Vatikan-Experte zu den Abläufen im Konklave

Hinter den Mauern

Im Konklave wählen die stimmberechtigten Kardinäle der römisch-katholischen Kirche den Papst. Vatikan-Experte Ulrich Nersinger erläutert im domradio.de-Interview die genauen Abläufe in der Sixtina.

"Raum der Tränen" in der Sixtina (epd)
"Raum der Tränen" in der Sixtina / ( epd )

domradio.de: Wie läuft so ein Konklavetag ab?

Nersinger: Die Kardinäle haben ab 6.30 Uhr die Möglichkeit, ein Frühstück einzunehmen Dann werden sie eine Stunde später mit Bussen zur Sixtinischen Kapelle gebracht, und dann geht es schon richtig los! Es folgen am Vormittag zwei Wahlgänge. Danach werden die Kardinäle nach einem kurzen Gebet wieder in ihr Gästehaus gebracht, dort nehmen sie das Mittagessen ein, und dann folgen am Nachmittag zwei weitere Wahlgänge, wiederum mit Gebeten verknüpft und mit einem gemeinsamen Abendessen beschlossen.

domradio.de: Vier Wahlgänge an einem Tag also. Wie läuft so ein Wahlgang ab?

Nersinger: Die Kardinäle füllen die Wahlzettel auf ihren Sitzen aus und bringen sie dann gemäß der Rangordnung nach vorne, halten sie für alle sichtbar nach oben. Sie leisten dann noch einen kleinen Eid, dass sie Jesus Christus anrufen und diesen Wahlakt in der Intention geschehen lassen, denjenigen zu wählen, den Gott für sie als den guten und besten Kandidaten vorausgesehen hat.

domradio.de: Viele Kardinäle twittern ja gerne. Wie kann das verhindert werden?

Nersinger: Die vatikanische Gendamerie verfügt über die modernsten Abwehrmaßnahmen. Diese funktionieren so gut, dass sogar viele Leute, die gar nichts mit dem Konklave zu tun haben, sich aber in der Nähe der Sixtina oder des Gästehauses aufhalten, Probleme mit ihrem Handyempfang haben. Es sind sehr starke Störsender installiert worden, die machen es so gut wie unmöglich, zu den Kardinälen oder anderen Funktionsträgern im Konklave durchzudringen.

domradio.de: Was hat es mit dem schwarzen Rauch auf sich?

Nersinger: Ganz früher wurde ja einfach den Stimmzetteln Stroh beigemischt, später dann hat man einfache chemische Mittel beigefügt. Diesmal hat man sich wirklich auf die Experten verlassen, und wie wir sehen konnten, war das ja ein fast schon hollywoodreifer schwarzer Rauch.

domradio.de: Und der weiße Rauch wird dann auch so intensiv?

Nersinger: Das könnte ich mir vorstellen!

domradio.de: Sollte die Wahl erfolgreich sein, wenn also ein Kandidat die Zweidrittelmehrheit hat, gibt es in der Kapelle ein ganz bestimmtes Prozedere?

Nersinger: Dann wird man den Gewählten fragen, ob er die Wahl annimmt. Wenn er dies tut, lautet die nächste Frage nach dem Namen, den er annehmen möchte. Und dann läuft die ganze Maschinerie des Vatikans an. Der Gewählte wird zunächst in die Camera Lacrimatoria, einen kleinen Nebenraum der Sixtina, den wir links vom Hauptaltar finden, hineingeführt und dort wird er eines der drei Gewänder anziehen, die provisorisch hergerichtet worden sind. Dann wird er in die Kapelle zurückkehren und die erste Gehorsamsbezeugung der Kardinäle entgegennehmen. Der Rangälteste aus der Klasse der Kardinaldiakone wird dann zur berühmten äußeren Loggia des Petersdomes schreiten und den Namen des neuen Papstes verkünden. Dann wird kurze Zeit später der neue Papst selber erscheinen und den Gläubigen den apostolischen Segen erteilen. Und dann geht es für den Papst erst richtig los.

Das Interview führte Matthias Friebe.


Die Papstwahl (Grafik aus dem neuen Baedeker-Reiseführer Rom) (Baedeker)
Die Papstwahl (Grafik aus dem neuen Baedeker-Reiseführer Rom) / ( Baedeker )