Die Ausstellung "The Problem of God" in der K21

Herausfordernd

Die Kunstsammlung K21 hat auf Anregung der Deutschen Bischofskonferenz eine spannende wie verstörende Ausstellung zusammengestellt.

Ausstellung The Problem of God / © Achim Kukulies (Kunstsammlung NRW)

Die große gusseiserne Glocke ohne Bömmel des Künstlers Kris Martin im Düsseldorfer Museum K21 Ständehaus beginnt jede Stunde lautlos zu schwingen. Sie ist eines der zum Nachdenken anregenden Kunstwerke in der Ausstellung "The Problem of God". Ideengeber war der Würzburger Bischof und Kunstexperte Dr. Friedhelm Hofmann, der im Kontext des Projekts "50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil" einen offenen Blick auf die vielfältigen Antworten der Künstler auf die Frage nach Gott ermöglichen wollte. "Hier findet man Arbeiten, in denen die Verletzlichkeit des heutigen Menschen, die Angst, die Not, auf eine sehr fordernde Weise dargestellt sind", so Bischof Hofmann. Hier geht es nicht um vertraute Kirchenkunst, sondern darum, wie christliche Bilder und Themen in den Werken zeitgenössischer Künstler verarbeitet und verändert werden.

Ein Schwerpunkt sind Passionsthemen

Kuratorin Dr. Isabelle Walz sieht einen Schwerpunkt der Ausstellung in Passionsthemen, zum Beispiel in der Videoarbeit "Crux" von Gary Hill aus den 80er Jahren. Mit laufenden Videokameras an Armen, Beinen und am Körper ist er über unwegsames Gelände gelaufen und präsentiert diese Perspektiven in einer Videoinstallation, die an einen Kreuzweg erinnert. Sehr verstörende Objekte finden sich im Untergeschoss. Der an einem Pfahl hängende Schmerzensmann IV ohne Kopf oder das auf einem Tisch liegende tote Pferd ("Lost III") von Berlinde de Bruyckere faszinieren und schrecken gleichzeitig ab. Eindrucksvoll dokumentiert die Fotoserie "Case History - Requiem" von Boris Mikhailov mit Bildern von leidenden Menschen am Rande der Gesellschaft die Kreuzwege der Menschen von heute.

Internationale Sichtweisen

Die internationale Bedeutung dieser Ausstellung betont Dr. Walter Zahner, der die Kunstprojekte "50 Jahre 2. Vatikanisches Konzil" koordiniert hat. Die Ausstellung soll zeigen, "dass die Fragestellungen ganz viele Künstler aus unterschiedlichen Kulturen und Kontinenten beschäftigen und sie zu einer Auseinandersetzung herausfordern, die zu sehr vielen, zu sehr unterschiedlichen, aber sehr qualitativ hochwertigen Antworten geführt hat."  In Südafrika oder Polen stellen sich Künstler dem Thema ganz anders als in Westeuropa.

Der unsichtbare Gott

Das Problem rund um Gott ist auch seine Unsichtbarkeit. Dies macht die Arbeit des tschechischen Künstlers Pavel Büchler deutlich, dessen Arbeit der Ausstellung den Namen gegeben hat. Zu sehen ist ein aufgeschlagenes Buch mit dem Titel "The Problem of God". Zwischen den Seiten spiegelt eine Lupe das Wort "invisible" – also unsichtbar - wider. Genau da sieht der Kölner Erzbischof Woelki eine wesentliche Aufgabe der Ausstellung: "Das ist die Aufgabe von Kunst und Theologie, das nicht Sichtbare, die dahinterstehende Wirklichkeit, zugänglich zu machen. Das Zweite Vatikanische Konzil hatte damals gerade die Hinwendung zu der Welt propagiert, und es geht darum, dass Kirche und Theologie in die Auseinandersetzung mit der Welt, mit Glaubenden und Nichtglaubenden, eintritt, um in dem Diskurs die Gottesfrage lebendig zu halten."

Die Ausstellung als Prozessionsweg

Die Ausstellung "The Problem of God" in der K21 in Düsseldorf geht über drei Etagen. Besucher müssen viele Treppen steigen oder mit dem Aufzug fahren. Isabelle Walz verbindet mit diesen langen Wegen auch die Idee eines Prozessionsweges, die in mehreren Werken der Ausstellung auch aufgegriffen wird. So ist der Künstler Francis Alÿs in seiner Videoperformance die englische Route des Jakobsweges in seinem Atelier buchstäblich nachgegangen. Nicht alle Werke haben einen unmittelbarem Bezug zu religiösen Themen oder Bildmotiven, viele sind politisch, aber alle werden durch den Titel der Ausstellung in einem besonderen Licht gesehen. Für den Kunstexperten und Jesuitenpater Dr. Friedhelm Mennekes ist sie eine sehenswerte wie herausfordernde Ausstellung: "Es ist eine grandiose Ausstellung, sehr erfrischend, sehr neu, und das tolle ist die Spannung. Aber es macht viel Arbeit, sie in das eigene entwickelte Glaubensverständnis einzuholen."

c   Birgitt Schippers