Kaum Unwetterschäden im Kölner Dom

"Nicht ganz dicht"

Nach den heftigen Unwettern am Mittwochnachmittag und in der Nacht sind in Köln ganze Straßen und Bahnstrecken überflutet worden. Ist der Kölner Dom dagegen innen trocken geblieben? Fast, erzählt der Leiter des Dombauarchivs.

Pfütze vor dem Kölner Dom / © Johannes Schröer (DR)
Pfütze vor dem Kölner Dom / © Johannes Schröer ( DR )

domradio.de: Wie sieht es aus im Dom, alles unter Wasser?

Dr. Klaus Hardering (Leiter des Kölner Dombauarchivs): Nein, der Dom hat auch dieses Mal wieder großes Glück gehabt. Das heißt, natürlich findet das Wasser immer einen Weg, um auch in den Dom zu kommen, aber es hat sich doch sehr in Maßen gehalten, Gott sei Dank.

domradio.de: In einigen Häusern sind gestern die Keller vollgelaufen, in alten, ungeschützten Gebäuden kommt es auch durch die Kellerwand oder das Fundament. Kann das dem Dom auch passieren?

Hardering: Das Fundament ist trocken, das macht uns wenig Sorge. Das liegt aber auch daran, dass die mittelalterlichen Bauleute schon wussten, dass natürlich die meisten und gravierendsten Schäden an einem solchen Kathedralbau durch Wasser entsteht - durch fließendes oder lange stehendes Wasser. Und deswegen ist von Anfang an die Ableitung des Wassers eine ganz wichtige Sache beim Dombau gewesen.

Aus heutiger Sicht ist das eine wirkliche Ingenieurleistung, denn wir haben ja rund 12.000 Quadratmeter Dachflächen am Dom, da trifft jede Menge Wasser auf und das wird ganz ordnungsgemäß abgeleitet: über Rinnen, die am Ende der Dächer sind, über die Bögen der Strebepfeiler bis letztendlich hin zu den Wasserspeiern, die dann die letzten Meter noch mal das Wasser in hohen Bögen vom Dom wegspeien. Das hat man immer wieder optimiert und verbessert, indem man noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts Rückstaubecken gebaut hat und Überlaufrinnen und weitere Nebenwasserspeier, um dafür Sorge zu tragen, dass das Wasser ab- und nicht in den Dom läuft.

domradio.de: Nichtsdestotrotz gibt es ein kleines Rinnsal in der Marienkapelle...

Hardering: Ja, das passiert leider immer wieder, weil der Dom nicht zu 100 Prozent dicht ist. Und das ist auch gar nicht gewollt. Heißt aber, dass sich das Wasser seinen Weg sucht, das passiert schon mal durch die Fenster, wenn es da kleinere Schäden gibt. Schlimm ist es, wenn es in die Gewölbe läuft und größere Schäden anrichtet. Was aber heute an Wasser im Dom zusammengekommen ist, liegt daran, dass die Rinnen einfach übergelaufen sind.

domradio.de: Es gibt aber keine nass gewordenen Gegenstände?

Hardering: Nein, getroffen hat es nur den Fußboden vor der Kommunionsbank in der Marienkapelle, der ist ein bisschen nass, aber das ist ein durchaus zu verkraftender Schaden. Ich habe mich selber davon überzeugt, denn in der Marienkapelle steht ja der Altar der Stadtpatrone von Stephan Lochner, aber der ist weit außer Gefahr.

domradio.de: Der Dom ist ja ein riesiges Gebäude, machen Sie regelmäßige Wartungsrundgänge mit Ihren Leuten?

Hardering: Ja, in der Tat. Das ist gerade im Winter oder Herbst sehr wichtig, dass die Rinnen gewartet werden. Da kann ja immer das ein oder andere Laub in die Rinnen gelangen. Oder die Rinnen sind verstopft, weil etwas gefroren ist. Da sind unsere Dachdecker vornehmlich, aber auch andere Mitarbeiter der Dombauhütte, unterwegs und kontrollieren die Rinnen und Becken, ob die auch alle frei sind und ob das Wasser da wirklich ungehindert ablaufen kann.

Das Gespräch führte Uta Vorbrodt. 

Kölner Dom

Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat ( shutterstock )

Der Kölner Dom ist eine der bedeutendsten Kirchen der Welt und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland. Das Gotteshaus beherbergt die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die Erzbischof Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln brachte.

Der Grundstein für den gotischen Neubau an der Stelle mehrerer Vorgängerkirchen wurde 1248 gelegt; 1322 wurde der Chor geweiht. Mittelschiff, Querhäuser und Seitenschiffe der Kölner Bischofskirche folgten bis 1560. Dann stoppten die Querelen um die Reformation und Geldmangel den Baubetrieb.

Quelle:
DR