Domschatzkammer zeigt Scheiben des Christusfensters

"Ganz besonders schön gemalte Szenen"

Das Christusfenster im Kölner Dom ist kaum zu erkennen. Dafür hängt es zu hoch. In einer Sonderausstellung führt die Domschatzkammer nun ganz "nah dran". Warum es sich lohnt, sich die Glasscheiben anzuschauen, erläutert die Kuratorin Leonie Becks.

Einzeldarstellung des Christusfensters im Kölner Dom: Verklärung auf dem Berg Tabor (Dombauhütte Köln)
Einzeldarstellung des Christusfensters im Kölner Dom: Verklärung auf dem Berg Tabor / ( Dombauhütte Köln )

In der Sonderausstellung "Nah dran - das Christusfenster im Kölner Dom" vom 28. Mai bis zum 20. Oktober zeigt die Kölner Domschatzkammer verschiedene Scheiben des Fensters aus dem nördlichen Querhaus des Kölner Doms. Besucher können so die detailreichen Glasscheiben aus der Nähe betrachten und erhalten Einblicke in die derzeit laufende Restaurierungsarbeit.

Beeindruckendes Zeugnis der Renaissance-Architektur

Das Christusfenster führe ein Schattendasein im Querhaus und falle gar nicht auf, so die Leiterin der Domschatzkammer, Dr. Leonie Becks, im DOMRADIO.DE-Interview. Weil es sehr hochhänge, könne man die Scheiben im Einzelnen gar nicht erkennen. Es handle sich um ein beindruckendes Zeugnis aus der Renaissance-Architektur und "um ganz besonders schön gemalte Szenen aus dem Leben Jesu", fasst Becks zusammen. Die einzelnen Scheiben des Fenster zeigten etwa "ausgearbeitete Köpfe mit fein gearbeiteten Haaren oder einer wunderbaren Barttracht".

Doch diese feinen Details kann man aus der Entfernung nicht sehen. Deshalb hat die Domschatzkammer die laufende Restaurierung zum Anlass genommen, um einzelne Scheiben des Christusfenster in der Schatzkammer zu präsentieren. Hier erstrahlen sie im Scheinwerferlicht und der Besucher komme "ganz nah dran", um sich diese Details anschauen zu können.

Christusfenster stammt aus dem 16. Jahrhundert

Da der Platz in der Domschatzkammer nicht ausreiche, könnten nicht alle 18 Scheiben des Christusfensters gezeigt werden, erläutert Becks. Die Domschatzkammer zeige die Einzelheiten deshalb im Wechsel. Zunächst würden vier verschiedene Glasbilder gezeigt.

Das Fenster selbst gehört nicht zum ursprünglichen Dombestand. "Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und kam erst 1823 in den Dom. Lange Zeit war es gar nicht eingebaut - das geschah erst 1870. Es stammt aus den aufgelösten Klöstern Sankt Apern und Sankt Cäcilia. Es sind zwei Glasmalerei-Zyklen, die zu einem Fenster zusammengefügt worden sind." Obwohl sie aus verschiedenen Jahren stammten, sei das nicht schlimm. Denn "stilistisch passen sie schon sehr gut zusammen und der Laie wird die Unterschiede auch gar nicht so leicht erkennen", erläutert Becks.

Fenster wird erstmals seit 70 Jahren wieder restauriert

In der Glasrestaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte werden die Glasmalereien seit 2017 erstmals nach 70 Jahren wieder restauriert. "Das Fenster wurde 2017 ausgebaut und umfassend bei uns in der Glasrestaurierungswerkstatt restauriert", so Leonie Becks. Sie erklärt, wie diese Restaurierung im Einzelnen abläuft. Zunächst würden die Scheiben von Ruß und Staub gereinigt, dann auch alte Restaurierungen ausgebessert: "Da sind Sprünge in den Gläsern verklebt worden oder mit einem Blei geschlossen worden. Das ist manchmal sehr unschön. Wir haben diese alten Restaurierungen unter die Lupe genommen und versucht, Verklebungen zu verbessern."

An die Stelle der herausgenommenen Scheiben des Christusfensters im Kölner Dom stehe jetzt ein Gerüst. Zum Schutz werde vor das Fenster eine Außenschutzverglasung eingebaut. Das schütze die originalen Scheiben vor Witterung "sodass sie uns noch lange erhalten bleiben", hofft Becks.


Eingerüstetes Christusfenster im Kölner Dom (Dombauhütte Köln)
Quelle:
KNA , DR
Mehr zum Thema