Massiver Verlust von Kirchen und Synagogen

Umbau, Schließung und Abbruch

Immer mehr Kirchen in Europa sind von Schließung oder Abbruch bedroht. Besonders in den ehemals kommunistisch regierten Ländern drohen die Kirchen zu verfallen. Der Grund: Schwindende Mitglieder und immer knapper werdende Mittel.

Baufällige Kirche in Brandenburg (dpa)
Baufällige Kirche in Brandenburg / ( dpa )

Das europäische Netzwerk zum Erhalt von Sakralbauten (FRH) hat vor einem massiven Verlust von Kirchen und Synagogen gewarnt. Sie würden zunehmend "für andere Zwecke benutzt oder gar abgebrochen", erklärte die Organisation bei einer Konferenz in Halle/Saale.

"Heute geschieht dies fast lawinenartig in den Niederlanden und zunehmend auch in Belgien", betonte der Dachverband. Auch in Frankreich habe der Staat immer mehr Probleme mit den vor 1905 erbauten Kirchen und Kapellen, zu deren Erhalt er sich verpflichtet hat. In Deutschland seien vor allem moderne katholische Kirchenbauten "von Aufgabe, Schließung und Abbruch bedroht". In den früher kommunistisch regierten Ländern drohten besonders die Dorfkirchen zu verfallen.

Rettung durch Fördervereine

Als Gründe nannte die Organisation rückläufige Zahlen der Kirchenmitglieder und der Bevölkerung und fehlende finanzielle Mittel sowie Zerstörung etwa durch den Abbau von Braunkohle. Zugleich hob sie auch positive Entwicklungen hervor. So seien in Deutschland nach der Wiedervereinigung sehr viele Kirchenbauten unter anderem durch Fördervereine vor dem endgültigen Verfall gerettet worden. Auch in Frankreich setze sich ein Verein zur Rettung kirchlichen Kulturgutes ein.

Kirche wichtig für Identität

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte in einem schriftlichen Grußwort die zivilgesellschaftlichen Vereinigungen. Ohne deren Engagement "könnten viele Gottesdienststätten in ländlichen Regionen kaum erhalten werden", so die Bundeskulturbeauftragte. Auch Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) betonte, das "Kulturgut Kirche" habe weiter einen hohen Stellenwert für die Identität. Zeichen dafür seien die rund 300 Kirchbauvereine in Sachsen-Anhalt. Sie hätten oft auch Mitglieder, die keiner Kirche angehören.

Tagung zum Erhalt der Gebäude

Der Verband "Future for Religious Heritage" (FRH), zu deutsch "Zukunft für Religiöses Erbe", wurde 2010 in Canterbury gegründet und hat seinen Sitz in Brüssel. Es ist nach eigenen Angaben das einzige europäische Netzwerk von staatlichen und religiösen Organisationen, Fördervereinen, Stiftungen, Denkmalpflegern und Universitätseinrichtungen, die sich für den Erhalt religiöser Gebäude und ihrer Ausstattungen einsetzen.

In den Franckeschen Stiftungen und der Moritzkirche von Halle treffen bis Samstag rund 100 Unterstützer aus ganz Europa zur dritten internationalen Tagung zusammen.


Quelle:
KNA