Bischöfe fordern mehr Anerkennung für Zuwanderer

Interkulturelle Woche

Evangelische und katholische Kirche haben zu einer stärkeren Wertschätzung von Zuwanderern in Deutschland aufgerufen. "Wir brauchen eine Willkommenskultur", sagte der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge am Freitag zur Eröffnung der bundesweiten Interkulturellen Woche in Potsdam. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki sagte, Zuwanderer müssten als Menschen respektiert werden und nicht nur deshalb, weil es "gut ist für die Renten oder gegen den Fachkräftemangel".

 (DR)

Der Berliner Erzbischof wies darauf hin, dass Deutschland jahrelang das Ziel verfolgt habe, "Flüchtlinge abzuschrecken und ihre Lebensbedingungen möglichst unerträglich zu gestalten". Dagegen sollten sich Flüchtlinge in Deutschland herzlich willkommen fühlen. Auch ihm habe das "Herzlich Willkommen!" von vielen Menschen den Umzug von Köln an die Spree sehr leicht gemacht. Für sein neues Bistum und die Katholiken sei ein "Herzlich Willkommen!" zu jeder Zeit wichtig. In der Kirche gebe es zudem gar keine Ausländer, so Woelki weiter.



Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), rief zu einem respektvollen Umgang miteinander auf. "Die Vielfalt in unserem Land wächst weiter", erklärte Böhmer am Freitag in Berlin. Für den Zusammenhalt der Gesellschaft sei es deshalb umso entscheidender, einander mit Respekt, Toleranz und Wertschätzung zu begegnen. Notwendig sei auch, "aufzustehen, wenn Menschen in unserem Land bedroht oder in ihren religiösen Gefühlen verletzt werden".



Kritik an Aufarbeitung der Neonazi-Mordserie

Bischof Dröge sagte, an einer Willkommenskultur müssten alle gemeinsam arbeiten, die sich der Menschenwürde verpflichtet fühlen. Dem stehe jedoch in Deutschland und Europa derzeit auch viel entgegen. Dazu zähle neben der "quälend langsamen" Aufarbeitung der Neonazi-Mordserie auch das Asyl-Schnellverfahren an deutschen Flughäfen, das der Menschenwürde und dem Selbstverständnis eines Rechtsstaates widerspreche, betonte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Der Bundesrat hatte eine Abschaffung des Schnellverfahrens für Ausländer ohne Personaldokumente oder aus sogenannten sicheren Drittstaaten am Freitag abgelehnt.



Dröge rief zugleich die verschiedenen Religionen zum gemeinsamen Engagement für ein friedliches Zusammenleben auf. Gerade die aktuellen Vorfälle um ein "beschämendes und diffamierendes Video, das im Sudan, in Libyen und anderswo tödliche Gewalt heraufbeschworen hat", zeigten, dass gemeinsame Bemühungen nötig seien, "mit Menschen aus anderen Religionen an einer gerechteren und menschlicheren Welt zu bauen".



Die Interkulturelle Woche vom 23. bis 29. September lädt zu rund 4.500 Veranstaltungen zum Thema "Herzlich willkommen - wer immer Du bist" in mehr als 450 Städten und Gemeinden ein. Die Veranstaltungsreihe gegen Rassismus und Rechtsextremismus gibt es seit 1975. Veranstalter ist ein Bündnis aus Kirchen, Kommunen, Gewerkschaften und anderen Verbänden und Organisationen.