Domschweizerinnen im Kölner Dom

Eine kleine Revolution

Das gab es noch nie: Nun können sich auch Frauen für den Dienst als Kölner Domschweizerin bewerben. Die Idee dazu hatte Dompropst Gerd Bachner. Im Interview spricht er über die guten Gründe und die Auswahlkriterien für Bewerberinnen.

Kölner Domschweizer / © Oliver Berg (dpa)
Kölner Domschweizer / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was hat Sie darauf gebracht, in Zukunft auch Schweizerinnen im Kölner Dom zu beschäftigen?

Dompropst Gerd Bachner: Gott hat Frau und Mann erschaffen. Das Spannungsverhältnis von Frauen und Männern im Positiven ist ein ganz gesundes. Davon lebt man, davon leben Beziehungen. Davon lebt eine Gesellschaft und davon lebt auch der Dom. Ich glaube, da hat bisher etwas gefehlt. Es war eine jahrhundertealte Tradition und damit muss man sehr behutsam umgehen. Man muss alle Gesichtspunkte und Argumente bedenken. Schon vor vier Jahren, bei meiner Wahl zum Dompropst, bin ich auf dieses Thema angesprochen worden. Ich hatte damals schon gesagt, dass mir diese Sache ein Herzensanliegen ist. Dann haben wir es reflektiert und ich bin froh und dankbar, dass das Domkapitel diesem Vorschlag gefolgt ist und diese Türe geöffnet hat. Wir haben noch keine Domschweizerin, aber wir haben mit dem heutigen Tag die Stelle ausgeschrieben - für Frauen und Männer. Damit ist eine Tür weit geöffnet für den Dom und für die Menschen, die in den Dom kommen.

DOMRADIO.DE: Das heißt: Ab heute kann man sich bewerben. Wie genau mache ich das, wenn ich jetzt Domschweizerin werden will?

Gerd Bachner: Wir haben es auf unserer Homepage, wir haben es in Anzeigen in den Zeitungen. In der Fachabteilung, unserer Verwaltung, in der Rendantur, kann man sich bewerben. Dann finden Bewerbungsgespräche statt – wie überall. Das Profil wird dann erörtert und welche Möglichkeiten es gibt - ob als Aushilfe, ob als Teilzeitstelle oder Vollzeitstelle. Das alles wird dann in den Gesprächen erörtert.

DOMRADIO.DE: Was haben denn die Domschweizer gesagt, als sie gehört haben, dass sie jetzt demnächst weibliche Kolleginnen bekommen werden?

Gerd Bachner: Es ist ein bisschen gemischt. Die einen sind eine eingeschworene Herrengesellschaft gewesen. Allem was neu ist, begegnet man da ein bisschen vorsichtig. Aber die meisten haben gesagt: Das ist doch eigentlich ganz natürlich. Wir begegnen in allen Gremien der Stadt sowohl Frauen als auch Männern. Viele der Domschweizer sind natürlich auch verheiratet. Dass Frauen jetzt auch in diesen Kreis hineinkommen, das wird nicht nur das Gesicht des Doms für die Menschen prägen, sondern natürlich auch die Diskussionen und die Gespräche der Domschweizerinnen und Domschweizer prägen. Aber die zuständigen Fachvorgesetzen und ich, wir haben auch im Vorfeld mit den Schweizern über dieses Thema geredet. Nicht im Sinne einer Mitentscheidung, aber im Sinne des Anhörens: Was spricht dafür, was spricht dagegen? Wie sehen sie das, wie beurteilen sie das? Im Großen und Ganzen ist das auch sehr positiv aufgenommen worden.

DOMRADIO.DE: Was muss eine Domschweizerin denn dann tun? Welche Aufgaben fallen in ihren Bereich?

Gerd Bachner: Es geht um die Ordnung im Dom. Das fängt bei der Kleiderordnung an und geht bis zu bestimmten Benimmregeln, was man im Dom darf und was nicht. Es ist ja nicht ein Museum, sondern es ist ein Gotteshaus. Daher gibt es bestimmte Ordnungen die einzuhalten sind. Das ist der eine Bereich. Der zweite Bereich besteht darin, Fragen zu beantworten. Es gibt tausende Fragen, die gestellt werden: Wo der Weg zur Turmbesteigung ist, wo die drei Heiligen Drei Könige sind, wo dies oder jenes ist. Es gehört also auch ein Wissen über den Dom und seine Geschichte dazu - zumindest in den Grundzügen. Aber das Allerwichtigste ist, wie generell in unserer Gesellschaft, dass die Domschweizerinnen und Domschweizer den Menschen eine Wertschätzung entgegenbringen, eine Willkommenskultur: "Schön, dass Sie da sind. Wir freuen uns. Wir heißen Sie willkommen. Wenn wir Ihnen helfen können, helfen wir." Da ist die Domschweizerin sicher eine Bereicherung für den Dom.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es mit den Arbeitszeiten aus? Der Dom ist ja von früh morgens bis spät abends geöffnet.

Gerd Bachner: Wir haben mehrere Schichten im ganzen Dom. Aber wie schon gesagt: Es gibt auch verschiedene Möglichkeiten der Aushilfe oder der Teilzeitarbeit. Wir sind da sehr arbeitnehmerfreundlich und schauen nicht nur, was vom Dom aus notwendig ist. Sondern auch danach, wie auch die Möglichkeiten, Interessen - finanziell und personell - bei Bewerberinnen und Bewerbern mitgebracht werden.

DOMRADIO.DE: Welche Voraussetzungen gibt es sonst? Muss ich ein Theologiestudium mitbringen oder etwas vergleichbares?

Gerd Bachner: Nein. Viele haben einen Beruf, den sie mitbringen und einbringen. Voraussetzung ist: 18 Jahre muss man sein, danach kann man dann im Dom anfangen. Bevor jemand anfängt, wird er immer mit einem älteren Domschweizer - bisher sind es ja Männer - als Pate den Weg gehen. Der führt dann in alle Dienste und Aufgaben ein. Das ist das eine. Danach schauen wir, wann einer allein eingesetzt werden kann. Das Zweite: Wir haben im Management, in der Kommunikation, im Geistlichen, auch Fachschulungen - zusammen mit der Polizei, mit verschiedenen Kräften - sodass auch unsere Kräfte dann spezifisch geschult werden. In der Fortbildung, aber auch in der Weiterbildung, in den einzelnen Bereichen.

DOMRADIO.DE: Es gibt ja die langen roten Roben, diese langen, roten Kleider. Besondere Gewänder müssen Sie jetzt aber nicht anschaffen - die passen doch auch Frauen, oder?

Gerd Bachner: Die passen genauso. Wir werden in Zukunft in diesen Roben - die ja eine Tradition und über Köln hinaus bekannt sind - Frauen und Männer, Schweizerinnen und Schweizer haben. Das ist für mich ein froher Tag.

Das Interview führte Katharina Geiger. 


Dompropst Gerd Bachner / © Tomasetti (DR)
Dompropst Gerd Bachner / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR