Neuer Kölner Dompropst Assmann über seine künftige Aufgaben

Kirche muss "systemrelevant" bleiben

"Ich war unheimlich überrascht, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte", sagt Monsignore Guido Assmann in einer ersten Reaktion nach seiner Wahl zum neuen Kölner Dompropst. Welche Pläne und Ideen hat er für die Aufgabe?

Monsignore Guido Assmann / © Henning Schoon (KNA)
Monsignore Guido Assmann / © Henning Schoon ( KNA )

DOMRADIO.DE: Zunächst einmal einen herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl. Wie haben Sie denn davon erfahren? Sie waren doch vermutlich als nicht residierender Domkapitular dabei, oder?

Monsignore Guido Assmann (Ernannter Kölner Dompropst, Oberpfarrer der Neusser Basilika St. Quirin und Kreisdechant des Kreisdekanates Rhein-Kreis Neuss): Nein, ich war bei der Wahl nicht dabei. Als nicht residierender Domkapitular tritt man nur zu einer Sitzung des Domkapitels bei, wenn der Erzbischof zu wählen ist. Das ist die eigentliche Hauptaufgabe der nicht residierenden Domkapitulare.

Ich bekam einen Anruf des Domdechanten, der das Domkapitel leitet, solange es keinen Dompropst gibt, der mir mitteilte, dass das Domkapitel mich gewählt habe. Ich wusste nichts davon und bin auch vorher nicht gefragt worden. Ich war selber unheimlich überrascht, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte.

DOMRADIO.DE: Was haben Sie denn als erstes gedacht, als Sie die Wahl angenommen haben?

Assmann: Das habe ich gar nicht so schnell gesagt. Ich habe ein paar Tage Bedenkzeit gehabt und musste auch selber mal drüber nachdenken, ob ich mich der Aufgabe gewachsen sehe. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Dann habe ich gedacht, dass die so ein großes Vertrauen in mich setzen, ist ein tolles Zeichen und macht mich auch sehr froh.

Gleichzeitig habe ich gedacht, dass ich unheimlich gerne Pastor bin. Ich bin jetzt seit 13 Jahren in Neuss, vorher war ich neun Jahre in Dormagen und insgesamt 42 Jahre im Kreisdekanat. Ich kenne es, Pastor zu sein. Dompropst zu sein, kenne ich noch überhaupt nicht. Das ist etwas Neues.

DOMRADIO.DE: Aber Sie kennen das Aufgabenfeld des Domkapitels. Auf welche Aufgaben freuen Sie sich denn jetzt?

Assmann: Ich freue mich darauf, dass ich von der schönen romanischen Kirche Sankt Quirin an die schöne gotische Kirche, den Kölner Dom, komme und dort hoffentlich auch schön Liturgie feiern kann. Denn als Priester ist mir der priesterliche Dienst, die Liturgie und der Gottesdienst immer ganz wichtig gewesen.

Der Kölner Dom wird unter normalen Umständen ja von tausenden Menschen jeden Tag besucht. Es kommen Menschen hinein, die mit Kirche etwas zu tun haben, und andere, die gar nichts von unserem Glauben kennen. Ich hoffe, diesen Menschen auch ein wenig davon zeigen zu können, dass sie willkommen sind und dass der Dom für uns eine Kirche ist und von etwas noch Größerem erzählt, als der Dom selber schon ist, nämlich von einem großen Gott, der uns Menschen liebt.

DOMRADIO.DE: Worauf dürfen sich denn die jetzt freuen, die Sie noch nicht so gut kennen? All die, die mit Ihnen jetzt noch enger zusammenarbeiten werden? Was bringen Sie selber als Person mit in dieses Amt ein?

Assmann: (lacht) Sich selbst einzuschätzen, ist sicherlich immer etwas schwierig. Ich hoffe, dass ich in Zusagen verlässlich bin. Wenn ich etwas verspreche, dann will ich mich auch darum kümmern. Ich möchte allen Dingen nachgehen, wenn ich das irgendwie machen kann.

DOMRADIO.DE: Der Dompropst von Köln steht in den letzten Jahren in unserer Informationsgesellschaft auch selber immer mehr im Rampenlicht. Wir hatten auch sehr viel Kontakt zu Ihrem Vorgänger Gerd Bachner. Da kommt vermutlich auch ein großer Medienrummel auf Sie zu. Fühlen Sie sich dem gewachsen?

Assmann: Ich hoffe, dass ich das schaffe und auch Menschen an der Seite haben werde, die mich da unterstützen und die mir den ein oder anderen Rat geben können.

DOMRADIO.DE: Kirchenpolitisch leben wir ja in sehr spannenden Zeiten. Pastoraler Zukunftsweg im Erzbistum Köln oder Synodaler Weg auf Ebene der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der Katholiken sind da beispielsweise zu nennen. Wie ist da Ihre Position? Sie haben sich zum Beispiel im Erzbistum Köln vor Jahren intensiv mit dem Projekt "Zukunft heute" beschäftigt.

Assmann: Ich bin ja als Kreisdechant in vielen Gremien des Erzbistums und bekomme da natürlich auch aufgrund der Zahlen mit, wie die Entwicklung der Priester, die Entwicklung der Gläubigen oder auch die finanzielle Entwicklung aussieht. Es ist eine gesellschaftliche Veränderung der Gottesdienstbesucher und Mitwirkenden zu beoachten und eine heranwachsende, immer kritischer werdende Generation.

Da kommen insofern große Aufgaben auf uns zu, als dass wir uns nicht zurückziehen, sondern schauen, wo wir als Kirche Position beziehen können. Wir müssen den Menschen zeigen, dass Kirche das Wirken Gottes ist und Gott ihnen Hilfe geben möchte, damit das Leben gelingt. Ich hoffe, dass wir da auch weiter eine Stimme in der Gesellschaft haben und nicht als "nicht systemrelevant" an den Rand gedrängt werden.

DOMRADIO.DE: Wissen Sie schon, wann Sie Ihre Zelte in Neuss abbrechen und das Amt in Köln übernehmen?

Assmann: Am 20. September soll die Einführung sein. So ist es im Moment vereinbart und angedacht. Ich denke, dass ich vermutlich bis Ende August in Neuss Pfarrer sein werde, um dann nach Köln zu ziehen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Über Monsignore Guido Assmann: Assmann wurde 1964 in Radevormwald geboren und empfing 1990 die Priesterweihe. Nach Kaplansjahren in Eitorf und Köln-Klettenberg war er von 1998 bis 2007 leitender Pfarrer in Dormagen-Süd. 2000 wurde er zum Dechanten in Dormagen ernannt. 2007 wechselte er als Pfarrer an das Quirinusmünster in Neuss und und wurde Neusser Kreisdechant. Zwei Jahre später übernahm er die Leitung des Pfarrverbandes Neuss-Mitte. 2005 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum "Kaplan Seiner Heiligkeit" mit dem Titel Monsignore.

 

Kölner Dom bei Nacht / © Claudio Römer (KNA)
Kölner Dom bei Nacht / © Claudio Römer ( KNA )
Quelle:
DR