Theologen sehen in "Star Wars" Parallelen zu Christentum

Raumschiffe, Droiden, Lichtschwerter

Am Donnerstag ist die siebte "Star Wars"-Episode "Das Erwachen der Macht" in den deutschen Kinos gestartet. Theologen sehen in der Saga Parallelen zum Christentum. Selbst der Papst ist nicht abgeneigt.

Autor/in:
Samuel Dekempe
Star Wars: Das Erwachen der Macht / © David James (dpa)
Star Wars: Das Erwachen der Macht / © David James ( dpa )

Es gibt Geschichten, die scheinbar nie enden. Etwa die "Star Wars"-Saga, die ab Donnerstag bereits mit ihrem siebten Teil die Kinoleinwände erhellt. Und der Erfolg ist auch bei dieser Episode garantiert: Experten schätzen, dass "Das Erwachen der Macht" bis zu 1,3 Milliarden Euro einspielen wird.

Warum aber strömen Menschenmassen für den blassen Luke Skywalker, den blechernen R2D2 und den haarigen Chewbacca in die Kinos? Religionspädagoge Ulrich Kumher versucht eine Erklärung: "Menschen sind nicht nur biologische Maschinen. Es gibt auch Kräfte und Gefühle, die sich nicht messen lassen, wie zum Beispiel die Liebe. Diese Kräfte können befreien." Dazu zähle auch die „Macht“ - die höhere Kraft in dem Science-Fiction-Drama. Das gleiche Gefühl spreche auch der religiöse Glaube an: Die Suche nach Sinn, die Hoffnung, dass es etwas gibt, für das es sich lohnt zu sterben.

Britische Kinos haben diese Verbindung nicht gesehen und sich geweigert, einen christlichen Werbespot vor dem neuen "Star Wars"-Film auszustrahlen. Man wolle "verschiedene Glaubensrichtungen nicht beleidigen" und "keine Werbung für religiöse Zwecke" machen.

Der Spot sollte für die neue Internetseite justpray.uk werben und zeigen, dass Beten zur britischen Alltagskultur gehört, erklärten Vertreter der anglikanischen Kirche. Es sei "merkwürdig", dass ein christlicher Spot kurz vor Weihnachten als für "nicht angemessen" erachtet werde.

Luke Sykwalker eine Art Erlöser-Rolle, so der Theologe Kumher

Aber auch ohne christliche Werbung im Vorprogramm sieht der Nürnberger Theologe Kumher in der Filmreihe die Chance, einen Zugang zur Religion zu schaffen. So hat Luke Sykwalker eine Art Erlöser-Rolle inne, "eine Figur auf die man vertrauen kann, dass sie das Böse besiegt und das Gute zum Sieg führt". Die Gefahr einer Ideologie bleibe jedoch: "In Star Wars gibt es nur die gute und die böse Seite. Für eine muss man sich entscheiden - eine Grauzone gibt es nicht." Und auch die Macht gebe eine klare Richtlinie vor, an die sich die guten Jediritter halten müssen.

Kumher hat als großer Fan selbst ein Lichtschwert - zwar nur aus Plastik, aber mit Sound- und Lichteffekten. Dennoch sieht er auch einiges kritisch bei "Star Wars", denn die Filme zeigten letztendlich Krieg im Weltall: "Der Krieg wird im Kino gefeiert, und es entsteht eine Akzeptanz gegenüber Gewalt." Krieg und Gewalt könnten leicht als faszinierend erlebt werden.

Seit knapp 40 Jahren dauert der Kampf zwischen Gut und Böse nun schon in den Kinos an. Und er wird wohl nie an ein Ende gelangen. Darin bestehe ein grundsätzlicher Unterschied zum christlichen Verständnis, erklärt Kumher. Denn das Christentum glaubt an ein endgültiges Ende.

"Wir Menschen wollen aber wohl eher die ewige Fortsetzung als ein definitives Ende, von dem wir nicht wissen, was es ist und was danach sein wird", meint der Theologe.

Kinonachmittag mit "Star Wars": Papst Franziskus engagierte sich in den 80ern für Jugendliche  

Ob das Papst Franziskus auch so sah? In den 1980er Jahren engagierte er sich als Rektor der Theologischen Fakultät Colegio Maximo San Jose in San Miguel, 30 Kilometer nordöstlich von Buenos Aires, für Jugendliche. Im Ergebnis gab es dann einen Kinonachmittag für die Jugend der Umgebung im Saal der Fakultät - gezeigt wurde "Star Wars".

Und die andere Seite? Also die evangelische? Hier plant die Zionskirche in Berlin am Sonntag nach dem Kinostart einen "Star Wars"-Gottesdienst: Einzelne Filmepisoden werden gezeigt, der Soundtrack kommt von der Orgel. Und Gottesdienstbesucher, die mit Lichtschwert und Stormtrooper-Helm kommen, können Kinokarten gewinnen.

Die Idee zu dem speziellen Gottesdienst hatten die beiden Vikare an der Zionskirche, Ulrike Garve und Lucas Ludewig. Wie Kumher sehen sie in den Filmen Parallelen zur christlichen Tradition. "In der entscheidenden Szene der sechsten Episode soll Luke Skywalker auf die Seite des Imperators, des Bösen, gezogen werden", erklärt Ludewig.

Luke widersetzt sich jedoch mit den Worten "Ich werde nie zur dunklen Seite gehören." Dies wecke etwa Assoziationen zu einer Bibelstelle aus dem Römerbrief, so der Theologe: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem."


Quelle:
KNA