Kirchenmöbelindustrie setzt auf nachhaltige Forstwirtschaft

Wenn das Kniebänkchen klappt

Die Kirchenmöbelindustrie will es den Gottesdienstbesuchern bequem machen. Im domradio.de-Interview spricht Hersteller Martin Hauser über beheizbare Sitzpolster und klappbare Kniebänke.

Mutter und Kind in Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Mutter und Kind in Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )

domradio.de: Seit fast 60 Jahren fertigt Ihre Firma Möbel für Kirchen, haben sich in dieser Zeit die Möbel für Kirchen und Klöster in Form und Material verändert?

Martin Hauser (Chef von Gebrüder Hauser Kirchengestühl): Als wir angefangen haben Kirchenbänke zu fertigen, haben wir hauptsächlich Bänke gemacht aus Stahlrohr und aus Tropenholz, da wurden ja in den 60er Jahren viele neue Kirchen mit Beton gebaut und da wurden hauptsächlich lange Bänke aus Mahagoni gefertigt oder aus Framiré und Dibétou. Dieses Holz war damals günstig. Das hat sich eigentlich in den letzten 20 Jahren so weit verändert, dass keinerlei Tropenhölzer mehr verwendet werden, sondern nur noch einheimische oder auch nordamerikanische Hölzer, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen.

domradio.de: Was nimmt man da?

Hauser: Momentan hat sich das so entwickelt, dass die meisten Bänke in Eiche gefertigt werden.

domradio.de: In meiner Kindheit habe ich die Kirchenbänke immer als sehr hart wahrgenommen, sind sie heute weicher zum Sitzen?

Hauser: Unsere Kirchenbänke auf jeden Fall. Wir achten immer darauf, dass wenn ein Architekt Vorgaben macht, dass wir auch unsere Erfahrungen mit einbringen können, dass es unter dem Strich eine bequeme und auch funktionierende Kirchenbank gibt. Da gibt es also viele Möglichkeiten, um es den Gottesdienstbesuchern angenehm zu machen.

domradio.de: Aber Sitzheizungen gibt es noch nicht?

Hauser: Doch es gibt schon Sitzpolster mit einer Sitzheizung, so ähnlich wie man das aus dem Auto kennt. Es gibt auch Elektroheizsysteme, dort werden unter den Sitzflächen Heizstrahler angebracht. Das hat den Vorteil, dass man Kirchen, die nicht so oft genutzt werden, die vielleicht am Samstag und Sonntag genutzt werden, dass sie kurzfristig in dem Bereich aufgeheizt werden können, in dem sich die Gottesdienstbesucher befinden.

domradio.de: Also es gibt ein bisschen High-Tech für Kirchenbänke und ich habe gesehen, Sie passen sich ja auch der Bequemlichkeit ein bisschen an. Es gibt Kirchenbänke mit hochklappbaren Kniebrettern?

Hauser: Ja, wir fertigen für die katholischen Kirchen die Kniebänke klappbar, damit die Reinigung auch besser durchgeführt werden kann und damit die Gottesdienstbesucher besser in die Bänke rein können. In den meisten Kirchen bürgert sich das dann so ein, dass die Kniebänke nur zur Wandlung heruntergeklappt werden und wenn man zur Kommunion geht, werden die Kniebänke wieder hochgeklappt, so dass man bequem durch die Bankreihen auch durchgehen kann.

domradio.de: Wenn man auf Ihre Internetseite guckt, dann sehen die Kirchenbänke alle so klar und ohne Schnörkel aus und erinnern ein bisschen an den Bauhausstil. Ist das auch so ein Trend hin zur klaren Kirchenbank?

Hauser: Ja, das kann man so sagen, die meisten Bänke werden ja neuangefertigt im Rahmen einer Kirchenrenovierung und da sind immer die Architekten beauftragt, die die gesamte Maßnahme abwickeln und die dann auch teilweise eigene Entwürfe haben oder auch auf Modelle von uns zurückgreifen. Es ist schon die Tendenz, dass die Bänke relativ einfach, schlicht gehalten werden.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Quelle:
DR