Kölner Dombaumeister über den Weltraum-Domstein

Weitgereist und zurück in der Heimat

Auf seiner letzten Mission ins All hatte Astronaut Alexander Gerst ein Stück des Kölner Doms als Glücksbringer mit an Bord der ISS. Dombaumeister Füssenich erinnert sich und verrät, wo dieser Stein heute zu finden ist.

Dom-Stückchen (dpa)
Dom-Stückchen / ( dpa )

DOMRADIO.DE: Woher stammt dieser Stein, der im All war und nun hier vor uns liegt?

Peter Füssenich (Kölner Dombaumeister): Der Stein kommt aus dem südlichen Strebewerk des Kölner Doms, also der Seite des Roncalliplatzes. Das ist ein Stein aus dem 19. Jahrhundert, der hier zum Bau des Domes bei der Vollendung verwendet wurde. Ein Schlaitdorfer Sandstein, so heißt er.

DOMRADIO.DE: Er hat so dunkle Verfärbungen an manchen Ecken. Was genau ist das? Hat er sich die im Weltall zugezogen?

Füssenich: Nein, das sind ganz irdische Umwelteinflüsse, die den Dom seit einiger Zeit und seit mehreren Jahrzehnten schädigen: Der nahe gelegene Hauptbahnhof, die Autoabgase, all das, was sich am Dom natürlich auch negativ abfärbt und zu dieser Schwarzfärbung führt.

DOMRADIO.DE: Und dieser Stein war im Weltall. Alexander Gerst hat ihn in der ISS mit hochgenommen. Wie genau war das?

Füssenich: Ich war natürlich nicht dabei. Aber es gibt Fotos, wie dieser Stein vor der Erde schwebt. Ein Foto hat Alexander Gerst dann auch zur Erde geschickt. Dieses Foto haben wir dann später in der Domschatzkammer neben dem Stein ausgestellt.

DOMRADIO.DE: Wo findet man diesen Stein heute?

Füssenich: Er ist im August 2015 wieder zur Erde gekommen, nachdem er 110 Millionen Kilometer zurückgelegt hatte. Zweitausendfünfhundertsechsundsechzig Mal ist er um die Erde gekreist. Das war natürlich für uns der Anlass, ihn gebührend wieder in Empfang zu nehmen. Alexander Gerst selbst hat ihn dann Dompropst Bachner und uns übergeben. Es war natürlich eine große Freude und das haben wir zum Anlass genommen, ihn in der Domschatzkammer für einige Monate auszustellen.

Jetzt ist er in einer Vitrine vor dem Büro des Dombaumeisters, so wie es sich gehört.

DOMRADIO.DE: Also bei Ihnen direkt vor der Tür. Deswegen haben Sie den Schlüssel und konnten ihn heute mitbringen. Alexander Gerst war es tatsächlich sehr wichtig, dass dieser Stein am Ende dem Dom wieder zugeführt wird.

Füssenich: Deshalb hat er es sich auch nicht nehmen lassen, ihn ganz persönlich zu übergeben. Für den Dompropst war das damals natürlich auch etwas Besonderes. Es war ein Symbol dafür, die christliche Botschaft in die Welt zu tragen. Dafür steht der Dom natürlich auch. Und Alexander Alexander Gerst hatte ein Stück Heimat, das er dann mit ins All nehmen konnte.

DOMRADIO.DE: Sie haben ihn kennenlernen dürfen. Was ist das für ein Typ?

Füssenich: Ein absolut sympathischer Mensch und ein guter Botschafter für Köln.

DOMRADIO.DE: Heute nimmt er nichts mit vom Dom, wenn es losgeht. Hätten Sie da vielleicht noch eine Idee gehabt, was man ihm hätte mitgeben können?

Füssenich: Er nimmt ja die Maus und den Elefanten aus der Sendung mit der Maus mit. Das sind natürlich auch gute Botschafter für Köln. Wenn man es denn hätte verantworten können, hätte er vielleicht ein Stückchen der Gebeine der Heiligen Drei Könige nehmen können: als Symbol für die Reise und das Sich-auf-den-Weg machen.

Das Interview führte Verena Tröster.


Peter Füssenich, Kölner Dombaumeister / © Opitz (KNA)
Peter Füssenich, Kölner Dombaumeister / © Opitz ( KNA )
Quelle:
DR