Dompropst Gerd Bachner zum Dom als Weltkulturerbe

"Wie in einer Ehe"

Vor genau 20 Jahren - am 7. Dezember 1996 - wurde der Kölner Dom zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Dompropst Gerd Bachner erinnert sich und macht im domradio.de-Interview deutlich, worauf es beim Schutz des Domes ankommt.

Der Kölner Dom ist seit 20 Jahren Unesco-Weltkulturerbe / © Marius Becker (dpa)
Der Kölner Dom ist seit 20 Jahren Unesco-Weltkulturerbe / © Marius Becker ( dpa )

domradio.de: Was war denn damals das Argument dafür, dass der Dom auf die Liste gesetzt wurde?

Dompropst Gerd Bachner: Es gibt viele Gesichtspunkte, die berücksichtigt wurden. Bei der Vergabe des Titels geht es der Unesco um die herausragende Bedeutung eines solchen Bauwerks, um die Architektur, die Geschichte. Außerdem geht es um Fragen der Werte, die dort vermittelt werden. Und natürlich freuen wir uns über den Titel, weil er die Bedeutung unserer Kathedrale auch in der Unseco unterstreicht. Erst 1972 kam die Unesco überhaupt auf den Weg, Welterbe-Titel zu vergeben. Der Grundgedanke dahinter ist der des Schützens. Es geht nicht nur darum, das Bauwerk an sich zu schützen, sondern sich auch zu fragen: Wie geht der Tourismus damit um? Wie gehen wir mit den Werten um, die besonders in Sakralbauten wie dem Dom vermittelt werden?  

domradio.de: Die Unesco hatte den Dom ja 2004 auf die Rote Liste des gefährdeten Weltkulturguts gesetzt, weil sie ihn durch geplante Hochhäuser optisch beeinträchtigt sah. Der Stadt wurde also gedroht, den Dom von der Liste der Kulturgüter zu streichen. Wie haben Sie die Diskussion damals erlebt? Sie waren zu dieser Zeit noch kein Dompropst, sondern Regens. 

Bachner: Mein Vorgänger, Prälat Norbert Feldhoff, hat sich in dieser Hinsicht sehr engagiert. Der Dom ist nicht nur etwas, für das wir als Kirche Verantwortung tragen. Denn er ist auch das Wahrzeichen der Stadt. Das heißt, die Stadt hat ein Interesse am Dom. Und man muss immer wieder aufpassen, dass die wirtschaftlichen Interessen nicht Überhand nehmen. Und der Blick auf den Dom ist schon wichtig. Damals ist ganz klar gesagt worden: Es muss an der Domumgebung etwas getan werden. Wir haben nicht nur den Dom zu schützen - das Bauwerk, die Steine - sondern die Domumgebung gehört ganz wesentlich zum Dom dazu und ist deshalb schützenswert. 

domradio.de: Zwei Jahre Jahre später hat die Unesco diese Drohung dann wieder zurückgenommen. Ist damit jetzt die Gefahr gebannt, dass der Dom den Titel vielleicht doch wieder aberkannt bekommt? 

Bachner: Es ist immer ein Prozess und man muss etwas dafür tun. Ich sage immer gerne: Das ist wie in einer Ehe oder einer Beziehung. Es funktioniert nicht, nur zu sagen: Ich habe die Partnerin oder den Partner sicher. Nein, man muss immer wieder neu dranbleiben. Und das tun wir im Grunde als Stadt - die bemüht sich sehr darum - aber auch als Dom.

Der Tourismus zum Beispiel ist ein ganz erheblicher Faktor, der auch eine Gefahr für den Dom darstellt. Wenn manchmal auf dem Rhein mehrere Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig ankommen und dann hunderte von Menschen in den Dom stürmen, kann das ein Problem sein. Denn die Sakralität eines Welterbes ist für die Unesco auch ein wichtiger Wert. Wir bemühen uns - natürlich auch gemeinsam mit dem Domforum - dafür Sorge zu tragen, dass es zu einer Versöhnung kommt: Dass der Dom in erster Linie Gotteshaus ist und bleibt. Und dass man andereseits auch Räume und Wege schafft, den Menschen, dieses Gotteshaus zu öffnen.

Bei Silent Mod hatten wir eine solche Situation: Dafür hatten wir eine Zulassungsgrenze von 2.000 Menschen. Denn wenn mehr Leute kommen und man nur noch ein Gefühl hat wie im Advent auf der Hohestraße, kann ich den Dom nicht mehr erleben. Das ist ein sehr difiziles Thema. Und Achtsamkeit ist ständig geboten.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Dompropst Prälat Gerd Bachner und sein Dom / © Alexander Foxius (DR)
Dompropst Prälat Gerd Bachner und sein Dom / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
DR