Kölner Domorganisten laden zu Konzertreihe

Von Generation zu Generation

Seit fast 60 Jahren zieht eine Orgel-Konzert-Reihe tausende Besucher in den Kölner Dom. Was das Geheimnis des Erfolgs ist und warum der Mädchenchor auf den Dachboden verbannt wird, verrät Domorganist Winfried Bönig.

Winfried Bönig an der Orgel / © Tomasetti (DR)
Winfried Bönig an der Orgel / © Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Lassen Sie uns ganz grundsätzlich über die Dom-Orgel sprechen. Das ist wahrscheinlich für Sie inzwischen Alltag, auf so einem Instrument zu spielen. Beeindruckt Sie das trotzdem immer noch?

Winfried Bönig (Kölner Domorganist und Organisator der Orgel-Feierstunde): Das ist nicht Alltag. Das kann natürlich manchmal Gewohnheit sein. Oder manchmal muss man schnell zwischen Tür und Angel spielen. Aber der Spaß und die Freude in diesem wunderbaren Raum, an diesen tollen Instrumenten zu spielen, der wird nicht weniger.

DOMRADIO.DE: Man muss sagen, dass zu den Orgel-Feierstunden mehr Besucher kommen, als zu manch einem Gottesdienst. Warum ist das so eine Faszination im Sommer?

Bönig: Das ist nicht so ganz klar. Manche sagen: "Weil es der Kölner Dom ist." Aber dann müssten auch andere berühmte Kirchen in Deutschland und in der Welt sehr viele Besucher haben. Es ist hier in Köln eine besondere Situation. Die Konzerte gibt es schon seit Jahrzehnten. Und manche erzählen mir eben, dass sie mit ihrem Vater schon vor Jahrzehnten hierher gekommen sind. Es ist ein ganz gewachsenes Publikum, das da kommt.

DOMRADIO.DE: Was haben Sie vorbereitet für Dienstag? DOMRADIO.DE überträgt ja live ab 20 Uhr im Web-TV und auf Facebook.

Bönig: Es gibt nach einem Eröffnungsstück und einem Chorstück eigentlich nur einen großen Zyklus. Das sind "Die Planeten" vom englischen Komponisten Gustav Holst. Er hat das Stück für Orchester geschrieben. Aber es gibt auch eine Übertragung auf die Orgel, die ganz fantastisch klingt. Man hat das Gefühl, das ist ein Orgel-Stück. Es gibt wenige Stücke, die sich so toll auf der Orgel anhören, obwohl sie nicht ursprünglich dafür komponiert sind.

DOMRADIO.DE: Eine große Rolle spielt in Köln in diesem Jahr auch Jacques Offenbach. Wir begehen in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag. Der Operetten-Komponist wird auch eine Rolle spielen. Kann man denn Offenbach auf der Orgel spielen?

Bönig: Wenn man in seinem Katalog an Opern- und Operetten-Stücken ein bisschen schaut, gibt es gibt es einige, die sich sehr schön eignen. Er war ja auch Cellist hat Cello-Stücke gespielt. Da werde ich eine Übertragung spielen.

DOMRADIO.DE: Es gibt ein Konzert, bei dem der Mädchenchor am Kölner Dom beteiligt ist - aber unsichtbar. Er wird auf den Dachboden verbannt. Wie funktioniert das?

Bönig: Genau. Es wird gewissermaßen unser Sonnensystem dargestellt. Da verlangt der Komponist, dass ein Frauenchor in einem weit entfernten Raum steht und am Schluss sogar die Türen geschlossen werden. Sodass das scheinbar im All verschwindet. Ein ganz toller Effekt, der sich auch im Dom sehr schön verwirklichen lässt.

DOMRADIO.DE: Das heißt: Wo genau stehen die dann?

Bönig: Die stehen auf dem Dachboden über dem Seitenschiff. Da gibt es eine Tür zum Hauptschiff - oben eine dicke Eisentür, die wird dann geschlossen. Und durch diese Tür singt der Chor.

DOMRADIO.DE: Haben Sie das schon getestet?

Bönig: Das haben wir schon getestet. Das wird natürlich ein ganz besonderes Ereignis. Der Chor singt aber vorher ein Stück sichtbar vorne am Altar, damit er auch seinen Auftritt hat. Aber das effektvollere vom Klang her ist wahrscheinlich sogar dann dieser Schluss.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti (DR)
Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR