Weihnachtsprogramm im Fernsehen gewaltfreier

Mehr Sendungen passend zum Fest

Mord und Totschlag, spritzendes Blut und klaffende Wunden: Gewalt im Fernsehen ist Alltag. Das Weihnachtsprogramm präsentiert sich diesmal aber gewaltfreier als die Jahre zuvor, sagt der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche bei domradio.de.

"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" läuft wieder an Weihnachten / © WDR/Degeto (dpa)
"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" läuft wieder an Weihnachten / © WDR/Degeto ( dpa )

domradio.de: Sie haben sich genauer mit dem Fernsehangebot der deutschen Sender an den Feiertagen beschäftigt - und waren ganz zufrieden?

Markus Bräuer (Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland): So ist es. Das Fernsehprogramm ist in den deutschen Sendern gerade am Heiligen Abend sehr familienfreundlich. "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", "Der kleine Lord", "Familie Heinz Becker" oder "Loriot" sind sehr familienfreundliche Sendungen. Mir liegen auch Sendungen am Herzen, die etwas vom Inhalte des Festes abbilden. Dazu zählen natürlich die Christvespern in ARD und ZDF am Heiligen Abend, aber auch Dokumentationen, die sich mit dem Heiligen Land oder dem christlichen Glauben beschäftigen.

domradio.de: Sie sagen es ist besser geworden was die Gewalt angeht. Wie haben sie das verglichen? 

Bräuer: Wir haben das verglichen mit den Jahren zuvor. In den letzten Jahren haben die Privatsender auch schon am Heiligen Abend oder am ersten Feiertag Action-Thriller gezeigt haben. Das machen sie jetzt immer noch, nur erst zum späteren Zeitpunkt des Festes, zu späteren Uhrzeiten und spätere Tage. Ich werbe seit vielen Jahren auch gegenüber den verschiedenen Ländern dafür, und sage 'Ihr habt so tolle Filme im Angebot, die sind so quotenstark. Versucht doch auch im Wettbewerb miteinander, vielleicht auch mit einer Verabredung. 'Wir verzichten am Fest der Liebe auf Gewaltfilme in denen vor allem die Gewalt aus der Sicht der Täter gezeigt wird. Ich denke, Maschinengewehrsalven mit denen Menschen getötet werden haben mit dem Weihnachtsfest so wenig zu tun, dass ich mir wünschte, dass dort auch andere Filme programmiert werden.

domradio.de: Aber sie haben das Gefühl, Ihr Apell stößt auf offene Ohren? Ergebnisse sind sichtbar, oder?

Bräuer: Es sind Ansätze, kleine Ergebnisse sichtbar. Dass ein Sender wie RTL am Weihnachtsfest Schindlers Liste zeigt, also ein Film, der hochwertig ist, der nachdenklich macht, der Sympathie, Empathie für die Menschen unter Gewalt und Nationalsozialismus gelitten haben hervorruft, das finde ich eine großartige Programmierung.

domradio.de: Schindlers Liste haben sie jetzt schon genannt. Dann haben Sie den tschechischen Märchenklassiker Drei Haselnüsse für Aschenbrödel erwähnt. Gibt es noch ein paar Film-Highlights an Weihnachten, wo sie sagen, das ist noch eine lobenswerte Sache. 

Bräuer: Also 3sat ist besonders hervorzuheben. Am Heiligen Abend werden Reportagen gesendet, die die unterschiedlichen regionalen Weihnachtstraditionen spiegeln. Der Fernsehfilm "Stille Nacht" handelt von der Geschichte des beliebtesten Weihnachtsliedes der Welt. Margot Käßmann spricht über die Bibel und die berühmte Erzählung von Charles Dickens als eine Weihnachtsgeschichte. 

domradio.de: Noch mal ganz allgemein gefragt, man könnte ja sagen: An den Weihnachtstagen wäre es doch viel schöner, mal gar nicht zu fernsehen, sondern stattdessen zu erzählen oder vielleicht ja sogar zusammen Musik zu machen. Hat das Zusammen-Fernsehen-Gucken in Ihren Augen auch einen wert?

Bräuer: Also ich glaube, dass viele Menschen unterwegs sind und sich besuchen, miteinander singen, Gottesdienste besuchen und dass reale Zusammenleben im Familien und Freundeskreis erleben. Aber es sind ja auch viele Menschen allein, und ihnen ein adäquates Angebot zu machen, das zum Christfest passt, das finde ich ganz wichtig. man kann das eine nicht gegen das andere ausspielen und wenn dann zur späteren Sunden Menschen miteinander fernsehen sollen, dann sollen sie das tun. aber wenn sie dann auf ein Programm stoßen, was auch mit dem Bezug des Christfestes zu tun hat, warum wir ja auch frei haben, dann finde ich das besonders passend.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR