San Sebastian will Geschichte der ETA-Gewalt überwinden

Kulturhauptstadt des Friedens

Lange war das spanische San Sebastian Schauplatz des blutigen Konflikts zwischen der baskischen Terrororganisation ETA und dem Staat. Das Kulturhauptstadtjahr 2016 soll die Gesellschaft versöhnen.

Tamborrada - Trommelkonzert am Strand / © Javier Etxezarreta (dpa)
Tamborrada - Trommelkonzert am Strand / © Javier Etxezarreta ( dpa )

Unter dem Motto "Kultur für das Zusammenleben" startete nach dem polnischen Breslau nun auch die nordspanische Küstenstadt San Sebastian am Samstagabend offiziell ihr Europäisches Kulturhauptstadtjahr. Die rund 400 geplanten Veranstaltungen stehen vor allem unter dem Leitmotiv der "Versöhnungskultur". Damit sollen die Wunden geheilt werden, die der jahrzehntelange, gewalttätige Kampf der Terrororganisation ETA für die baskische Unabhängigkeit in der Gesellschaft hinterlassen hat.

Vor über vier Jahren beendete die ETA offiziell ihren Kampf. "Der Terror und die Angst haben jedoch eine tief gespaltene Gesellschaft zurückgelassen, die das friedliche Zusammenleben erst wieder langsam lernen muss", zitieren spanische Medien San Sebastians Bürgermeister Eneko Goia. "Aus diesem Grund ist das Kulturhauptstadtprogramm auch nicht auf große Showeffekte oder internationale Künstlergrößen fokussiert, sondern auf die aktive Beteiligung der Bürger", sagte der Generaldirektor des Kulturhauptstadtprogramms, Pablo Berastegui.

Identität des Baskenlandes

Die Kulturveranstaltungen ranken sich um drei Leitmotive, die als "Leuchttürme" bezeichnet werden - "Frieden", "Leben" und "Stimmen". Ziel ist es, das Gemeinschaftsgefühl der Basken im positiven, nicht ausgrenzenden Sinne zu stärken und dadurch ein friedlicheres Zusammenleben zu erreichen. Entsprechend ausgerichtet waren bereits die ersten Ausstellungen und Kulturevents, die im Rahmen des viertägigen Eröffnungsprogramms stattfanden.

Im San Telmo Museum etwa beschäftigt sich die Ausstellung "Gaur Konstelazioak" mit Werken von weltberühmten baskischen Künstlern wie Jorge Oteiza, Eduardo Chillida, Jose Luis Zumeta und Eugenio Ortiz. Ihre baskische Künstlergruppe "Gaurs" bildete sich Mitte der 1960er-Jahre, um als eine Art künstlerisches Sprachrohr die vom Franco-Regime unterdrückte "kollektive Identität des Baskenlandes" zu verteidigen.

Ein weiteres Highlight sind die Freilicht-Installationen "Iturriak" (Brunnen) der baskischen Künstlerin Maider Lopez in der Nähe des Ondarreta-Strandes. Mit alten, vor Jahrzehnten abgebauten Stadtfontänen will sie die Einwohner San Sebastians an ihr altes Gemeinschaftsleben erinnern, in welchem die öffentlich Brunnen immer eine große Rolle spielten.

"Die Brücke des Miteinanders"

Bereits am Samstagmittag hatten die Feierlichkeiten zum Kulturhauptstadtjahr mit einem spektakulären Trommelkonzert auf dem Concha-Strand begonnen. 6.500 Musiker beteiligten sich an der Tamborrada, San Sebastians traditionellem Fasstrommelfest. Der offizielle Startschuss für San Sebastians Kulturhauptstadtjahr fiel anschließend im Victoria Eugenia Theater, wo Vertreter der EU-Kommission dem Bürgermeister von Donostia, so der baskische Name der Stadt, die Plakette der EU-Kulturhauptstadt überreichten.

"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken", betonte Bürgermeister Goia während der Eröffnungszeremonie frei nach Isaac Newton. Und so fand auch die anschließende Eröffnungsshow symbolisch auf einer Brücke statt. Der Künstler Hansel Cereza, Mitgründer der bekannten katalanischen Theatergruppe "La Fura dels Baus", verwandelte San Sebastians Maria Cristina-Brücke mit einer Licht- und Musikshow in eine "Brücke des Miteinanders".

Manuel Meyer


"Die Brücke des Miteinanders" / © Juan Herrero (dpa)
"Die Brücke des Miteinanders" / © Juan Herrero ( dpa )

"pinchos" - baskische Spezialitäten / © Javier Etxezarreta (dpa)
"pinchos" - baskische Spezialitäten / © Javier Etxezarreta ( dpa )
Quelle:
KNA