142 Kardinäle bei erster Generalkongregation

Einschwören auf das Konklave

Im Vatikan haben die Vorbereitungen zur Wahl eines neuen Papstes begonnen. Doch viel drang nicht nach außen: Auch das sogenannte Präkonklave unterliegt schon strikter Geheimhaltung.

Autor/in:
Johannes Schidelko
142 Kardinäle bei erster Generalkongregation (epd)
142 Kardinäle bei erster Generalkongregation / ( epd )

Vier Tage nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. haben am Montag die Vorbereitungen zur Wahl seines Nachfolgers begonnen. 142 Kardinäle der katholischen Kirche, darunter 103 der voraussichtlich 115 Papstwähler versammelten sich in der vatikanischen Synodenaula zur ersten Generalkongregation. Bis zum Einzug ins Konklave, das zwischen dem 15. und 20. März in der Sixtinischen Kapelle beginnen muss (vielleicht aber diesmal schon etwas eher) müssen sich die "Senatoren" ein Bild vom Zustand der Kirche und von geeigneten Kandidaten machen.
Das Konklave und auch schon das sogenannte Präkonklave unterliegen einer strikten Geheimhaltung. Die Kardinäle sollen ungestört und ohne Druck von politischen Mächten oder innerkirchlichen Pressure Groups ihre Entscheidung abwägen können - so sieht es die Wahlordnung vor. Und so begann die erste Kongregation nach der Anrufung des Heiligen Geistes - dem Gebet "Veni Sancte Spiritus" - mit einer Eidesleistung.
Gemeinsam versicherten die Würdenträger, sich strikt an die Vorschriften der Wahlordnung zu halten und alles rund um die Papstwahl geheim zu halten. Danach trat jeder der Kardinäle einzeln vor und sprach auf Latein, die Hand auf der Bibel: "Ich Kardinal N.N. verspreche es, verpflichte mich darauf und schwöre es. So wahr mir Gott helfe und die heiligen Evangelien, die ich mit meiner Hand berühre."
Mappe mit Personalangaben
Den Vorsitz der Generalkongregation übernahm Kardinaldekan Angelo Sodano, der mit 85 Jahren nicht mehr selbst an der Wahl teilnehmen kann. Ihm zur Seite saß der Camerlengo (Kämmerer) der Kirche, Kardinal Tarcisio Bertone (78). Er hat mit dem Papstrücktritt sein Amt als Kardinalstaatssekretär verloren, bekleidet nun aber in der Zeit der Sedisvakanz eine wichtige Leitungsfunktion für die Kirche und ist vor allem für organisatorische Belange zuständig.
Zwar kennen sich die viele Mitglieder des Kardinalskollegiums bereits von früheren Zusammenkünften. Dennoch lag jedem Konferenzteilnehmer auch eine Mappe mit Personalangaben seiner Mitsenatoren vor. Die verbindliche Sitzordnung richtete sich - wie generell bei Zeremonien im Vatikan üblich - nach den drei Kardinalsklassen und innerhalb dieser nach dem Ernennungsdatum. Vorne nahmen die Kardinalbischöfe und die ihnen protokollarisch gleichgestellten Patriarchen katholischer Ostkirchen Platz. Es folgten die Kardinalpriester, meist Leiter großer Diözesen der Weltkirche. Und dann die Gruppe der Kardinaldiakone, die sich zum großen Teil aus Kurienleitern zusammensetzt.
Großereignis für die Medien
Nach der Eidesleistung begann die Aussprache. 13 Kardinäle meldeten sich mit kurzen und präzisen Statements zu Wort, wie Vatikansprecher Federico Lombardi mitteilte. Der Inhalt unterlag der Geheimhaltung. Es sei um technische Details, Termin- und Formfragen, aber auch um Inhaltliches gegangen, ließ er wissen.
Der Beginn der Generalkongregationen war ein Großereignis für die Medien. Mehrere Dutzend Kamerateams aus aller Welt fanden sich am Cancello-Eingang des Vatikan ein, in der Hoffnung, ein Bild oder gar ein Statement zu bekommen. Um diesem Andrang zu entgehen, hatten sich viele Kardinäle vorausschauend für das eigene Auto, den Wagen ihres römischen Seminars oder für den Sammelbus entschieden, der mehrere Lateinamerikaner zu ihrer Gemeinschaftsunterkunft brachte. Wer den Vatikan zu Fuß verließ, hatte es freilich schwer, sich dem Blitzlichtgewitter und den Mikrofonen zu entziehen.
Mancher Kardinal passierte ungerührt und schweigend den Mediencordon, andere fanden eine launige Bemerkung, wie etwa der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der die Journalisten augenzwinkernd an Pater Lombardi verwies. Mancher fühlte sich freilich etwas in Enge getrieben und reagierte nervös. In den kommenden Tagen dürften sich noch einige Kardinäle mehr für das Auto entscheiden - oder den Vatikan gar durch einen Nebenausgang verlassen.


Quelle:
KNA