Msgr. Ottmar Dillenburg ist neuer Kolping-Generalpräses

Dem Dienst an der Welt verpflichtet

Msgr. Ottmar Dillenburg, der vom Kolpingwerk Deutschland vorgeschlagene Kandidat für das Amt des Generalpräses, ist heute in Rom von der Delegiertenversammlung mit deutlicher Mehrheit als neuer Generalpräses gewählt worden. Welche Schwerpunkte er als Generalpräses setzen will und wie Kolping seinen Lebensweg geprägt hat, erklärte er im Interview vor der Wahl.

 (DR)

Kolping: Wenn man schon Diözesanpräses, Bundespräses und Europapräses war, was reizt Sie am Amt des Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes?

Monsignore Dillenburg: Für mich ist es weniger ein Reiz als vielmehr eine Ehre, die mir schon durch die Nominierung durch des Bundesvorstand des Kolpingwerkes Deutschland zuteil geworden ist. Ich freue mich, für das Amt des Generalpräses als Nachfolger Adolph Kolpings kandidieren zu dürfen. Mit der Ausübung der Ämter des Diözesan-, Bundes- und Europapräses war stets eine große Verantwortung für Gegenwart und Zukunft unseres Verbandes verbunden. Diese Verantwortung wird noch einmal deutlich größer, wenn es darum geht, als Generalpräses das Internationale Kolpingwerk in momentan 61 Nationalverbänden nach innen und außen zu vertreten. Hierzu gehören insbesondere die geistige Ausrichtung des Internationalen Kolpingwerkes und seiner Gliederungen auf der Basis der Botschaft Jesu Christi, der Katholischen Soziallehre sowie den Zielsetzungen und Ideen Adolph Kolpings.



Kolping: Welche Erfahrungen bringen Sie aus Ihren bisherigen Tätigkeiten im Kolpingwerk mit?

Monsignore Dillenburg: Meine ehrenamtliche und berufliche Vita ist geprägt durch die Mitarbeit zunächst in der kirchlichen Jugendverbandarbeit und später der Verbandsarbeit im Kolpingwerk. Als junger Priester war ich in der Diözese Trier als Diözesanseelsorger für die unterschiedlichen Jugendverbände mitverantwortlich sowie für die Jugendpastoral im Bistum Trier verantwortlich. Prägend war hier schon meine Zuständigkeit für die Kolpingjugend im Bistum Trier. Die anschließende hauptberufliche Tätigkeit als Pfarrer in Dillingen/Saar wurde ab 1999 ergänzt durch die ehrenamtliche Tätigkeit als Diözesanpräses des Kolpingwerkes Trier. Im Jahr 2004 haben mich die Delegierten der Bundesversammlung in Osnabrück in einem weiteren Ehrenamt zum stellvertretenden Bundespräses des Kolpingwerkes Deutschland gewählt. Seit 2005 war ich zugleich als "Pastorale Begleitperson" mitverantwortlich für die Arbeit der Kolpingjugend im Kolpingwerk Deutschland. Im Jahr 2008 wurde ich von der Bundesversammlung des Kolpingwerkes Deutschland in Essen zum hauptberuflichen Bundespräses gewählt. Kurze Zeit später von der Kontinentalversammlung Europa auch zum Kontinentalpräses des Kolpingwerkes Europa. Damit verbunden war jeweils die Mitarbeit in den verbandlichen Gremien sowie den entsprechenden Rechtsträgern auf Diözesan- und Bundesebene und im Internationalen Kolpingwerk. So bin ich z. B. seit einigen Jahren Mitglied des Vorstandes des Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e.V. und seit diesem Jahr dessen stellvertretender Vorsitzender.

In all diesen Zusammenhängen schätze ich sowohl die generationsübergreifende Arbeit als auch die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen in unserem Verband. Ich sehe hierin ein Stück gelebter Zukunft für unsere Kirche.



Kolping: Welche Schwerpunkte würden Sie in Ihrer Arbeit als Generalpräses setzten?

Monsignore Dillenburg: Die vielfältigen Aufgaben des Generalpräses des Internationalen Kolpingwerkes machen eine Schwerpunktsetzung notwendig. Diese sehe ich in der Bewahrung der Einheit unseres Verbandes. Hierbei geht es um die zeitgemäße Verwirklichung des Programms und des Gedankenguts Adolph Kolpings um intensive Kontakte zu den Nationalverbänden und - soweit notwendig - weiteren Ebenen im Kolpingwerk, um Vorbereitung und Durchführung von Werkwochen, Schulungen, Ausarbeitung von Schrifttum und Arbeitsmaterial sowie liturgischen Vorlagen für die Arbeit im Kolpingwerk. Hierbei gilt es meines Erachtens, die kontinentale Ebene auszubauen, um mit Hilfe der kontinentalen Arbeitsgemeinschaft eine engere und bessere Zusammenarbeit der Nationalverbände untereinander zu stärken. Weiter wäre es mir als Generalpräses ein großes Anliegen, an einer der Grundaufgaben des Kolpingwerkes mitzuwirken: nämlich der Befähigung unserer Mitglieder, sich als - wie es Adolph Kolping sagt - "tüchtige Christen" in allen Lebensbereichen von Kirche und Welt zu bewähren. Gerade heute sind wir als engagierte Christen im Kolpingwerk gefordert, das Gemeinwohl in allen Ländern, in denen wir tätig sind, zu fördern und an der ständigen Erneuerung der Gesellschaft mitzuwirken.



Kolping: Sie haben als geistliche Begleitperson der Kolpingjugend eine große Jugendwallfahrt mit 1.500 Jugendlichen in Köln organisiert. Hat das Kolpingwerk und haben besonders auch die jungen Menschen in unserem Verband eine besondere eigene Spiritualität?

