Touristen in Rom

"Rauchzeichen lesen"

Journalisten und Sicherheitskräfte bringen sich seit Tagen in Position, bevor am Dienstag das Konklave beginnt. Die Touristen in Rom gehen die Papst-Wahl ruhiger an. Doch auch bei ihnen steigt die Spannung.

Touristen im Petersdom (KNA)
Touristen im Petersdom / ( KNA )

Die drei Leipzigerinnen reagieren genervt. "Die Journalisten sind einfach überall", stöhnen sie. Schon dreimal wollten Fernsehteams aus den USA, Italien und Deutschland Interviews mit ihnen machen. Was sie vom neuen Papst erwarten, welcher Kardinal am Ende das Rennen macht, was sie von einem afrikanischen Papst halten? Sie seien überhaupt nicht wegen des Konklaves gekommen, eigentlich seien sie nur Rom-Touristinnen, bei denen der Vatikan mit auf dem Programm steht. Die Reise hätten sie schon im Januar gebucht, "als noch kein Mensch wusste, dass ein Papst überhaupt seinen Rücktritt einreichen kann", erzählen die rüstigen Damen, die sich schließlich doch noch gutgelaunt als Helga, Ruth und Barbara vorstellen. Interessant sei das alles ja schon, geben die Rentnerinnen zu. Aber sie seien trotzdem froh, dass sie pünktlich zum Konklave-Beginn am Dienstagnachmittag das Weite suchen und ihren Urlaub in Innsbruck fortsetzen - weit weg von jeglicher Papst-Hysterie. Zum Abschied aber verraten sie doch noch einen Wunsch: Ein Schwarzer soll bitteschön Papst werden, das wäre mal was Neues.

Pilgeransturm bisher nicht eingetreten

Vom großen Pilgeransturm ist derweil rund um den Petersplatz noch wenig zu sehen. Die Touristen bewältigen ihr Alltagsprogramm, schlängeln sich zum Petersdom durch, schießen Fotos oder kaufen sich Andenken in den Souvenirläden. Einige bereiten sich aber schon ernsthafter aufs Konklave vor, wie etwa Ted Cruz und seine Frau Katey aus Kansas City. Während andere Touristen noch rätseln, wo denn der Schornstein sein soll, aus dem bald schwarzer und irgendwann auch weißer Rauch kommt, sind die selbstbewussten US-Amerikaner bestens über den Wahlablauf informiert und geben fachmännisch Auskunft. Die Papst-Euphorie habe sie irgendwann Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre gepackt. Da haben sie Johannes Paul II. einmal live erlebt, "ein unglaublich charismatischer Mensch", meint Ted Cruz. Nach dem Tod des polnischen Papstes 2005 sei er zum Konklave nach Rom gekommen, zum "Rauchzeichen lesen". Das habe ihn so fasziniert, dass er auch dieses Mal dabei sein will. "Rom und der Papst sind magisch", ist der Autohändler überzeugt. Hier und da sind auch schon vereinzelt Fahnen zu sehen, etwa die brasilianische. Eine christliche Jugendgruppe hat sich Ende vergangener Woche von Brasilia aus auf den Weg zum Vatikan gemacht, der Termin stand schon länger fest als der Papst-Rücktritt, erzählen sie aufgeregt. Dass ihre Reise mit dem Konklave zusammenfälltt, finden die jungen Leute großartig. Ihr Wunschpapst sei natürlich ihr deutschstämmiger Landsmann Odilo Scherer. Der wirke viel sympathischer als der Andere. Mit dem Anderen meinen sie den Mailänder Erzbischof Angelo Scola, der wie Scherer zum Favoritenkreis zählt.

Journalisten bereiten sich vor

Während bei den Pilgern noch Ruhe angesagt ist, gehen bei den Journalisten die Vorbereitungen auf die Zielgerade. Vor dem Petersplatz, an der Engelsburg und auf den erhöhten Terrassen hinter dem Platz sind große Bühnen aufgebaut. Die Scheinwerfer sind an, die Techniker sind am Werkeln, die Fernsehteams sind unterwegs, um Pilger zu interviewen. Auch die Carabinieri und die Polizia haben sich schon in Stellung gebracht, genauso wie die zahlreichen Regenschirm-Verkäufer, die auf den Pilgeransturm und das angekündigte schlechte Wetter der kommenden Tage bestens eingestellt sind.

Einige Pilger, wie die drei Leipzigerinnen, sind von soviel Trubel eher erschreckt. Die meisten aber nehmen das Konklave-Spektaktel gelassen und freuen sich auf den ersten Rauch. Einen kleinen Jungen aus München plagt dann aber doch noch eine grundlegende Sorge: "Kann man bei Regen überhaupt weißen Rauch sehen?"

Christiane Ried


Quelle:
epd