.


Weltkulturerbe Palmyra / © Archiv St.Q. (DR)
Weltkulturerbe Palmyra / © Archiv St.Q. ( DR )

Weltkulturerbe Palmyra / © Archiv St.Q.
Weltkulturerbe Palmyra / © Archiv St.Q.

Weltkulturerbe Palmyra / © Archiv St.Q. (DR)
Weltkulturerbe Palmyra / © Archiv St.Q. ( DR )

Palmyra in der Kampfzone (dpa)
Palmyra in der Kampfzone / ( dpa )
Quelle:
epd