Seit 2009 hat Birgit Rüberg regelmäßig die Insel Lesbos besucht. Seitdem hat sich die Flüchtlingssituation "extrem verschäft". Mittlerweile ist der Strand mit Blick auf die Türkei über 10 Kilometer übersät mit Resten aufgeschlitzter Schlauchboote, Kleidungsstücke, Rettungswesten oder Rucksäcke. Sie hat persönlich miterlebt, wie Flüchtlinge an der Küste gestrandet sind. "Man hörte die Menschen aus dem Boot auch rufen und schreien, die Kinder weinten", erinnert sich Birgit Rüberg. Sie hat aber auch die Schlepper gesehen, die den Flüchtlingen überhaupt nicht geholfen haben, sondern darauf gewartet haben, den Außenbordmotor des Flüchtlingsbootes abzumontieren, um ihn vielleicht zu verkaufen. Diesen sie tief ergreifenden Erlebnisse hat sie in ihren Textilkunstarbeiten Ausdruck verliehen.
"Rough Seas" nennt Birgit Rüberg ihr Ensemble an Rettungswesten oder Kleidungsstücken von Flüchtlingen, die sie am Strand von Lesbos gefunden hat. Sie hat auf ihnen Zeitungsmeldungen gestickt und sie in kleine Holzrahmen montiert, die wie kleine Särge anmuten. In der Serie "Reise ans Licht" hat sie Schwimmwesten mit europäischen Sprichwörtern gestickt, wie zum Beispiel "Rolling stones gather no moss" (rollende Steine setzen kein Moos an). Sie sollen Ausdruck für Ängste, Sorgen aber auch Hoffnungen der Flüchtlinge sein.
Heiligendarstellungen als Mittler zwischen Betrachter und Gott
Um die Gier nach Geld geht in dem Ausstellungsteil "Ikonen der Krise" der griechischen Künstlerin Maria Rigoutsou. In Anlehnung an die Ikonen der orthodoxen Kirche mit Heiligendarstellungen als Mittler zwischen Betrachter und Gott hat sie auf ihren Bildern Dinge dargestellt, die den Menschen von heute heilig sind: Euro, Banken und Ratingagenturen. Auf ihnen sind aber auch Gesichter zu sehen, die von Armut und Verelendung gezeichnet sind.
Zu Griechenland gehört eine lange Tradition der Keramikkunst, die auch auf der Insel Lesbos verwurzelt ist. Despina Iosifellis helle, kunstvoll gestaltete Schalen, Vasen und Olivenöltellerchen sollen das Lebensgefühl der noch ursprünglich gebliebenen Insel Lesbos widerspiegeln.
Die Ausstellung im Kunstraum Anakoluth geht noch bis zum 14. November.