Laser- und Sound-Kunst setzt den Dom in ein jugendliches Licht

SilentMOD im Kölner Dom

Und dann legt noch ein DJ auf. Im Dom? Noch alle Tassen im Schrank? Ja, unbedingt! Die Installation, die zur Kölner Gamescom ein jugendliches Publikum ansprechen will, tut dem Gotteshaus keine geistliche Gewalt an. Im Gegenteil.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Impressionen / © Pia Modanese (Kölner Dom)

Der Bass geht durch Mark und Bein. Der blaue Lasertunnel zieht den Betrachter hoch zum gotischen Chor. War da nicht gerade ein "Agnus Dei" zu hören? Im Seitenschiff öffnet sich schon ein neuer Tunnel: ein rotes Dreieck. Der Rollstuhlfahrer auf dem Weg nach vorn ist sich gar nicht bewusst, in welches Licht er in diesem einen Moment gesetzt ist. Am Donnerstagabend startete das Laser- und Sound-Kunstprojekt zur Computerspielemesse Gamescom im Kölner Dom. Es soll Kirche für ein jugendliches Publikum neu erfahrbar machen.

"Macht doch aus dem Dom keine Jahrmarktbude", postete ein besorgter Facebooker, kaum dass die ersten visuellen Eindrücke in den Sozialen Netzwerken erschienen. Aber erstens, so könnte man entgegnen, ist in der Kölner Bischofskirche schon durch ihre Lage direkt am Hauptbahnhof immer jede Menge Leben. Und zweitens: Mit Jahrmarktbude hat die Installation so rein gar nichts zu tun. Was das international gefeierte Kölner DJ-Duo "Blank & Jones" für das Projekt "SilentMOD" komponiert hat, ist des Doms würdig - "würdig und geil", wie es dem einen oder anderen Besucher bei der Premiere  spontan entfährt.

Dompropst begeistert

Heilige Hallen hin oder her. Selbst die Stars der Musikszene bekennen "Gänsehaut". Es ist keine Selbstinszenierung, die dort geschieht, kein Spektakel, keine Zweckentfremdung. Es ist das Gotteshaus selbst, das inszeniert wird. "Das stark machen, was in dieser Kathedrale schon da ist", nennt das der Bochumer Pastoraltheologe Matthias Sellmann, der Initiator des Events. Das Ergebnis gibt auch dem Hausherrn am "Domkloster 4" Recht. Wohl nicht alle goutieren das Experiment, das der 71 Jahre alte Dompropst Gerd Bachner wagt: die wohl bekannteste Kirche Deutschlands bewusst für die Jugendkultur zu öffnen, um so einen neuen Zugang zum sakralen Raum zu ermöglichen. Der Dom als "Server", als Kraftquelle, die in sich ruht.

Entsprechend strahlt Bachner bei der ersten Präsentation mit den Lasern um die Wette. Ernst betrachtete dagegen der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki am Vorabend seines 60. Geburtstags die Szenerie. Ernst und offenbar beeindruckt von dem, was sich vor seinen Sinnen abspielt: Sound und Chilltronic-Musik, kein Techno; Farbenspiel statt Lichtgewitter. Die Heiligenfiguren an den Kirchenpfeilern, die Schwalbennestorgel im Hauptschiff, magisch umspielt von Klang und Lumen.

Dazu ein Duft, den der Bochumer Zellphysiologe Hanns Hatt und der Parfümeur Marc vom Ende eigens für den Dom kreierten: Weihrauch trifft Orange - so anregend wie exotisch, zugleich ein frischer Anklang an die Herkunft des Christentums in der Levante. "Die Nase schläft nie", so Hatt. Das hätte sie dann mit den Besuchern gemeinsam. Der ewige Dom in einem jugendlichen Licht - eine starke Einladung des Domkapitels, eine große Chance auf ein besonderes Kirchenerlebnis.

domradio.de überträgt noch am Samstag ab 22 Uhr live aus dem Kölner Dom im Web-TV.

 


Quelle:
KNA