Papstwahl wird fortgesetzt

Warten auf den weißen Rauch

Das war eindeutig pechschwarz. Auch im zweiten und dritten Wahlgang konnten sich die Kardinäle nicht auf einen Papstkandidaten einigen. Die Suche nach Benedikts Nachfolger geht damit weiter. domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen erklärt.

Nachfolger Petri gesucht (KNA)
Nachfolger Petri gesucht / ( KNA )

domradio.de: Hast Du gestern gute Sicht auf den Schornstein gehabt?

Ingo Brüggenjürgen: Natürlich, aber ich war nicht der einzige, denn der Platz war doch deutlich gefüllt. Ich hatte mir das gar nicht so vorgestellt, denn es haben im Vorfeld alle gesagt, beim ersten Wahlgang wird noch gar nicht viel passieren, da gibt es ganz bestimmt schwarzen Rauch, aber ich war überrascht, es waren so viele, gerade auch junge Italiener aufgebrochen, die schon über eine Stunde im kalten Nieselregen von Rom ausharrten, die ihre Handy gezückt hatten und immer wieder diesen Schornstein, dieses alte Ofenrohr fotografierten. Als dann endlich dieser schwarze Rauch kam, ging einen Raunen durch die Menge: Das war so schwarz, die Pyrotechniker haben wirklich dazu gelernt, schwärzer ging es nicht.

domradio.de: Wie ist denn weiterhin der Ablauf für den zweiten Konklavetag?

Brüggenjürgen: Jetzt beginnt die Routine des Wahlvorgangs. Gestern war das alles noch außergewöhnlich, mit dem spannenden Einzug, wo wir mit dabei sein konnten und dem Gottesdienst am Morgen. Jetzt ist es so, dass nach dem Frühstück auch ein Gottesdienst ansteht, das wird jeden Morgen der Fall sein und dann sind jeden Tag vier Wahlgänge geplant, morgens zwei und nachmittags zwei. Rauch soll es immer nur am Mittag und am Abend geben, weil man nicht viermal am Tag die Wahlzettel verbrennen will, es sei denn, die Wahl ist schon im ersten oder dritten dieser heutigen Wahlgänge erfolgreich, dann wird es schon früher weißen Rauch geben. Schwarzen Rauch nur zweimal am Tag und weißen Rauch sobald es soweit ist. Das wird hier also alles ganz spannend.

domradio.de: Das heißt um welche Uhrzeit müssen wir achtsam sein?

Brüggenjürgen: Ich würde mal sagen, so ab halb zehn, zehn Uhr könnte es natürlich soweit sein, aber im Moment gilt es, sich auf die großen Termine auf 12 und auf 19 Uhr zu konzentrieren. Das sind dann die Termine, wo eigentlich der schwarze Rauch aufsteigt. Ich glaube nicht, dass es heute soweit ist, aber das ist meine Prognose.

domradio.de: Die Wahl gestern galt als Stimmungstest. Aber in welche Richtung die Stimmung geht, darüber lässt sich nur spekulieren, oder?

Brüggenjürgen: Es ist in der Tat so, jetzt sind wir wirklich völlig abgeschnitten von Informationen. Es geht den 5600 Journalisten, die hier aus aller Welt zusammengekommen sind, genauso wie den interessierten Beobachtern und den vielen Schaulustigen. Jetzt bleibt eigentlich nur dieses Ofenrohr, was der Außenwelt signalisiert, was vor sich geht. Man darf ganz gespannt sein, wie die jeweiligen Gruppierungen sich zusammenfinden. Kardinal Sodano hat gestern nocheinmal zur Einheit der Kardinäle aufgerufen. Er hat gesagt, wir haben verschiedene Glieder, jeder ist wichtig, aber es muss uns um die Einheit gehen, die Einheit im Kardinalskollegium, die Einheit in unserem Glauben. Da wird man jetzt schauen, wie sich die Kardinäle aus aller Welt auf einen Kandidaten festlegen, sie waren ja doch mit den Zuständigen der Kurie im Vorfeld recht unzufrieden.

domradio.de: Wir haben im Vorfeld, bevor die Türe in der Sixtinischen Kapelle auch dicht gemacht wurde, auch noch den ein oder anderen deutschen Kardinal vor das Mikrophon bekommen. Hattest Du da das Gefühl, sie sind entschlossen und haben sich auf einen Kandidaten geeinigt?

Brüggenjürgen: Wenn man die sechs deutschen stimmberechtigten Kardinäle, also die Kardinäle, die das 80. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, nimmt, dann ist das eine große Gruppe, aber sie ist wie wahrscheinlich bei vielen Kardinälen aus der Welt auch nicht festgelegt auf einen Kandidaten. Da gibt es unterschiedliche Interessenlagen, die man versucht zu berücksichtigen. Das ist ja auch das Schöne bei diesem Wahlgang. Es ist anders als bei einer Präsidentenwahl. Hier versuchen die Kardinäle den Willen Gottes zu erspüren, der Heilige Geist muss selber wirken durch die Kardinäle. Das Ganze findet ja auch in einer Kapelle statt, man bereitet sich mit Gebet und mit Meditation vor. Es gibt keine Wahlkampfreden, es gibt bestenfalls Beichten oder vertrauliche Einzelgespräche am Rande. Das ist ein ganz anderes Verfahren, weil man hier wirklich versucht, herauszufinden, wer ist der Richtige, wer kann heute im 21. Jahrhundert die frohe Botschaft den Menschen vorleben, wer kann sie weitersagen, an wen können sich die Christen orientieren. Das ist kein leichter Job.

Das Interview führte Dagmar Peters


Quelle:
DR