Kardinal O'Brien räumt sexuelles Fehlverhalten ein

Eingeständnis

Der schottische Kardinal Keith O'Brien hat moralische Verfehlungen eingeräumt. Sein sexuelles Verhalten sei zeitweise "unter die Standards gefallen, die von mir als Priester erwartet werden", erklärte O'Brien nun.

 (DR)

Er reagierte damit auf Vorwürfe, sich als Verantwortlicher eines Priesterseminars in den 80er Jahren einigen Priesteramtskandidaten "unangemessen" genähert zu haben.  Vergangenen Montag war O'Brien kurz vor Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren von der Leitung seines Erzbistums Edinburgh zurückgetreten. Zugleich sagte er die Reise zum bevorstehenden Konklave ab, weil er nach eigenen Angaben in Rom nicht die Medienaufmerksamkeit auf sich lenken wollte. O'Brien ist der einzige britische Kardinal, der an einer Papstwahl teilnehmen darf.

"In den vergangenen Tagen sind gewisse Anschuldigungen gegen mich öffentlich geworden",  heißt es in der Mitteilung O'Briens, die die Pressestelle der katholischen Kirche Schottlands in Glasgow verbreitete. "Ihr anonymer und unspezifischer Charakter hat mit anfänglich veranlasst, sie zu bestreiten. Jedoch möchte ich die Gelegenheit nutzen, um zuzugeben, dass es Zeiten gab, in denen mein sexuelles Verhalten unter die Standards fiel, die von mir als Priester, Erzbischof und Kardinal erwartet werden."

O'Brien bat die von ihm verletzten Personen sowie die katholische Kirche und das schottische Volk um Vergebung. Er kündigte an, den Rest seines Lebens in Zurückgezogenheit zu verbringen. «Ich werde keine Rolle mehr im öffentlichen Leben der katholischen Kirche in Schottland spielen», so der Kardinal.

Öffentlich vor Konklave

Der Vatikan hatte den Rücktritt O'Briens am vergangenen Montag zeitgleich mit dem Erzbistum Edinburgh bekanntgegeben und auf Altersgründe verwiesen. Das entsprechende Gesuch des Kardinals nahm Benedikt XVI. nach Vatikanangaben bereits am 18. Februar an; O'Brien erreicht am 17. März die für Bistumsleiter übliche Altersgrenze von 75.

Laut britischen Medien hatten sich drei aktive und ein ehemaliger Priester des Erzbistums Edinburgh in der Woche vor dem 11. Februar, als Benedikt XVI. seine Absicht zum Amtsverzicht erklärte, mit ihren Vorwürfen an den päpstlichen Nuntius gewandt. Angesichts des bevorstehenden Papst-Rücktritts hätten sich entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Ihre Anschuldigungen wurden am 23. Februar durch britische Medien bekannt. Zwei Tage später erklärte O'Brien seinen Verzicht auf die Bistumsleitung und das Konklave. Zu der Nichtteilnahme an der Papstwahl hatten vatikanische Experten bereits vor zwei Wochen betont, dafür müssten schwerwiegende Gründe vorliegen. Gegebenenfalls habe das Kardinalskollegium darüber zu befinden, ob ein Kardinal berechtigterweise fernbleibe, sagte Bischof Juan Ignacio Arrieta, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten. Am 23. Februar hatte das vatikanische Staatssekretariat sich in einer eigenen Stellungnahme gegen öffentlichen Druck auf Teilnehmer des Konklaves verwahrt.


Quelle:
KNA