So läuft der FC-Fangottesdienst im Kölner Dom ab

Genügend Gründe zum Beten

Mit einem Heimspiel, Fans und einem Wortgottesdienst im Dom: Am Samstag startet der 1. FC Köln in die neue Fußballsaison. Der traditionelle Eröffnungsgottesdienst findet entgegen der Erwartungen statt - so wichtig war er dem Verein.

Die Fahnenstangen hochhalten - das tun echte FC Köln-Fans. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Fahnenstangen hochhalten - das tun echte FC Köln-Fans. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Viele hatten damit gerechnet, dass auch der Fan-Gottesdienst im Kölner Dom wegen Corona ausfällt. Dem Verein war dieser Gottesdienst aber so wichtig, dass Sie dann zusammen tatsächlich eine Lösung gefunden haben. Wie sieht die aus?

Msgr. Robert Kleine (Kölner Dom- und Stadtdechant): Ich habe auch nicht gedacht, dass der Gottesdienst in diesem Jahr stattfindet, weil natürlich coronabedingt alles anders ist und war. Es ist der Eröffnungsgottesdienst der Saison vor dem ersten Heimspiel des 1. FC Köln. Natürlich sind vor allem Fans des 1. FC Köln dabei, aber auch immer Fans von anderen Vereinen, vom Gegner, dabei. 178 Leute passen in den Kölner Dom – und mit diesem Konzept können wir auch diesen Wortgottesdienst feiern.

Wir feiern mit der Bitte um Gottes Segen und mit der Bitte, dass es eine friedliche und schöne Fußballsaison wird. Natürlich hoffen wir, dass im nächsten Jahr alles wieder uneingeschränkt stattfinden wird. Das große Schunkeln miteinander am Ende, nach dem Gottesdienst, wird ausbleiben müssen - und es wird alles etwas gedämpfter sein. Aber das Gebetsanliegen ist dasselbe wie in jedem Jahr.

DOMRADIO.DE: Viel Abstand, viel weniger Leute: Kommen dann alle mit FC-Mundschutz?

Kleine: Die Fans müssen auf jeden Fall Mundschutz tragen, wenn sie in den Dom hinein möchten. Das ist bei jedem Gottesdienst so: mit Mundschutz zum Platz – zwei mal zwei Meter Abstand zum Nächsten müssen gewährleistet sein. Dann kann man während des Gottesdienstes den Mundschutz abziehen.

Im Gottesdienst selbst wird auch nicht gesungen, sodass der Mundschutz da nicht wieder aufgezogen werden muss. Wenn dann nach dem Ende des Gottesdienstes ein bestimmtes Lied gesungen wird, dann ist auch immer noch genügend Abstand da, sodass das möglich ist.

DOMRADIO.DE: Was ist mit den Fans, die kein Ticket mehr für den Gottesdienst bekommen können?

Kleine: Inzwischen hat sich ja ergeben, dass doch einige tausend Fans ins Stadion kommen können. Als wir den Gottesdienst letzte Woche festgelegt haben, war der Stand noch, dass es keine Fans im Stadion geben wird, sondern nur die 178 im Dom. Jetzt werden Fans aufbrechen – daher die Aufforderung, bitte nicht zum Dom zu kommen und sich da zu versammeln.

Es gibt da nichts zu sehen, man kommt nicht in den Dom hinein – nur mit dem Ticket. Dann ärgert man sich nachher nur, oder man steht draußen auf der Domplatte zu nah beieinander. Dann kommt das Ordnungsamt und das wollen wir alle nicht. Also: Bleibt fern vom Dom, fahrt schon ins Stadion oder guckt zu Hause, sowohl das Spiel als auch vorher über DOMRADIO.DE den Gottesdienst.

DOMRADIO.DE: Darf man denn überhaupt für den Sieg einer Mannschaft beten? Der liebe Gott kann nicht alle Vereine gleichzeitig siegen lassen.

Kleine: Da ist die große Frage, wofür ich bete. Die Landwirte beten vielleicht, dass es regnet. Die Gastronomen beten, dass es nicht regnet - und die Touristen wollen es auch nicht. Der liebe Gott ist kein Automatismus. Das Gebet bedeutet nicht "Ich gewinne mit meinem Team", sondern es ist so wie bei einer Mathearbeit: Es nützt nichts, nichts zu lernen und dann zu beten, dass ich die Arbeit hoffentlich bestehe.Ich kann darum beten, dass das, ich mich an das erinnere was ich in Vorbereitung gelernt habe und dass es gelingen möge.

Genauso ist das beim Fußball. Da gibt es die Teams, die haben sich vorbereitet. Am Ende wird der Beste gewinnen. Aber da ist der liebe Gott nicht mit im Spiel, sondern da sind die elf Mann auf dem Feld erforderlich.

DOMRADIO.DE: Wofür können wir Gottes Segen denn beim Fußball erbitten?

Kleine: Dass es unfallfrei bleibt, dass es coronafrei bleibt – gerade jetzt, wenn die ersten Spiele wieder mit Zuschauern stattfinden. Wir können darum beten, dass es keinen Rassismus gibt, dass es keine Hooligans gibt – die keine Fans sind, sondern die den Sport für ihre gewalttätigen Ausschreitungen missbrauchen.

Man kann dafür beten, dass es keine Unglücke gibt, dass es keinen Terror gibt und dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die in Freiheit Fußball spielen können, so wie wir das in Deutschland können. Denken wir an die vielen Länder, in denen Krieg herrscht. Denken wir an die Menschen in den Flüchtlingslagern. Uns geht es doch gut, wenn wir in unserem Müngersdorfer Stadion, im RheinEnergieStadion, den FC mitverfolgen können – oder auch selbst spielen können. Vergessen wir die nicht, für die ein Fußballspiel wirklich Luxus ist.

DOMRADIO.DE: Am Samstag spielt der FC im ersten Heimspiel gegen Hoffenheim. Was ist Ihr Tipp?

Kleine: Ich würde mal sagen: 2:1. Man soll ja fair bleiben.

DOMRADIO.DE: Und wann wird der 1. FC Köln endlich mal wieder Deutscher Meister?

Kleine: (lacht) Wir wissen weder Tag noch Stunde. Das steht schon in der Bibel.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti (DR)
Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti ( DR )

FC-Andacht: Lange Schlangen vor dem Dom / © Brüggenjürgen (DR)
FC-Andacht: Lange Schlangen vor dem Dom / © Brüggenjürgen ( DR )
Quelle:
DR
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