Wie die Pilger den ersten schwarzen Rauch aus dem Kamin der Sixtina erlebten

"Das hört ja gar nicht mehr auf"

Auch wenn kaum damit zu rechnen war, dass die Menschen am Dienstag auf dem Petersplatz schon den neuen Papst sehen: Trotz Regen harrten Tausende bis zum ersten Rauchzeichen aus dem Konklave aus.

Autor/in:
Christiane Ried
Sixtina: Schwarzer Rauch (epd)
Sixtina: Schwarzer Rauch / ( epd )

Um 19.40 Uhr geht ein lautes Raunen über den Petersplatz in Rom. Der erste Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle ist zu sehen: Er ist - wie zu erwarten war - schwarz. Die 115 Kardinäle haben sich also im ersten Wahlgang noch nicht auf einen neuen Papst geeinigt.

Draußen haben die Gläubigen den ganzen Tag über gespannt den Konklave-Auftakt verfolgt: zuerst am Dienstagmorgen die Heilige Messe der Kardinäle im Petersdom, dann den feierlichen Einzug in die Sixtinische Kapelle am Nachmittag und schließlich das erste Rauchzeichen am Abend.

Das sei ja zu erwarten gewesen, sagen die deutschen Pilger Michael und Laura Köhler und wundern sich über die Menge schwarzen Rauchs, die da aus dem Schornstein quillt. "Das hört ja gar nicht mehr auf." Dennoch seien sie gespannt gewesen, es hätte ja auch weißer Rauch kommen können. Morgen wollen sie wieder kommen. Eine Papstwahl erlebe man schließlich nicht alle Tage.

Tausende warten auf den Rauch

Die Enttäuschung hält sich in Grenzen rund um den Petersplatz, auf den seit dem Einzug der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle trotz Regens Tausende Menschen zum Public-Rauch-Viewing geströmt sind. Sie haben entweder gebannt auf eine der vier Leinwände gestarrt oder direkt auf den Schornstein. Vatikansprecher Federico Lombardi hatte aber schon vorher angekündigt, dass eine erfolgreiche Wahl noch am Dienstagabend höchst unwahrscheinlich sei.

"Morgen ist es dann soweit, spätestens am Donnerstag", verkündet der Mailänder Michele optimistisch. Dann macht er sich auf in die nächste Bar, Champions League schauen: Sein AC Mailand spielt schließlich gleich gegen den FC Barcelona. Fußball sei dann doch wichtiger, als sich noch weiter über schwarzen oder weißen Rauch Gedanken zu machen.

Eine, die geduldig-gespannt das Konklave verfolgt, ist die Südtiroler Franziskaner-Schwester Martha. Sie freue sich schon auf den Segen, den sie vom neuen Papst bekommen wird, erzählt sie aufgeregt. Nein, einen Favoriten habe sie diesmal nicht. Beim Konklave 2005 habe sie auf Joseph Ratzinger getippt und Recht behalten, erinnert sich die Ordensfrau, die seit fünf Jahren in Rom lebt. "Ein Heiliger Papst, ein großer Mann. Ihr Deutschen könnt stolz auf ihn sein." Diesmal sei ihr der Wahlausgang egal, jeder Papst bekomme ihren Segen.

Auch eine Gruppe von brasilianischen Theologiestudenten verfolgt das Konklave im Gebet, damit die Kardinäle die richtige Entscheidung treffen. Einer der Studenten gibt nach einigem Nachdenken leise zu, dass er insgeheim hoffe, dass sein Landsmann Odilo Scherer am Ende das Rennen macht. "Er wäre eine sehr gute Wahl."

Wunsch nach einem schwarzen Papst

Für die meisten Rom-Touristen hat das Konklave aber wenig mit Religion oder göttlicher Eingebung zu tun. Sie nehmen die Papstwahl dankbar als touristisches Rahmenprogramm mit, als zufälligen Höhepunkt ihrer Reise. Wer neuer Papst wird, wie es um die katholische Weltkirche bestellt ist, ist ihnen meist ziemlich egal. Immer wieder hört man, dass es endlich mal einen schwarzen Papst geben sollte. Namen von entsprechenden Kardinälen oder deren Biografien kennen allerdings nur die wenigsten.

Peter Johnston, ein Katholik aus England, nimmt den Konklave-Trubel mit britischem Humor. Gutgelaunt erzählt er, dass er sich bei seiner Reiseplanung vor Weihnachten eigentlich auf ein ruhiges, frühlingshaftes Rom eingestellt habe. "Aus beidem wird wohl nichts, aber als Engländer bin ich Regen gewöhnt."

Auf die Papstwahl freue er sich natürlich: "Das ist wie beim Eurovision Song Contest." Da bilden sich Grüppchen für einen bestimmten Kandidaten aus einem bestimmten Land. An welchen Kardinal aber letztlich die zwölf Punkte gehen, könne er natürlich nicht sagen. Lachend sagt er: "Wenn ich das wüsste, würde ich sofort zum Buchmacher laufen und mein Geld auf ihn setzen."


Quelle:
epd