Neue Kolumba-Ausstellung zu Erzählformen

Gemalte Geschichten

Das Kölner Museum Kolumba für Mittelalterkunst befasst sich in seiner kommenden Jahresausstellung mit Erzählstrukturen. Die Schau "Der rote Faden" zeigt sowohl mittelalterliche Bildgeschichten als auch Videoarbeiten.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Der rote Faden / © Oliver Berg (dpa)
Der rote Faden / © Oliver Berg ( dpa )

Heiligenlegenden passen thematisch gut in ein kirchliches Kunstmuseum. Und so scheint es nur naheliegend, dass das Kölner Museum Kolumba den 20-teiligen Bilderzyklus über den heiligen Severin in seine aktuelle Jahresausstellung "Der rote Faden. Ordnungen des Erzählens" integriert hat. Zumal es bei den großformatigen Gemälden aus dem 15. Jahrhundert vor allem um Formen des Narrativen geht. Denn was hier über den Kölner Bischof aus dem 4./5. Jahrhundert erzählt wird, habe zum Teil wenig zu tun mit der überlieferten Vita des Stadtpatrons. Kolumba-Direktor Stefan Kraus spricht von einem Paradebeispiel für das Hinzufügen oder Weglassen von Details und Erzählsträngen.

Neunte Jahresausstellung

In der neunten Jahresausstellung des vielfach preisgekrönten Kunstmuseums des Erzbistums Köln geht es entscheidend auch um Beziehungen, die zwischen den Exponaten entstehen und damit wieder ein neues Erzählgeflecht bilden. Der Severin-Zyklus zieht seine Spur durch mehrere Räume des 2007 neu eröffneten Gebäudes. Und ist dabei mal mit ebenfalls mittelalterlichen Kruzifixen oder Skulpturen, mal mit zeitgenössischen Installationen konfrontiert.

Was sich entwickelt, wenn die rund 200 Gemälde, Radierungen, Skulpturen, Bücher und Kunstinstallationen aus dem Mittelalter bis in die Gegenwart bis 22. August 2016 "zusammenleben", bleibe abzuwarten, so Kraus. "Deshalb würde es wenig Sinn machen, jetzt schon einen Katalog herauszugeben, weil wir das alles noch gar nicht wissen."

Erstmals zählt zur Ausstellung auch eine Video-Aktion "Shopmovies" von Olaf Eggers, die bis 3. Januar von sechs Kölner Geschäften gezeigt wird. Dort sehen sich die Kunden unvermittelt mit kurzen Videosequenzen konfrontiert, die sie ihr Tun in neuem Licht sehen lassen.

Installation von Anna und Bernhard Blume

Die meisten Objekte der Schau stammen nach dem Prinzip des Museums aus eigenen Beständen. Zu den Ausnahmen zählt die Installation "Transzendentaler Konstruktivismus" von Anna (78) und Bernhard Johannes Blume (1937-2011). Dutzende mit Wörtern wie "Gott", "Seele", "gut" und "heilig" beschriftete Teller zieren eine ganze Wand und ergeben - je nach Betrachtung - kleine Sinn-Einheiten. Die beiden "Pioniere der inszenierten Fotografie" setzten sich stets in humorvoller Art mit metaphysischen Themen auseinander. "Es gehört zum Wesen von Kolumba, Reibungsfläche zu sein und nach Dingen der Spiritualität zu fragen, wo man sie vielleicht gar nicht vermutet", unterstreicht Kunsthistoriker Kraus.

Wie politisch aktuell die Schau ist, zeigen etwa die Videoinstallation "In stillen Teichen lauern Krokodile" von Marcel Odenbach über den Genozid in Ruanda oder die 50 Radierungen von Otto Dix "Der Krieg". Die Themen Flucht, Krieg und Gewalt sind laut Kraus leider noch lange nicht auserzählt. Weiter sind Werke von Keith Haring, Andy Warhol, Victoria Bell, Felix Droese, Stefan Lochner, Erasmus Grasser, Hans Josephsohn, Ilya Kabakov, Konrad Klapheck und Rebecca Horn zu sehen.

Roter Faden spinnt sich zu Erzbischof Woelki

Einen "roten Faden" zieht das Museum inzwischen auch über seine Mauern hinaus: So finden sich im Haus des Erzbischofs von Köln, in dem seit fast genau einem Jahr Rainer Maria Woelki wohnt, auf dessen Wunsch inzwischen einige Objekte aus Kolumba. "Jetzt ist die zeitgenössische Kunst nicht nur auf das Museum beschränkt, sondern auch bei Arbeitssitzungen des Kardinals präsent", freut sich Kraus.

Dass Woelki Kolumba als Ort seiner ersten Pressekonferenz nach der Wahl zum Kölner Erzbischof im Juli 2014 gewählt hatte, sei schon ein sehr positives Zeichen gewesen.

Außerdem gibt es nach der Kooperation mit der Kölner Oper eine weitere Zusammenarbeit mit der darstellenden Kunst, diesmal in Gestalt des Schauspiel Köln. Intendant Stefan Bachmann, der zuletzt die komplette "Genesis" auf die Bühne brachte, habe zugesagt, dass ab 26. September ein Jahr lang jeden Samstag ein Ensemblemitglied in Kolumba auftreten werde. Kraus: "Ob da ein Teil einer aktuellen Inszenierung oder das New Yorker Telefonbuch vorgetragen wird, werden wir dann sehen."


Quelle:
KNA