Neue Nachwuchssänger am Dom aufgenommen

Über allem steht die Freude am Singen

Große Freude bei Domdechant Robert Kleine: Insgesamt 56 Nachwuchssängerinnen und -sänger sind in die Chöre am Kölner Dom aufgenommen worden. Viele Kinder kommen von der Domsingschule, wo Chorsingen bereits Teil des Lehrplans ist.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Die neuen Sängerinnen und Sänger  / © Beatrice Tomasetti (Kölner Dommusik)
Die neuen Sängerinnen und Sänger / © Beatrice Tomasetti ( Kölner Dommusik )

Andere enstammen dem Vorchor. In der Summe allein 99 Knabenstimmen – das sei historischer Höchststand, stellt Domkapellmeister Eberhard Metternich nicht ohne Stolz fest. Er könne sich nicht erinnern, in den 30 Jahren seiner Chorleitertätigkeit am Kölner Dom jemals mehr Nachwuchs in Sopran und Alt gehabt zu haben und damit einen derart starken B-Chor. 29 von ihnen sind nun am Sonntag durch Domdechant Robert Kleine offiziell in den Kölner Domchor aufgenommen worden und stellen mit ihren neun und zehn Jahren jetzt die jüngsten Mitglieder dieses insgesamt 145-köpfigen Ensembles. Auch der Mädchenchor am Kölner Dom – hier freut sich Chorleiter Oliver Sperling über einen ebenfalls starken Zuwachs von 27 neuen Sängerinnen – verzeichnet mit 177 Kindern und Jugendlichen vom 4. Schuljahr bis nach dem Abitur Rekordzahlen.

Dabei sind die Kriterien, die beide Musiker beim Wechsel der jungen Sänger von den B- in die A-Chöre anlegen, gar nicht mal ohne. Eine kontinuierliche Teilnahme an den drei wöchentlichen Proben ist absolute Voraussetzung, sagt Sperling. "Das ist wie regelmäßiges Training – nur eben für die Stimme." Konzentrationsfähigkeit sowie die Möglichkeit, die eigene Stimme entdecken und gleichzeitig auf andere hören zu können, zählen wie die notwendige Disziplin und der Spaß am mehrstimmigen Chorklang außerdem zu den Grundlagen, die die Kinder bis zu diesem Zeitpunkt bereits erlernt haben.

Chor ist Gemeinschaft

Denn entweder kommen sie – wie die meisten von ihnen – aus der Domsingschule, wo Chorsingen bereits Teil des Lehrplans ist, oder aber aus dem sogenannten Vorchor. Hier können Schüler aus anderen Schulen ab dem 1. Schuljahr einsteigen und sich ebenfalls auf die Mitwirkung in den Domchören vorbereiten. "In  drei, vier Jahren erwerben die Nachwuchssänger für unsere Kathedralchöre dann eine Qualifikation, die ihnen auch ermöglicht, souverän mit Noten umzugehen und beispielsweise vom Blatt zu singen", ergänzt Metternich.

Zudem sollten sie Spaß daran haben, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten. Schließlich bedeute Chor Gemeinschaft. "Über allem aber steht die Freude am Singen. Sie ist gewissermaßen eine Notwendigkeit, um den Anforderungen, die dieser Dienst in der Liturgie mit sich bringt, standzuhalten und auch die entsprechenden Leistungen zu zeigen."

"Zur Ehre Gottes"

Den Mädchen und Jungen, die ihre Zusage zu einer verlässlichen Mitwirkung in der Domliturgie geben, ist es ernst. Das ist allen, die für das feierliche Aufnahmeritual in diesem Moment im Halbrund vor dem Altar stehen, anzusehen. "Wir versprechen es." Feierlich klingt denn auch ihr Bekenntnis an diesem letzten Januarsonntag, mit dem sie unisono dem Domdechanten antworten. Schließlich will dieser von den Viertklässlern wissen, ob sie mit ihrem Chorgesang von nun an bereit zu diesem Dienst sind, den er als "wichtige und wesentliche Aufgabe" definiert und die sie "zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen" übernehmen, wie er formuliert.

Kleine betont, dass dieser Dienst Können, Fleiß und Einsatz erfordere. Es ist ein spannender Moment für die jungen Nachwuchssängerinnen und -sänger, die zunächst in festlicher Prozession für dieses traditionelle Zeremoniell durch den Mittelgang der Kathedrale in den Altarraum eingezogen sind und dabei das obligatorische "Tria sunt munera" gesungen haben. Ihren finalen Aufnahmetest hätten alle erfolgreich bestanden, wie Metternich vor der Gemeinde öffentlich erklärt, bevor beide Chorleiter jedes zukünftige Chorkind einzeln mit seinem Namen vorstellen.

"Freude am Singen muss immer wach sein"

Dann steht die große Premiere an – mit der "Messe solennelle in cis-Moll" für zwei Orgeln und Chor von Louis Vierne, für die es im Anschluss von beiden Chorleitern viel Lob gibt. "Die Freude am Singen muss immer wach sein, und dieser Enthusiasmus war den Neuen heute deutlich anzusehen", zeigt sich Metternich später sehr zufrieden. Es mache Freude, die Entwicklungsschritte der Knaben innerhalb nur eines Jahres zu beobachten. "Die meisten entwickeln in dieser Zeit eine ganz eigene Selbständigkeit ihrer Stimme. Die Gruppe, die jetzt eingeführt wird, bildet in zwei Jahren die Stütze des Domchores."

Auch Sperling motiviert seine kleinen Sängerinnen mit viel Zuspruch: "Die Kinder waren mit großer Ernsthaftigkeit bei der Sache und haben ihren Part angesichts einer solchen musikalischen Herausforderung ganz wunderbar bewältigt. Schließlich braucht es schon eine gehörige Portion Mut dafür, in der ersten Reihe für alle sichtbar zu stehen und einer derart anspruchsvollen Komposition in lateinischer Sprache gewachsen zu sein."

Zu Beginn des Kapitelsamtes hatte auch Hauptzelebrant Dompropst Gerd Bachner seiner Freude über die Mitwirkung so vieler Kinder und Jugendlicher in diesem Gottesdienst zum Ausdruck gebracht: "Es geht weiter, dass junge Menschen hier im Dom in der Liturgie zu einer würdigen Gestaltung ihren Beitrag leisten. Und wir sind froh, dass das so ist." Abschließend dankte er allen Sängern für ihre Bereitschaft dazu, aber auch den Eltern, die diesen Weg stützten und begleiteten.


Die neuen Sängerinnen und Sänger / © Beatrice Tomasetti (Kölner Dommusik)
Die neuen Sängerinnen und Sänger / © Beatrice Tomasetti ( Kölner Dommusik )

Die neuen Sängerinnen und Sänger / © Beatrice Tomasetti (Kölner Dommusik)
Die neuen Sängerinnen und Sänger / © Beatrice Tomasetti ( Kölner Dommusik )

Die neuen Sängerinnen und Sänger  / © Beatrice Tomasetti (Kölner Dommusik)
Die neuen Sängerinnen und Sänger / © Beatrice Tomasetti ( Kölner Dommusik )