Theaterspiel und Kirche am Aschermittwoch der Künstler

Kardinal Woelki amüsiert

Zum ersten Mal hat die Akademie am Aschermittwoch der Künstler das spannungsreiche wie fruchtbare Verhältnis von Theaterspiel und Kirche zum Thema gemacht - und Kardinal Woelki mit einem Esel begeistern können.

Kardinal Woelki und Ludwig Sebus / © schi (DR)
Kardinal Woelki und Ludwig Sebus / © schi ( DR )

In seiner Begrüßung stellte Künstlerseelsorger Prälat Josef Sauerborn die Frage, ob es gerechtfertigt sei, in einer so bedrängenden weltpolitischen Lage wie heute sich mit Fragen der Kunst zu beschäftigen. Seine Antwort war eindeutig: "Die Kreativität zu verändern, etwas Neues zu wagen" komme von den Künsten. Und so sei es ein guter Tag, sich am Aschermittwoch an die Kraft der Kunst zu erinnern. Die mystisch wirkenden elektronischen Kompositionen von Dorothée Hahne stimmten auf den Akademievortrag des Kölner Theater- und Medienwissenschaftlers Prof. Dr. Peter Marx ein.

Möglichkeitsräume schaffen

Dieser führte an vielen Beispielen vor Augen, dass die Schnittmengen zwischen Theaterspiel und christlicher Kirchentradition erheblich sind. Denn sowohl das Theaterspiel wie auch das religiöse Ritual schaffen Räume, die die Anwesenheit des Nichtsichtbaren hervorheben. Er nennt sie Möglichkeitsräume, in der die Menschen einen Urgrund ihrer Existenz erleben. Vor allem im 20. und 21. Jahrhundert habe sich aus der Erfahrung der Weltkriege und der Shoa auch im Theater die Suche nach Gott zum Teil auf radikale Weise Bahn gebrochen. Marx zitierte Adornos Satz von "dem Moment der Erlösung durch Brechung".

Kirche in Spannung mit dem Theater

Prof. Marx erinnerte auch daran, dass das Theaterspiel von den frühen Christen als "unreine Kunst" und heidnisch abgelehnt worden ist. Erst im Mittelalter wurde in den Mysterienspielen der Grundstein für die christliche Theatertradition gelegt. Weil sich manches heilige Spiel aber verselbständigte und den Boden der christlichen Lehren verlassen hatte, gab es auch Kritik von Kirchenseite. Immer wieder war das Theaterspiel auch eine Gefährdung der kirchlichen Autorität.

Eselsfest bald vor dem Kölner Dom?

Besonders große Freude hatte Rainer Maria Kardinal Woelki als Prof. Marx vom mittelalterlichen Fest zur Verehrung des Esels zwölf Tage nach Weihnachten erzählte. Im Rahmen der Feier wurde ein lebendiger Esel - mit liturgischen Gewändern geschmückt - in die Kirche geführt. Dazu gab es eine eigene Litanei, die viele I- und A-Vokale enthielten, mit dem Ziel, dass der Esel mitsingen würde. Kardinal Woelki gab in seinem Schlusswort spontan dem Künstlerseelsorger Sauerborn den Auftrag, im Sommer so eine Veranstaltung vor dem Dom zu organisieren. Das Publikum war begeistert. "Mal gucken, was wir draus machen", so die Antwort von Prälat Sauerborn.

Künstlertreffen und Austausch

Traditionell freuten sich die vielen geladenen Gäste aus der Welt der Kirche, wie Künstler aus allen Bereichen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Für den bekannten Kölner Liedermacher Ludwig Sebus ist es gerade an Aschermittwoch wichtig daran zu erinnern, dass "Künstler die christlichen Werte hochhalten und bekennen."


Künstlerseelsorger Prälat Josef Sauerborn mit Kardinal Woelki / © Boecker
Künstlerseelsorger Prälat Josef Sauerborn mit Kardinal Woelki / © Boecker
Quelle:
DR