Monsignore Dillenburg: Ja, diese Jugendwallfahrt war eine wichtige spirituelle Erfahrung für unseren Verband! Die Spiritualität des Kolpingwerkes und auch der Kolpingjugend zeichnet sich dadurch aus, dass wir nach dem Wort Adolph Kolpings unser "Christsein nicht auf Kirche und Betkammern beschränken", sondern es in den Alltag hinaustragen. Das heißt nichts anderes, als die Verkündigung der Frohen Botschaft ganz selbstverständlich mit dem Dienst an der Welt zu verbinden. Dies ist Adolph Kolping in hervorragender Weise gelungen, und so können wir uns auch im 21. Jahrhundert an seinem Beispiel eines engagierten Praktikers, der die Zeichen der Zeit erkannte und adäquat handelte, orientieren. Papst Johannes Paul II. drückte es am Grab Adolph Kolpings wie folgt aus: "Solche Leitbilder wie Adolph Kolping brauchen wir für die Kirche von heute."



Kolping: Inwieweit hat Sie auf Ihrem Lebensweg die Person des seligen Adolph Kolping geprägt?

Monsignore Dillenburg: Nachdem ich im Studium mit der Person, mit Leben und Wirken Adolph Kolpings in Kontakt gekommen war, hat mich sein Beispiel eines authentischen Christen und Priesters bis heute nachhaltig beeindruckt und geprägt. Ist es ihm doch gelungen, mitzuwirken am Paradigmenwechsel der Kirche, sich endlich der "Sorgen und Nöte der Menschen der Zeit" anzunehmen und Blick und Aktivität aus den Binnenräumen der Kirche hinaus zu wahren. Letztendlich war er sicher einer der Urväter dessen, was wir heute Katholische Soziallehre nennen, die mit ihren vier zentralen Prinzipien: Personalität, Gemeinwohl, Solidarität und Subsidiarität Leitschnur der Kirche zur Ordnung des gesellschaftlichen Zusammenlebens und zur Erlangung individueller und sozialer Gerechtigkeit weltweit ist.



Kolping: Zu Beginn Ihrer Kandidatur war im Gespräch, dass Sie im Falle einer Wahl die Ämter als General- und Bundespräses in Personalunion ausüben wollten. Diese Einschätzung haben Sie inzwischen geändert, warum?

Monsignore Dillenburg: Der ursprüngliche Gedanke war wesentlich motiviert durch ein Schreiben von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz, in dem allen katholischen Verbänden Deutschlands mitgeteilt wurde, dass zukünftig die Zahl der freizustellenden Präsides auf Bundesebene deutlich  reduziert wird. Das hat zur Auswirkung, dass für jeden der großen Verbände zukünftig nur noch "ein halber Präses" freigestellt werden wird. Wir wurden gebeten, über mögliche Kombinationsmodelle nachzudenken und entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. Nachdem durch den Rücktritt von Generalpräses Msgr. Axel Werner auch die Neuwahl des Generalpräses anstand - und die Mitglieder des Generalpräsidiums mich gebeten hatten eine Kandidatur in Erwägung zu ziehen - wurde die Idee der temporären Ausübung der beiden Ämter des Generalpräses und des Bundespräses ausführlich diskutiert. Im Nachgang des außerordentlichen Bundeshauptausschusses im Juli, der ausschließlich diesem Thema gewidmet war, und keine eindeutige Mehrheit für oder gegen die Ausübung der Ämter in einer Person erbrachte, bin ich zur Einschätzung gelangt, dass im Kolpingwerk Deutschland weder kurz- noch mittelfristig mit einer breiten Akzeptanz dieses Vorschlags zu rechnen ist. Deshalb habe ich mich entschieden, ganz für das Amt des Generalpräses zu kandidieren, um nach einer eventuellen Wahl das Amt des Bundespräses temporär noch bis zur Bundesversammlung im kommenden Jahr auszuführen. Meinem Bischof bin ich für die Erlaubnis zur Wahl und die damit verbundene Freistellung dankbar.



Hintergrund

Ottmar Dillenburg (50), Priester der Diözese Trier und Bundespräses des Kolpingwerks, ist neuer Generalpräses von Kolping International. 51 Delegierte aus 32 Ländern wählten ihn am Donnerstagabend in Rom "mit großer Mehrheit" in das höchste geistliche Amt des Werkes, wie der katholische Sozialverband anschließend mitteilte. Dillenburg wurde für eine Periode von zehn Jahren gewählt. Zusätzlich bleibt er bis zur nächsten Wahl im Oktober 2012 der Bundespräses für Deutschland.



Der Neugewählte sagte, dass er sich für die geistige Ausrichtung des Werkes auf der Basis der christlichen Botschaft und der Katholischen Soziallehre einsetzen wolle. Ein Schwerpunkt werde dabei "die Sorge um die Einheit des Internationalen Kolpingwerkes und um die zeitgemäße Verwirklichung des Programms und des Gedankenguts Adolph Kolpings" sein.



Dillenburgs Gegenkandidat war der mexikanische Priester Saul Ragoitia Vega (40), der als erster Nicht-Europäer der 160-jährigen Verbandsgeschichte für das Amt kandidierte. Die Wahl war nötig geworden, nachdem der bisherige Generalpräses des Internationalen Kolpingwerks, Axel Werner, im Februar zurückgetreten war.



Neben dem Generalrat befinden sich derzeit weitere 7.000 Mitglieder des Verbands in Rom, um den 20. Jahrestag der Seligsprechung des katholischen Sozialreformers (1813-1865) zu feiern. Aus diesem Anlass hatte der Kölner Kardinal Joachim Meisner mit ihnen am Donnerstagvormittag eine Messe in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern gefeiert.