Achtes Orgelkonzert in der DOMRADIO.DE-Live-Übertragung

Live-Improvisation und Musik von Enjott Schneider

Musik, die im Moment, in dem sie erklingt, erst entsteht, dazu Werke des zeitgenössischen Komponisten Enjott Schneider ("Schlafes Bruder").

Kölner Domorgel / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kölner Domorgel / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Auch das achte Konzert der Orgelfeierstunden mit dem Regensburger Domorganisten Stoiber ist etwas Besonderes.

Spontan Musik zu erzeugen, auf Situationen im Gottesdienst musikalisch zu reagieren, das fordert die Frauen und Männer an den Orgeln in den Kirchen immer wieder neu heraus – vor allem in katholischen Gottesdiensten wird das Improvisieren von den Organistinnen und Organisten erwartet und durch einige Elemente der Liturgie befördert – etwa die unterschiedliche Dauer der Gabenbereitung oder der Kommunionausteilung oder der Einzug des Priesters zu Beginn und andere Momente wie die Liedbegleitung sollen im Idealfall durch das Orgelspiel den Gottesdienst zu einem noch spirituelleren Ereignis werden lassen.

Stoiber als Meister der Improvisation

Der Regensburger Domorganist Franz Josef Stoiber gehört zu den großen Improvisatoren an der Orgel. Das spiegelt sich auch im Programm des achten Konzertes der Orgelfeierstunden wider.

Drei Improvisationen werden erklingen, zunächst ein Präludium, Variationen und Fuge über das Lied "Komm, Schöpfer Geist", dann eine Passacaglia über ein Thema von Peter Planyavsky, dem langjährigen Wiener Domorganisten und zum Abschluss eine ganze Orgelsuite über das Lied "Nun bitten wir den Heiligen Geist", die mit dem letzten Satz unter der Überschrift "Das ganze Orchester" wohl ziemlich fulminant enden dürfte.

"Geburtstagskonzert" für den Komponisten Enjott Schneider

An dem Abend im Kölner Dom erklingt aber auch "aufgeschriebene" Musik – der Komponist Enjott Schneider feierte in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag. „Enjott“ steht für die ausgeschriebenen Anfangsbuchstaben von Norbert Jürgen, seinen bürgerlichen Vornamen. Nur wenige zeitgenössische Komponisten dürften so vielfältig wie Schneider sein – er lernte in seiner Jugend in Weil am Rhein diverse Instrumente, sammelte später Erfahrungen als Kirchenmusiker und wurde einem breiten Publikum vor allem durch seine Filmmusiken zu „Herbstmilch“, „Marienhof“ oder durch seine Musik zu Dokumentarfilmen bekannt. Besonders berühmt ist seine Musik zu "Schlafes Bruder", der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Robert Schneider aus dem Jahr 1995. Als Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie und Vorsitzender des Deutschen Komponistenverbandes engagiert sich Enjott Schneider auch politisch für die Kunstschaffenden.

Schneider komponiert Werke für Orchester, Orgel, Kammermusik sowie Vokal- und Bühnenwerke – auch publizistisch ist der langjährige Hochschulprofessor umfassend tätig. Im Kölner Dom spielt Franz Josef Stoiber von Schneider die Sinfonie Nr. 12 für Orgel. Das Werk ist Stoiber vom Komponisten persönlich gewidmet und mit "Veni Creator Spiritus" überschrieben – das ist der bekannte Hymnus zu Pfingsten, der das Herabkommen des Heiligen Geistes als Schöpfer am Pfingsttag thematisiert.   

Der Heilige Geist als Orgelsinfonie

Den ersten Satz der Sinfonie beschreibt Schneider als "kraftvolle Anrufung zum gregorianischen Pfingsthymnus", im zweiten Satz geht es um die Taube als Symbol des Heiligen Geistes, der dritte Satz thematisiert das Wasser. Das ist in den Worten Schneiders "als fons vivus (lebendiger Brunnquell) der Grundpuls jedes Lebens und ebenfalls seit der Taufe Jesu als Sinnbild des Heiligen Geistes bekannt." Der vierte Satz beendet die Sinfonie und verweist wieder auf den Pfingsthymnus zu Beginn. Im Zentrum des Finales stehen Atem, Hauch und Wind, denn die sind, wie Schneider über sein Sinfonie schreibt, "seit der Schöpfungsgeschichte Bilder des Geistes Gottes.“

Wieder nur wenige Zuschauer vor Ort

Auch bei diesem Konzert im Kölner Dom sind wieder coronabedingt nur wenige Zuhörer zugelassen. Die Ticketvergabe erfolgt über eine wöchentliche Kartenverlosung, die auf koelner-dom.de/orgelfeierstunden/ zu finden ist.

DOMRADIO.DE überträgt alle Konzerte der Orgelfeierstunden 2020 live in Ton und Bild immer dienstags ab 19:45 Uhr auf der Internetseite, bei Facebook (und der Facebook-Seite der Kölner Dommusik), Youtube und via dem katholischen Fernsehsender EWTN. In Regel gibt es ab viertel vor acht abends eine Werkeinführung durch den konzertierenden Organisten, ehe das Live-Konzert um 20 Uhr beginnt.

 

Franz Josef Stoiber, Regensburger Domorganist / © Michael Vogl (privat)
Franz Josef Stoiber, Regensburger Domorganist / © Michael Vogl ( privat )

 

Spieltisch der Kölner Domorgel / © Mathias Peter  (DR)
Spieltisch der Kölner Domorgel / © Mathias Peter ( DR )
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