Katholische Verlage auf der Buchmesse 2013

"Warum wohnt der Bischof im Schloss?“

Mutige Geständnisse und ein paar offene Fragen bleiben am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse 2013. domradio.de-Redakteurin Verena Tröster hat sich in den Bücherregalen der katholischen Verlage umgeschaut.

 (DR)

Mutig sind sie, die Neuerscheinungen, die die katholischen Verlage auf der Buchmesse 2013 vorstellen. Bernhard Winter, Autor beim Verlag St. Michaelsbund, tut es in Form von Gedichten: Mit Lyrik („Trau nur dem Löwen“) will er zum Nachdenken anregen, Mut machen und Fragen stellen, die hier an den Ständen überall gestellt werden: "Warum wohnt der Bischof im Schloss?“. Das Gedicht mit dem gleichnamigen Titel, so erklärt er, habe er bereits vor Jahren geschrieben. "Weil es alte Probleme sind, die immer wieder auftauchen.“

Es wird viel diskutiert über den aktuell in der Kritik stehenden Limburger Bischof Tebartz-van Elst. "Wir sind hier nun mal im Bistum Limburg. Klar, dass das die Leute interessiert“, sagt Konrad Höß, Geschäftsführer des Katholischen Medienverbandes. Immer wieder kommen Besucher zu ihm an den Stand und wollen wissen: Wie stehen die katholischen Medien zu diesem Thema? Aber auch der neue Papst ist Gesprächsthema. Bilder von ihm beherrschen schon jetzt die aktuellen Titel in den Regalen der rund 30 katholischen Verlage, die in diesem Jahr ihre Auslage präsentieren.

Generation Franziskus

Der Bonifatius-Verlag hat schnell reagiert und meint: Es gibt sie schon, die "Generation Franziskus“. Im gleichnamigen Buch von Peter Hummel kann man nachlesen: "Papst Franziskus ist ein Revoluzzer! Nicht deshalb, weil er den Glauben ändern wird, sondern uns, die Gläubigen.“ Papst Franziskus wird hier auf der Buchmesse als ein Papst wahrgenommen, der sich um die Grundwerte der Kirche bemüht. Und von denen wollen die Menschen lesen. "Anders als bei Benedikt XVI, der viel selbst publiziert hat, gibt es bei Papst Franziskus weniger von ihm aber dafür mehr über ihn“, erklärt Konrad Höß. Das lockt auch diejenigen Besucher an die Stände, die eigentlich aus ganz anderem Interesse zur Buchmesse gekommen sind. "Das ist ein sehr positives Signal und freut uns.“

"Markus, glaubst Du an den lieben Gott?“

Der prominenteste Gast auf dem katholischen Autorensofa heißt in diesem Jahr Markus Majowski. Der Schauspieler und Komiker (7 Zwerge, Die Dreisten Drei) räumt in seiner Autobiographie "Markus, glaubst du an den lieben Gott?“ mit seinen Alkohol- und Drogenexzessen auf. Auf knapp 200 Seiten spricht er über die Schattenseiten des Ruhms, seinen Kampf gegen die Sucht und seinen tiefen Glauben, der ihn seit seiner Kindheit begleitet. "Beten ist die größte Kraft, die ich kenne“, erklärt er und genau diese Kraft habe ihm das Leben gerettet. Das klingt nach einer klischeehaften Beichte eines gestrandeten Promis!? Vielleicht, doch der Komiker präsentiert sich authentisch und schafft es mühelos das Thema Glaube und Kirche in das echte Leben hinein zu holen. Eine gute Stunde nimmt er sich Zeit für Gespräche am Büchertisch, für kritische Nachfragen und ein Schwätzchen über den lieben Gott und die Welt.

Was, wenn Gott nicht allmächtig wäre?

Auf dem Autorensofa ist auch Platz für religionsphilosophische Debatten. Der evangelische Pfarrer Thomas Hartmann mag es provokativ, möchte "keine frommen Gebetsbücher, sondern was zum Nachdenken“ schreiben und versucht sich in seinem aktuellen Buch "Gott im Himmel, das Böse auf Erden?“ mit der großen Frage der Theodizee. "Ich hab das einfach nicht zusammengekriegt. Hier das Leiden, da der allmächtige und liebende Gott“, gesteht der Autor und macht mutig Schluss mit Dogmen, die nicht in sein Glaubensbild passen. Er verabschiedet sich vom Gedanken an die Allmacht Gottes und führt den Leser auf 166 Seiten zu seiner ganz persönlichen Klärung der Theodizee. Das ist unkonventionell, spannend und lesenswert.

Doch was bleibt, nach fünf Tagen Buchmesse? Auf jeden Fall die Erkenntnis, dass viel Lesenswertes auf dem Markt ist, dass die katholischen Verlage mit mutigen Autoren Akzente setzen und dass manche Fragen ungeklärt bleiben.


Quelle:
DR