Dompropst Bachner über sein erstes Amtsjahr

Von Silvester bis Domhonig

Seit rund einem Jahr ist Dompropst Gerd Bachner Hausherr des Kölner Domes und steht mit der Kathedrale im öffentlichen Interesse. "Es gibt kein Thema am Dom, was nicht ein mediales Interesse erzeugt", sagt Bachner.

Dompropst Bachner (DR)
Dompropst Bachner / ( DR )

domradio.de: Vor fast genau einem Jahr (4.3.15) hat das Erzbistum Köln bekannt gegeben, dass Sie neuer Dompropst werden. Vorher waren Sie Leiter der Hauptabteilung Schule und Hochschule hier im Bistum, haben Sie sich jetzt in diesem Jahr in den "Domkosmos" eingelebt?

Dompropst Gerd Bachner: Im "Domkosmos" habe ich ja vorher schon gelebt. Seit 2005 bin ich Domkapitular, also seit elf Jahren im Domkapitel.

domradio.de: Aber der Hausherr des Domes sind Sie erst seit einem Jahr!

Bachner: Sie haben vollkommen Recht, es ist eine ganz andere Liga von den Aufgaben, von den Beziehungen, von den Menschen. Im ersten Jahr habe ich persönliche Kontakte geknüpft, habe mich in Sacharbeiten eingearbeitet, aber so ähnlich wie die Gerüste am Dom sagen: "Der Dom bleibt immer eine Baustelle", bleibt auch die Einarbeitung ein ständiges Thema mit dem man nie fertig ist.

domradio.de: Gibt es etwas, das in Ihrem jetzigen Dompropst-Dasein komplett anders läuft als in Ihrer Bildungsarbeit vorher?

Bachner: Ja, ich würde einen Punkt massiv herausstellen, das ist die Position in der Öffentlichkeit, das ist für mich neu. Obwohl ich ja nicht nur Leiter der Hauptabteilung, sondern auch stellvertretender Generalvikar war, also durchaus Bistumsleistungsaufgaben in der bisherigen Aufgabe über lange Zeit wahrgenommen habe. Aber erst recht in einer Stadt Köln, wo für die Kölner der Dom das Ein und Alles ist, ist dann natürlich auch der Dompropst eingebunden. So dass einerseits der Umgang mit den Medien sehr intensiv ist. Das andere ist die Begegnung mit den Politikern, auch das ist für mich neu, mit den Verantwortlichen der Stadt so oft und so regelmäßig im Gedankenaustausch, in Entscheidungsprozessen zu sein.

domradio.de: Das heißt, wenn am Herz der Kölner irgendwas ist, wenn da beispielsweise eine Taube falsch am Dom sitzt, heißt es: Sagen Sie doch bitte was, Herr Dompropst?

Bachner: Es gibt kein Thema am Dom, was nicht ein mediales Interesse erzeugt, das können Kleinigkeiten sein. Sie nannten die Taube. Für mich war es damals der Honig, der erste Bienenhonig am Dom auf unserer "Ponderosa", der überreicht wurde und ich das überhaupt nicht der Presse mitgeteilt hatte und dann bittere Vorwürfe bekam.

domradio.de: Jetzt gehen wir noch einmal in die unangenehme Silvesternacht zurück, da sind Sie auch sehr gefragt gewesen?

Bachner: Ja, noch immer, diese Woche kam der neue Polizeipräsident zu mir und wir haben im Grunde ausführlich über die verschiedensten Fragen gesprochen und da spielte die Silvesternacht natürlich eine Rolle. Das sind Themen, die mich natürlich als Dompropst einfordern und das Leid der Frauen spielt eine ganz entscheidende und große Rolle. Deswegen habe ich damals über den Raketenbeschuss des Domes kaum etwas gesagt, weil das für mich in der Verhältnismäßigkeit ein viel geringeres Thema ist. Es gab auch keinen Schaden. Aber was können wir für dieses Jahr Silvester tun, da sind wir mit der Stadt, mit der Polizei, mit dem Ordnungsamt in guten Gesprächen.

domradio.de: Was war bislang Ihr persönliches Highlight?

Bachner: Das war die Besteigung der Kreuzblume oben auf dem Turm anlässlich der Dreharbeiten für einen Film. Ich habe zwar schlotternden Knies aber mit Freude "Ja" gesagt. Dort oben auf unserem Dom zu stehen und den Blick und den Aufstieg zu haben, das hat mich sehr erfreut und auch Respekte gezollt bei den Mitarbeitern, die gesagt haben: Wenn der als 70-Jähriger noch so hochsteigt, Kompliment!

Von Aufgabenfeldern gab es viele, ich nenne nur die Historische Mitte in unserer Stadt oder die Nachfolge des Dombaumeisters.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR