Sturmtief fordert Kölner Dom heraus

Windige Angelegenheit

Sturmwarnung in Deutschland. Das Sturmtief "Friederike" droht mit Orkanböen und Geschwindigkeiten bis zu 115 Kilometern pro Stunde über viele Teile des Landes zu fegen. Eine Gefahr auch für den Kölner Dom und Umgebung?

Absperrung vor dem Kölner Dom / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Absperrung vor dem Kölner Dom / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Kölner Domplatte ist direkt vor der Kathedrale abgesperrt. Erwarten wir an diesem Donnerstag eine Sturmlage, bei der dies notwendig ist?

Peter Füssenich (Kölner Dombaumeister): Ja. Ab Windstärke neun werden in Absprache mit dem Ordnungsamt und dem Bauaufsichtsamt der Stadt Köln die Bereiche um die Domtürme abgesperrt, also im Westen, Südwesten und Nordwesten. Das ist die Seite um das Hauptportal herum. Dieser Bereich wurde bereits am frühen Morgen abgesperrt. Das bedeutet, dass der Eingang zum Dom an dieser Seite in der Zeit der Absperrung nicht mehr möglich ist, sondern der Zugang zum Dom nur noch über die Nordseite, die Bahnhofsseite erfolgen kann.

DOMRADIO.DE: So etwas muss man immer kurzfristig entscheiden, oder?

Füssenich: Wir sind da in engem Kontakt mit der Feuerwehr, der Stadt Köln und auch den Wetterdiensten. Wenn hohe Windgeschwindigkeiten erwartet werden, dann wissen wir das auch früh genug, sodass wir reagieren können und zeitlich früh genug die Domplatte um den Bereich der Domtürme sperren können.

DOMRADIO.DE: Was kann denn im schlimmsten Fall passieren? Geht es darum, dass Steine vom Dom herunterfallen können oder warum ist diese weiträumige Absperrung nötig?

Füssenich: Aus Erfahrung wird man ja klug. Das sind Vorsichtsmaßnahmen, die wir da treffen. Es sind zwei große Ereignisse passiert. Zum einen gab es im Jahr 1984 das Sturmtief "Ira", das dafür sorgte, dass eine fast 3,5 Meter hohe Fiale vom Nordturm des Domes abstürzte. Zum anderen gab es ein weiteres Sturmereignis namens "Jeanette" im Jahr 2002, wobei ein Fial-Stück vom Nordturm auf die Domplatte herabfiel. Auch damals waren die Bereiche um die Domtürme aus Vorsichtsmaßnahmen gesperrt. Es ist niemandem etwas passiert. Und so wollen wir das auch in Zukunft weiter halten. Es gab jetzt Anfang Januar eine Sturmwarnung, bei der wir auch gesperrt haben und nichts passiert ist. Wir sperren lieber einmal zu viel die Bereiche als einmal zu wenig.

DOMRADIO.DE: Bekommen Sie deswegen auch negative Rückmeldungen, dass die Menschen fragen was das soll und dass sie nicht mehr von dieser Seite an den Dom ran kommen?

Füssenich: Bisher haben wir keine Kritik diesbezüglich erhalten. Es gibt aber immer wieder Menschen, die diese Absperrung ignorieren und darüber stiegen. Ich kann nur davor warnen, dies zu tun. Es gibt einen guten Grund, warum die Bereiche gesperrt sind. Es sind Vorsichtsmaßnahmen. Man soll sich besser nicht in Gefahr begeben und lieber einmal ein paar Schritte weiter um den Dom herum gehen.

DOMRADIO.DE: Wenn man also hinter den Absperrungen bleibt, dann kann einem also nichts mehr passieren?

Füssenich: Das ist aus meiner Sicht unproblematisch, so wie man sich in der Stadt sonst auch normal aufhält. Aber es kann keiner so genau in die Zukunft schauen, was so ein Sturmereignis anrichtet. Auch in Köln ist in der Vergangenheit durch abbrechende Äste mal etwas passiert. Ich rate einfach zur Vorsicht bei solchen Sturmwarnungen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Peter Füssenich, Kölner Dombaumeister / © Opitz (KNA)
Peter Füssenich, Kölner Dombaumeister / © Opitz ( KNA )
Quelle:
DR