Der schwedische Autor Henning Mankell ist tot

Wanderer zwischen den Welten

Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, die Gesamtauflage seiner Bücher lag bei rund 40 Millionen Exemplaren. Bilanz eines außergewöhnlichen Lebens. Am Montag ist Henning Mankell in Göteborg gestorben.

Autor/in:
Christoph Arens und Joachim Heinz
Henning Mankell / © Uwe Lewandowski (KNA)
Henning Mankell / © Uwe Lewandowski ( KNA )

Er galt als Multi-Talent und Wanderer zwischen den Welten. Der Bestseller-Autor von Thrillern und Kinderbüchern, Theaterregisseur und Intendant Henning Mankell. Sensibel analysierte er die gesellschaftlichen Verhältnisse in seiner Heimat Schweden - und lebte doch die Hälfte der Zeit in Mosambik. Jetzt ist der Autor, der schon seit längerem an Krebs litt, in Göteborg gestorben.

Mankell erschuf Krimireihe mit Kommissar Wallander

Immer wieder setzte sich Mankell, der hierzulande vor allem durch seine Krimireihe um Kommissar Kurt Wallander bekanntwurde, dafür ein, "den Stolz und die Würde der Afrikaner zu achten", wie es die Jury des Toleranzpreises der evangelischen Akademie Tutzing 2004 formulierte. Lang ist die Liste seiner Auszeichnungen, darunter auch der von der Stadt Osnabrück verliehene Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis, den er ebenfalls für sein Afrika-Werk erhielt.

Die Verbindung des Autors zum Schwarzen Kontinent bestand seit 1972, als er zum ersten Mal nach Sambia reiste und dort für zwei Jahre blieb. 1986 übernahm Mankell dann die Leitung des Teatro Avenida in Mosambiks Hauptstadt Maputo, dem er bis zuletzt verbunden blieb. Spätestens seitdem wurde der Kontinent zu seiner zweiten Heimat.

Die Europäer sprächen immer nur von einem einzigen Afrika, beschwerte sich der Starautor, zu dessen Afrika-Romanen "Der Chronist der Winde" und "Die rote Antilope" gehören. "Dieses Denken stammt aus der Kolonialzeit, als alles Afrikanische herabgesetzt und vereinfacht wurde. Afrika besteht aus vielen kleinen Afrikas."

Mankell erhielt den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis

Mankell, der 1999 auch den von der Deutschen Bischofskonferenz gestifteten Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis erhielt, nahm die Europäer in die Pflicht: Die instabilen politischen Strukturen auf dem Kontinent seien auch eine Folge der Armut, "und diese Armut haben wir erzeugt, während der Kolonialzeit". Afrika brauche Geld, Hilfe von außen und Geduld: Die Europäer müssten zurückzahlen, was sie genommen hätten und die Afrikaner dabei unterstützen, eine Infrastruktur und eine Industrie aufzubauen und Rohstoffe in Eigenregie auszubeuten.

Der Schriftsteller warnte zugleich vor falschen Erwartungen: Schweden habe mindestens 100 Jahre gebraucht, um eine Demokratie aufzubauen. Deutschland sei ein Beispiel dafür, wie instabil ein System auch in Europa sein könne. Und die schreckliche Erfahrung, mit welcher Leichtigkeit Nachbarn einander umbringen könnten, habe man nicht nur in Ruanda oder dem Kongo gemacht, sondern auch auf dem Balkan.

Wiege der Menschheit für Mankell in Afrika

"Wir gehören zur gleichen Familie", erklärte Mankell einmal. "Wir mögen verschiedene Hautfarben haben, aber wir fürchten und lieben die gleichen Dinge." Für ihn war mit Blick auf Afrika die wichtigste Erkenntnis, dass dort die Wiege der Menschheit gestanden habe. "Unsere Urmutter war schwarz, daran sollten wir immer denken." Seine jüngste Veröffentlichung widmete Mankell seinem Kampf gegen den Krebs. In "Treibsand" setzte sich Mankell aber auch allgemein mit den Themen Hoffnung, Angst und Tod auseinander.

Ein Zitat daraus stellte der Verlag Carl Hanser/Paul Zsolnay zu seiner Nachricht vom Tod des Autors. "Zu leben heißt, Ja oder Nein sagen zu können. Tot zu sein heißt, von Schweigen umschlossen zu sein." Seine Bücher werden weiter für ihn sprechen. Mankell hinterlässt Ehefrau Eva Bergmann und einen Sohn.

 


Quelle:
KNA