Wandmalereien im Kölner Dom werden gesäubert

"Wir können uns kaum vorstellen, wie bunt der Dom mal gewesen ist"

Als ziemlich dunkel wird er heute meist beschrieben, der Kölner Dom. Dabei war er durch die mittelalterliche Bemalung bunt, der gesamte Domchor einst goldfarben. Die Kölner Dombauhütte entdeckt noch immer viel Neues.

Südlicher Pfeiler des Chorhauptes mit Spuren der mittelalterlichen Ockerfassung / © Matthias Deml (Dombauhütte Köln)
Südlicher Pfeiler des Chorhauptes mit Spuren der mittelalterlichen Ockerfassung / © Matthias Deml ( Dombauhütte Köln )

Der erste Eindruck vom Kölner Dom? Wenn man Besucher auf der Domplatte fragt, antworten viele: "Hoch, mächtig, gewaltig" – die meisten Menschen aber reagieren mit "dunkel". Und das, obwohl die Fensterfläche rund 10.000 Quadratmeter beträgt. 

Doch Lichteinfall von außen und elektrisches Licht reichen nicht aus, die vielen Pfeiler prägen nämlich das innere Erscheinungsbild des Kölner Doms – und genau die waren im Mittelalter tatsächlich mal bunt.

Säuberung aufwendiger Wandmalereien

"Wir können uns kaum mehr vorstellen, wie farbenfroh, wie bunt der Dom eigentlich mal gewesen ist", sagt Matthias Deml, Pressesprecher der Kölner Dombauhütte. Momentan werden die aufwendigen Wandmalereien gesäubert und restauriert. Mit gelösten Fassungs- und Malereiresten am südlichen Pfeiler des Chorhauptes wurde begonnen, sie werden aktuell wieder gefestigt.

"In einigen der Kapellen gibt es noch Fragmente von Ausmalung", so Deml und erklärt: "teilweise sind das sehr, sehr geringe Reste, die man nur noch mit ultraviolettem Licht sichtbar machen kann." Sichtbar auch ohne UV-Licht ist die mittelalterliche Ockerfassung, die dem gesamten Hochchor damals einen goldfarbenen Ton verlieh. Zumindest deutliche Spuren davon. Noch mehr fällt in den Vertiefungen der Pfeiler eine frühere, bunte Bemalung auf. 

Gut erhalten geblieben: Heiliger Gregorius Maurus

Figürliche Malereien, wie Bilder von Engeln und Heiligen sind zu erkennen. Eine Figur wurde so gut erhalten, dass man sie noch identifizieren kann: "der Heilige Gregorius Maurus, einer der Gefährten aus dem Thebäischen Herr", erklärt Matthias Deml.

Die Restauratorin Uta-Barbara Riecke arbeitet genau an diesem Pfeiler, denn die kostbare Malerei aus dem 14. Jahrhundert ist dabei abzublättern. "Je nachdem, welche Bereiche man sich ansieht, sind die Abblätterungen dieser Malerei so daumennagelgroß. Das wären doch erhebliche Verluste“, meint Riecke.

So klein wie ein Daumennagel, steinalt – aber wahnsinnig kostbar. Wie geht man als Restauratorin mit dieser Verantwortung um? Frau Riecke verrät: "Manchmal mag man nicht atmen, wenn diese Malschicht-Schollen so abstehen von der Wand und nur noch an einem kleinen Partikel festhaften“.

Früher Ei und Öl, heute der Beluga-Stör

Grund für diesen Verfall ist die alte Maltechnik der Temperamalerei. Dabei werden die Farbpigmente mit Ei und Öl gebunden und direkt auf den Stein gemalt – ausschließlich über eine dünne Grundierung, die Unebenheiten ausgleichen soll. 

"Der Schwachpunkt ist meist die Grundierung, die inzwischen sehr starke Bindemittel verloren hat und abkreidet. Damit fällt natürlich auch die Farbschicht ab", erklärt Riecke.

Was damals Ei und Öl geschafft haben, geschieht heute durch die Schwimmblase des Beluga-Störs. Genauer gesagt sind dessen Proteine Bestandteil für einen Leim, der schon seit dem Mittelalter bekannt ist. "Das ist ein Naturprodukt, dass sich relativ gut verhält mit der Malerei", so Riecke.

Hohes Maß an Qualität

"Also dieser Gregorius Maurus zum Beispiel, der steht in einer Nische. Diese Nische ist mit Applikationen, also kleinen Reliefs, ausgestaltet. Das sind so eingedrehte Sonnen, mit sichelförmigen Strahlen und die waren zudem noch vergoldet. Im Zentrum dieser kleinen Sonnen waren noch bunte Glasperlen eingesetzt." Besonders beeindruckt ist Uta-Barbara Riecke von der Detailverliebtheit und Qualität, mit der schon früher im Kölner Dom gearbeitet wurde: "Das war die allerhöchste Qualität, die man sich vorstellen kann, die hier angewendet wurde, um eine Steinoberfläche zu veredeln“.

Zu schade, dass man diese bunten Malereien und Wandgestaltungen im Kölner Dom nicht mehr sehen kann. Wer denkt die Kölner Dombauhütte ist dafür da, dass der Dom irgendwann wieder in diesem bunten Licht erstrahlt, irrt gewaltig.

"Nein, das ist nicht die Aufgabe der Dombauhütte. Unsere Aufgabe ist es, den Kölner Dom so zu erhalten, wie er sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat", sagt Matthias Deml. "Da ist es ganz gut, an diesen doch sehr kostbaren Resten, nicht allzu viel Hand anzulegen, sondern sie der Nachwelt zu erhalten."


Matthias Deml / © Melanie Trimborn (DR)
Matthias Deml / © Melanie Trimborn ( DR )

Restauratorin Uta-Barbara Riecke / © Matthias Deml (Dombauhütte Köln)

Bilder von Engeln der Thebäischen Legion / © Matthias Deml (Dombauhütte Köln)

In den Vertiefungen zwischen den Pfeilerdiensten haben sich schmale Streifen einer einst bunten Bemalung erhalten / © Matthias Deml (Dombauhütte Köln)
In den Vertiefungen zwischen den Pfeilerdiensten haben sich schmale Streifen einer einst bunten Bemalung erhalten / © Matthias Deml ( Dombauhütte Köln )

Restaurierungsarbeiten im Kölner Dom / © Matthias Deml (Dombauhütte Köln)
Quelle:
DR
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