Domkapellmeister Metternich über die Vorbereitungen auf Ostern

"Sonst kippt mir jemand um"

Für die Kölner Dommusik ist die Karwoche mit elf Gottesdiensten die wichtigste Woche im Jahr. Trotz Fastengebot ist gerade an Karfreitag ausreichendes Essen oberstes Gebot. Warum, das erklärt Domkapellmeister Metternich.

Domkapellmeister Metternich und Mitglieder der Domchöre (KNA)
Domkapellmeister Metternich und Mitglieder der Domchöre / ( KNA )

domradio.de: Was überwiegt denn bei Ihnen? Die Freude auf Ostern oder der Stress?

Domkapellmeister Prof. Eberhard Metternich: Zu Beginn der Woche eher noch der Stress und allmählich, wenn ich dann merke, es klappt alles mit den Vorbereitungen, dann kann sich auch ein bisschen Vorfreude auf Ostern sich dazu mischen.

domradio.de: Wie viele Gottesdienste sind es denn, die Sie musikalisch begleiten mit der Dommusik?

Metternich: Von Palmsonntag bis Ostermontag sind es elf Gottesdienste, die die vier Chöre unterschiedlich zu bewältigen haben.

domradio.de: Der Domchor und der Mädchenchor am Kölner Dom bestehen zu einem großen Teil aus Schülern. Sie haben zurzeit Osterferien. Sind da eigentlich viele auch im Urlaub oder erteilen Sie Urlaubssperren, damit sie ja nicht wegfahren?

Metternich: Ich weiß, dass es den Kindern manchmal in den Schulferien schwerfällt früh aufzustehen. Wir treffen uns jetzt in den Tagen von Montag bis Donnerstag um 9 Uhr zum gemeinsamen Morgengebet.

Wir sagen eindeutig, in einem Domchor zu singen, erfordert auch besonderen Einsatz. Die wichtigste Woche ist die Karwoche. Das verursacht vielleicht ein bisschen Druck, aber so kommt es dann, dass von meinen 78 Jungs momentan nur drei weg sind.

domradio.de: Wenn die Eltern beispielsweise nur Ostern Möglichkeiten haben wegzufahren, dann drücken Sie ein Auge zu?

Metternich: Ja, das geht schon mal. Man muss überlegen, so ein Junge singt im Durchschnitt drei Jahre, hat also dreimal diese Karwoche und da erwarte ich schon, dass er mindestens einmal dabei ist.

domradio.de: Es sind zum Teil sehr lange Gottesdienste, Karfreitag und die Osternacht dauern die Gottesdienste über zwei Stunden. Ist das eine besondere Herausforderung für die Sänger?

Metternich: Ist es. Ich muss auch immer darauf hinweisen, dass die Jungs vorher ausreichend gegessen haben. Trotz Fastengebot. Aber sonst kippt mir schon mal jemand um, gerade bei zwei Stunden an Karfreitag mit viel Knien, mit viel Stehen. In der Osternacht ist es ein bisschen anders, weil dieses Erleben so spät auf zu sein, sorgt für das nötige Adrenalin bei den Jungs. Da haben wir eher weniger Probleme.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR