FC-Geschäftsführer zur Fanandacht im Kölner Dom

"Wirklich spürbar anders"

Zum siebten Mal findet vor dem ersten Heimspiel des 1. FC Köln in inzwischen guter Tradition im Dom eine ökumenische Fanandacht statt. FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle freut sich, dass das Ereignis trotz Corona stattfindet. 

Andacht mit Fans des 1. FC Köln im Dom / © Oliver Berg (dpa)
Andacht mit Fans des 1. FC Köln im Dom / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Den FC-Fan-Gottesdienst vor dem ersten Heimspiel der Saison, den DOMRADIO.DE an diesem Samstag um 11.15 live im Internet überträgt, gibt es jetzt schon zum siebten Mal. Sie waren immer mit dabei. Wie haben Sie diese Gottesdienste erlebt?

Alexander Wehrle (Geschäftsführer des 1 FC Köln): Das ist schon was ganz Besonderes, im Dom vor dem ersten Heimspiel zusammen mit den Fans den Gottesdienst zu feiern. Das ist, glaube ich, einmalig. Ganz besonders ist es natürlich neben der Atmosphäre im Dom auch, wenn dann unsere Hymne auf der Orgel gespielt wird.

Dieses Gemeinschaftsgefühl ist da vorhanden. Mich berührt es jedes Mal. Auch die Fürbitten für unseren Wettbewerb, unsere Gegner und für unsere Fans - das hat etwas ganz Besonderes. Und ich freue mich, dass es am Samstag überhaupt möglich ist. Unter Corona-Bedingungen ist es ein bisschen schwieriger, es können nicht ganz so viele Fans dabei sein. Aber ist ein wichtiges Zeichen, dass wir es trotzdem machen.

DOMRADIO.DE: In den vergangenen Jahren war der Dom bis zum letzten Platz besetzt. Was bedeutet der Gottesdienst für die Fans? Wie erleben die das?

Wehrle: Man hat es ja gesehen. Wir haben vor sieben Jahren angefangen und jedes Jahr wurden es mehr. Und es ist beim letzten Mal sogar so gewesen, dass gar nicht mehr alle rein konnten.

DOMRADIO.DE: Das ist schon immer eine Gänsehaut-Moment, wenn da Tausende Fans ganz still werden und alle zusammen das Vaterunser beten, oder?

Wehrle: Absolut. Ich bekomme jedes Mal immer noch Gänsehaut, weil man sieht, dass es wirklich spürbar anders ist, dass hier Fans aller Konfessionen zusammen kommen, um nicht nur diese Saison zu zelebrieren, sondern auch in sich zu gehen und dieses Bewusstsein zu schaffen, dass es eigentlich um Fair Play, um ein Miteinander geht, dass alle akzeptiert werden, dass wir möglichst keine Diskriminierungen und Beschimpfungen im Stadion haben wollen. Da noch mal das Bewusstsein zu schaffen, finde ich schon besonders.

DOMRADIO.DE: Zu Corona-Zeiten ist das alles etwas anders. Es dürfen dieses Mal nur 180 Menschen in den Dom. Wie wird das geregelt? Wer darf und kann am Samstag kommen?

Wehrle: Wir haben angefangen, mit unseren Fans zu kommunizieren. Wir haben mit den Verantwortlichen des Doms ein Digitalisierungs-Ticketing-Konzept angewandt, sodass man genau weiß, wer kommt.

Das wird dann auch entsprechend über einen QR-Code kontrolliert, sodass dann auch diese Corona-Schutzverordnung, bei der es ja um Nachvollziehbarkeit von Infektionsraten geht, gewährleistet ist. Von daher läuft es, glaub ich, alles ganz geordnet ab.

DOMRADIO.DE: Das heißt, wenn man kein Ticket für den Gottesdienst abbekommen hat, dann ist es besser, auch gar nicht erst zum Dom zu kommen, oder?

Wehrle: Ja, das ist dann schon besser. Ich hoffe und appelliere auch an die Vernunft, dass wirklich auch nur die kommen sollten, die ein Ticket haben, damit wir um den Dom herum keine Menschenansammlungen haben. Da habe ich aber auch Vertrauen in unsere Fans.

DOMRADIO.DE: Im Spitzenfußball geht es um wahnsinnig viel Geld. Es geht mit ganz großem Ernst um Siege, um Punkte. Ist es da auch sinnvoll, sich darauf zu besinnen, dass es auch noch andere Dinge im Leben gibt als Fußball?

Wehrle: Ja, absolut. Der Fußball ist immer die schönste Nebensache der Welt. Aber es geht eben auch um andere Dinge. Es geht um Werte, um Normen, die wir auch in unserem FC-Charta haben. Dass bei uns jeder willkommen ist, egal, woher er kommt und wen er liebt. 

Wir sind gegen Diskriminierung und Gewalt. Das ist klarer Bestandteil unserer Charta. Von daher ist es wichtig, ein klares Zeichen zu setzen.

DOMRADIO.DE: Sie bitten um Gottes Segen vor dieser ersten Partie. Aber natürlich ist das keine Garantie für einen Sieg im Heimspiel. Der liebe Gott ist fair. Wie ist Ihr Tipp für dieses Spiel gegen Hoffenheim?

Wehrle: Ich tippe eigentlich generell nicht. Ich wünsche mir, dass es ein erfolgreiches Spiel wird und dass wir am Ende natürlich mindestens einen Punkt haben. Drei wären besser. 

DOMRADIO.DE: Am Samstag werden jetzt zum ersten Mal wieder Fußballfans im Stadion sein. Wie froh sind Sie, dass das jetzt wieder geht?

Wehrle: Das war ein ganz positives Signal der Landesregierung in NRW. Aber auch insgesamt ist es begrüßenswert, dass man eine bundesweit einheitliche Lösung hinbekommen hat, dass 20 Prozent der Gesamtkapazität an Fans jetzt in die Stadien rein können. Das ist ein wichtiger erster Schritt in eine sich verändernde Normalität.

Wir werden mit Corona die nächsten Monate weiterleben müsse. Es ist, glaube ich, auch gut, dass es ein bisschen Abwechslung gibt. Aber eins ist klar: Gesundheit steht über allem. Ohne Gesundheit ist alles nichts. Und deswegen ist es wichtig, dass wir uns alle an die Verordnung halten und die Hygiene- und Schutzmaßnahmen entsprechend berücksichtigen.

Das Interview führte Hilde Regeniter. 


Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln / © Marius Becker (dpa)
Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln / © Marius Becker ( dpa )
Quelle:
DR